Freiburg/Düsseldorf. Am 21. Januar 1962 endete in Freiburg im Breisgau die Ära Conny Freundorfer; gleichzeitig begann die des damals 21 Jahre jungen Eberhard Schöler. Wie Freundorfer würde auch Schöler insgesamt neun Mal den begehrtesten nationalen Einzel-Titel gewinnen. Seine internationale Karriere und die als Funktionär im Anschluss wurde sogar noch strahlender.
In der Reihe DM-Classics auf dem Weg zu den 90. Nationalen Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren am 25. und 26. Juni in Saarbrücken werfen wir einen Blick ins Magazin Deutscher Tisch-Tennis Sport vom 1. Februar 1962, in der der Autor Schölers nationalen Durchbruch beschreibt.
Von Klaus Rhenius
Fünf Einzel hatte Eberhard Schöler seit Samstagvormittag, 11.15 Uhr, in Freiburg gewonnen: 3:1 gegen den Saarländer Russy, 3:0 gegen Stegmann (Württemberg). 3:0 gegen Stock aus Friedberg, 3:2 gegen seinen Vereinskameraden Forster und 3:1 gegen Arndt. Fünfmal war er, ohne eine Miene zu verziehen, als Sieger vom Tisch gegangen. Jetzt führte er im fünften Satz des Endspiels 17:13 gegen Michalek. Würde wenigstens der Titel eines Deutschen Einzel-Meisters zu einer Gemütsbewegung führen? Vier Minuten später war der 21-jährige Spitzenspieler von DJK Tusa 08 Düsseldorf der Nachfolger Conny Freundorfers, und während Forster, Offergeld, Gäb und die anderen Westdeutschen temperamentvoll an die Umrandung stürmten, blieb Eberhard Schöler auch in diesem Augenblick seines bisher größten Erfolges beherrscht wie ein englischer Lord. Ein knappes Lächeln – das war alles.
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Schöler weder Favorit noch Außenseiter. Aber es war auch kein anderer Favorit da. Jeder der acht gesetzten Spieler hatte eine gewisse Chance.
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In dieser Runde (Anmerkung: Runde drei, in der der neunfache Meister Conny Freundorfer überraschend Peter von Klaudy unterlag), war auch Schöler in größter Gefahr. Der wesentlich kräftigere, aber nervlich schwächere Forster führte, wenn auch jeweils nur durch 21:19-Sätze, 2:0, und Schöler schien nicht mehr selbstverständlich zu sein, ob er dieses Sicherheitsspiel noch zu einem guten Ende führen könnte. Beide verfolgten nebenbei auch noch OffergeIds Topspin-Duell mit Arndt. Aber seitdem Schöler gelernt hat, aus dem Löffeln mit Vor- und Rückhand plötzlich zu schlagen, ist ihm mit reiner Defensive kaum noch beizukommen.
Aber auch die Topspin-Künste von Arndt erschütterten Schöler in der nächsten Runde nicht. Kein Wunder: Schöler trainiert mit Offergeld. So siegte der Düsseldorfer genauso 3:1 wie Michalek gegen von Klaudy, wobei beide Verlierer im vierten Satz durchaus die Chance hatten, auf 2:2 gleichzuziehen.
Das Endspiel war mehr etwas für den Kenner als für den Laien. Michalek wusste, dass er gegen Schöler zwar angreifen musste, aber dies nicht zu oft und selten mehrfach hintereinander. Hatte er mit seinem technisch hervorragenden Spiel und der Gefährlichkeit seines Schlägers bisher alle Gegner beherrscht, Schöler brachte die Überschnittbälle sicherer und flacher zurück, er reagierte auch besser auf Überraschungsbälle und schlug selbst nur in sehr gut erkannten Situationen. Ich habe Schölers Angriffsschläge in den drei ersten Sätzen gezählt. Es waren insgesamt 16. Sie brachten ihm 11:5 Punkte ein.
Wer nach dem Oberkörper des neuen Meisters guckt, wird getäuscht. Oben ist alles „Pokerface", die Beine machen keinen Schritt zu viel, aber wie blitzschnell reagieren sie, wenn es die Lage erfordert. Oben ruhig, aber alles mit den Beinen – Schöler bewegt sich wie ein Turniertänzer.
Vor acht Jahren hatte er bei Schwarz-Weiß Düsseldorf mit Tischtennis begonnen. Sein steiler Aufstieg war allerdings erst bei Tusa Düsseldorf gefolgt. Zu seinem "Steckbrief" gehört noch, dass er Briefmarken und Schallplatten sammelt, im Sommer gern Fußball und Tennis spielt, Deutsch und Geschichte auf der Penne als Lieblingsfächer hatte und 100 Meter in 12,0 läuft.
Weltmeisterschaften
Europameisterschaften
Internationale Deutsche Meisterschaften
Deutsche Meisterschaften
Länderspiele: 155 (zwischen 1961 und 1973)
Laufbahn als Funktionär
DM 2022