Neckarsulm. Einen Arbeitsweg von 800 Kilometern pro Strecke nehmen nur die wenigsten Menschen auf sich. Falls doch, müssen sie sich dort wohl fühlen. Für Josef Braun ist die Strecke zwischen dem tschechischen Frýdek-Místek und Neckarsulm kein Problem. 24 Jahre lang schlägt der 52-Jährige bereits für den Verein auf.
„Der Verein gefällt mir, die Stimmung in Neckarsulm ist sehr gut“, sagt Braun über seinen Verein. 1990 kam der Tscheche nach Deutschland, spielte dort fünf Jahre lang in Heidelberg in der Oberliga. Anschließend wechselte er etwas weiter östlich nach Neckarsulm in die 2. Bundesliga. Seitdem hält er dem Verein die Treue, auch nach einem zwischenzeitlichen zweijährigen Intermezzo außerhalb zog es ihn an den Neckar zurück. Braun ist nicht nur aufgrund seiner langjährigen Vereinstreue eine Ausnahme in der 2. Bundesliga, mit 52 Jahren ist er auch der älteste Spieler der Liga. Zusammen mit Damien Eloi vom 1. FC Köln bildet er das Duo der ältesten Spieler des Unterhauses, Eloi ist vier Monate jünger.
Nach dieser Saison ist Schluss in Liga 2
Sein Alter hat er lange Zeit nicht als Problem in Spielen mit der oft jungen Konkurrenz gesehen. „Ich war immer sehr froh, gegen junge Leute spielen zu können und hatte da auch meine Taktik“, erzählt Braun. Mittlerweile merke er jedoch einen Geschwindigkeitsunterschied. „Die Leute sind schneller als ich“, sagt er. Auch die mehrstündige Reise von seinem Wohnort nach Neckarsulm sei anstrengender als früher. „Das macht mir aber Spaß“, meint der Routinier. Trotzdem plant er, nach der Saison nicht mehr länger in der 2. Bundesliga aufzuschlagen. Als Grund dafür sieht Braun auch mentale Probleme. „Da ist das mit der Kopfsache: Es ist sehr stressig“, erklärt er. Oft gebe es Probleme, den Vorsprung im Entscheidungssatz nach Hause zu bringen.
Mit sechs Jahren fing Braun mit dem Tischtennisspielen an, war schnell auf Schüler- und Jugendebene erfolgreich. Der Wechsel in den Herren-Bereich fiel ihm dann schwerer, er war jedoch auch mehrere Jahre lang Teil der tschechischen Nationalmannschaft. Bis vor zwei Jahren bekleidete Braun insgesamt acht Jahre lang das Amt des tschechischen Nationaltrainers, darunter drei Jahre lang für das Schüler-Team, anschließend fünf Jahre lang für die Jugend. Braun steht immer noch vier Mal pro Woche am Tisch und trainiert. Wettkampfpraxis erhält er neben den Spielen im Unterhaus auch durch die Teilnahme an der tschechischen Challenger-Series, an der er dreimal pro Monat teilnimmt. „Dort sind immer sehr gute Spieler und es ergeben sich auch gute Spiele“, erklärt Braun.
Im unteren Drittel einer ausgeglichenen Liga
Josef Braun steht mit seinem Team von NSU Neckarsulm im hinteren Tabellendrittel. „Wir wussten, dass wir um den Abstieg spielen werden. Die Liga ist sehr ausgeglichen“. Braun schätzt, dass mit der aktuellen Mannschaft durchaus die Liga gehalten werden könnte, die Mannschaft müsse zusammen einen guten Tag haben und gut spielen.
Insgesamt sei das Niveau der Liga im Vergleich zum letzten Jahr gestiegen. Auch Braun selbst merkt das: Nach dem 5:5-Unentschieden gegen Passau steht er bei einer Bilanz von 1:8. Das ist ein weiterer Grund, warum er im nächsten Jahr plant, nicht mehr in der 2. Liga zu spielen. Bis dahin freut er sich auf die restliche Saison. „Ich möchte spielen. Ich bin fit“, meint er.