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Benedikt Duda (l., Foto: Peter Heckert Instagram)
Das "P" auf der Akkreditierung steht nicht mehr für "Problems": Nina Mittelham und "Benne" Duda sind vollwertige Teile des Teams

Mittelham und Duda: Ausgerechnet Pandemie-Spiele beim Olympia-Debüt

SH 24.07.2021

Tokio. Es ist eine wichtige, in der Regel aber ungeliebte Rolle in einer Olympia-Delegation. Die Ergänzungsspieler oder „Alternate Athletes“ mit der so genannten P-Akkreditierung kommen nur dann zum Einsatz, falls jemand aus der Stammmannschaft aufgrund von Krankheit oder Verletzung aus einem laufenden Wettbewerb ausscheiden müsste. In Tokio sind die Olympia-Debütanten Nina Mittelham und Benedikt Duda in dieser Rolle.

Anders als früher sind die P-Akkreditierten inzwischen im Olympischen Dorf untergebracht und können sich dadurch noch mehr als vollwertiger Teil des Teams fühlen. 2008 in Peking etwa war das noch ganz anders. Da kaufte der damalige DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig den auswärts untergebrachten Bastian Steger und Amelie Solja vor Ort sogar Fahrräder, damit sie von ihren Hotels ohne Shuttle-Anbindung leichter zum Olympischen Dorf gelangen konnten. „Ich weiß nicht wofür das ‚P‘ steht“, hatte der heutige DOSB-Vorstand Leistungssport mit dem notwendigen Galgenhumor erläutert, „aber ich nenne es einfach ‚Problems‘".

„Benne“ Duda und Nina Mittelham sprechen im Tokio-Doppel-Interview über ihre bisherigen Eindrücke bei ihren ersten Spielen, ihrem Tagesablauf und ihrer Sorge vor dem Corona-Virus.

Auch wenn es unter Pandemie-Bedingungen ganz anders ist als sonst: Wie beeindruckt seid ihr bisher von den Olympischen Spielen?
Benedikt Duda:
Ich bin sehr beeindruckt, weil es etwas ganz anderes ist, als wir es von der World Tour oder von WTT kennen. Die Sportler der Welt aus ganz vielen Sportarten sind alle an einem Fleck. Es ist schon cool, so viele Sportler aus den anderen Sportarten zu sehen. Und das Dorf ist beeindruckend groß.
Nina Mittelham: Es ist ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte, vor allem aufgrund von Corona. Wir dürfen hier nicht so viel tun, quasi nur in die Tischtennishalle gehen.
Aber die Stimmung ist groß; es sind so viele Leute hier, was man sonst von normalen Tischtennisturnieren nicht unbedingt kennt. Ich freue mich vor allem, hier zu sein und gucke mal, was ich noch mitnehmen kann.

Was hat euch am meisten überrascht – positiv wie negativ?
Mittelham:
Positiv hat mich überrascht, dass wir überhaupt hier sind, dass die Spiele trotz Corona überhaupt stattfinden können. Davon bin ich wirklich überrascht. Negativ ist, dass man Corona eben nicht ganz ausschließen kann. Man hat an den Tschechen gesehen, dass es trotz aller Maßnahmen Fälle gibt. Das finde ich sehr schade.
Duda:
Ich denke, dass beim Essen zu viele Leute gleichzeitig an einem Ort sind. Es achten nicht alle auf den Abstand und die Masken werden zu selten richtig getragen. Das fällt ein bisschen negativ auf. Aber du kannst ja auch nicht jedem erklären, wie er die Maske zu tragen hat.
Positiv ist, dass wir bislang organisatorisch so gut durchkommen. Wir müssen jeden Tag Corona-Tests machen und in die Tracking-App Ocha eintragen. Das klappt alles sehr gut. Und vor allem ist wichtig, dass es bei uns im Team noch keinen Corona-Fall gibt.

Ihr kämt ja erst in der zweiten Woche beim Mannschaftswettbewerb ins Turnier und dann auch nur, falls jemand ausfallen sollte. Beschreibt mal euren Ablauf in den ersten Tagen in Tokio.
Mittelham:
Bisher haben wir immer einmal am Tag trainiert. Dafür sind wir mit Hin- und Rückfahrt insgesamt drei Stunden unterwegs. Ansonsten hat man sehr viel Zeit und ist öfter beim Essen. Meine Teamkolleginnen haben am Anfang das Frühstück verschlafen, also bin ich dort alleine hingegangen. Ich gehe sehr viel laufen, was ich sonst auf Turnieren normalerweise nicht mache. Ich habe hier einfach so viel Zeit und die versuche ich, so gut wie möglich zu nutzen.
Duda: Franz und ich spielen oft Karten und hören Musik. Ich mache den Wäschedienst für die Jungs und besorge neue Handtücher. Außerdem essen wir ein bisschen länger als üblich. Die Zeit geht relativ schnell rum.

In der Main Dining Hall ist die Sushi-Schlange am längsten: Bei welcher Art von Küche stellt ihr euch am liebsten an?
Duda:
Auch ich stehe tatsächlich oft bei der japanischen Küche an. Am liebsten esse ich die Ramen-Nudeln. Das Essen ist super hier. Es gibt viel Auswahl. Die japanische Küche ist mein ‚favorite‘.
Mittelham: Mein Essens-Favorite sind ganz klar die Wassermelonen (Lacht.). Das Essen ist hier super. Oft habe ich auf Turnieren Probleme, überhaupt etwas Essbares zu finden.

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Das deutsche Aufgebot bei den Tischtenniswettbewerbe in Tokio

Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja
Teilmannschaftsleiter: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainer-Team: Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Assistenztrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Arzt: Dr. Antonius Kass (Düsseldorf)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf (Düsseldorf)
Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst (Frankfurt/Main)

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