Chengdu. Mit einem 3:0-Erfolg über Tschechien haben Deutschlands Damen bei den Mannschafts-Weltmeisterschaften im chinesischen Chengdu den Sprung ins Achtelfinale geschafft. Als ungeschlagener Sieger der Vorrundengruppe fünf vermeidet das Quintett von Bundestrainerin Tamara Boros das vorzeitige Aufeinandertreffen in der Runde der besten 16 mit einem der Sieger der übrigen fünf Gruppen. "Es war heute zum Glück ein relativ problemloses Spiel für uns, aber auch nur deshalb, weil alle Drei auf den Punkt fokussiert waren", kommentierte Coach Boros, die erneut Ying Han, Nina Mittelham und Xiaona Shan aufgeboten hatte. "Nur Ninas Spiel war etwas schwieriger, aber auch sie hatte es letztlich im Griff."
Die 25-jährige Weltranglisten-14., Mittelham, brauchte gegen die gegnerische Nummer eins, Hana Matelova, anderthalb Sätze, bis sie zu ihrem Spiel fand. Nach verlorenem ersten Durchgang und 0:4-Rückstand startete die EM-Finalistin von München gegen die sieben Jahre ältere Bronzemedaillengewinnerin des Europe Top 16 von 2021 die Aufholjagd. Mittelham gewann Satz zwei und blieb zunächst auf der Überholspur, beschäftigte Matelova mit verschiedenen Aufschlagvarianten sowie wechselnder Rotation und Geschwindigkeit aus Vorhand- wie Rückhandseite, lautstark auf der Bank angefeuert zusätzlich von Sabine Winter und Annett Kaufmann, die am Montag nicht in der Box zum Einsatz kamen.
Mittelham: "Ich musste um jeden Ball, jeden Punkt kämpfen"
Die ehemalige Bundesligaspielerin Matelova, lange Stammgast der deutschen Trainingsgruppe am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf, gab sich jedoch zu keiner Zeit geschlagen. "Es war kein einfaches Spiel. Ich musste um jeden Ball, jeden Punkt kämpfen", so Mittelham. Als Matelova einen 5:9-Rückstand im dritten Satz aufholte, war es die Auszeit von Tamara Boros, die Mittelham wieder auf Linie brachte. Auch als im Vierten ihr 6:2-Vorsprung schmolz, blieb die Deutsche gelassen und setzte sich schließlich mit 8:11, 11:7, 11:9 und 11:6 durch. "Ein Match, in dem ein paar mehr und längere Ballwechsel zustande kommen, ist immer wichtig für mich", sagte Mittelham.
Boros fügte hinzu: "Matelova schenkt einem keine leichten Punkte. Nina hat sich am Anfang nicht so flüssig bewegt und ein bisschen mit angezogener Handbremse gespielt. Ihre positive Einstellung hat sie trotzdem behalten, ist dran geblieben und hat besser und besser gespielt. Ich hoffe, dass sie für die nächsten Spiele jetzt ihren Rhythmus gefunden hat."
Han erneut souverän: "Am freien Tag den Akku aufladen"
Im Siegermodus der ersten Turniertage blieb Ying Han am Tag der deutschen Einheit. Die abermals an Position eins aufgebotene Spitzenspielerin der Deutschen erwies sich einmal mehr als Mrs. Zuverlässig. Katerina Tomanovska konnte gegen die weltbeste Defensivakteurin als Weltranglistenachte nur den dritten Satz bis zur Mitte etwas offener gestalten und war den Schnittvarianten und dosiert eingestreuten Angriffsbällen der European-Games-Einzelfinalistin von 2019 selten gewachsen.
Auf ihre aktuelle Topform angesprochen erwiderte Han, die im Anschluss an ihre Partien in der T.League für Nagoya zur WM angereist war: "Ich habe ein gutes Gefühl nach der japanischen Liga, wo ich schon recht gut gespielt habe. Hier in Chengdu habe ich direkt gut angefangen. Ganz frisch bin ich nach den vier Einzeln aber nicht mehr, deshalb bin ich froh, dass wir morgen eine Pause haben und ich den Akku wieder aufladen kann."
Shan locker gegen Abwehr
An Position drei gegen Tschechien bewies Xiaona Shan gegen die nicht ganz Lehrbuch-gemäße Abwehr von Marketa Sevcikova die nötige Geduld, Lockerheit und vor allem die bilderbuchmäßige Strategie gegen Defensivakteurinnen, die selten angreifen. Gegen ihre 24-jährige Konkurrentin verteilte die 15 Jahre ältere Penholderstrategin die Bälle über den ganzen Tisch, mal hart und lang, mal halblang oder weich und kurz mit ansatzlos ausgeführten Stopps. "Heute war ich weniger nervös. Gegen Abwehr bin ich immer etwas ruhiger", erklärte Shan.
Für Team Deutschland beginnt mit dem Ende der Gruppenphase die Konzentration auf die Hauptrunde, die am Mittwoch beginnt. Den für das Damen-Quintett spielfreien Dienstag, den die Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes wegen ihrer mit nur vier Teams besetzten Gruppe hat, nutzt die Mannschaft "zur Vorbereitung auf das Achtelfinale. Wir werden morgen mindestens einmal trainieren, und nach der Auslosung gleich mit der Video-Analyse beginnen", erzählt Shan und hofft auf Losglück. "Eine gute Auslosung ist so wichtig für uns."
Gruppenplatz zwei für Indien
Den zweiten Platz in der Vorrundengruppe fünf belegt Indien, das am Montag Tabellenschlusslicht Ägypten mit 3:1 in die Schranken wies, und ebenfalls in der Runde der besten 16 steht. Die Mannschaft hatte nur gegen die DTTB-Damen eine Niederlage kassiert (2:3). Platz drei belegt Tschechien, das Ägypten mit 3:1 besiegte, gegen Deutschland und Indien jedoch nur drei Sätze insgesamt gewinnen konnte.
Die Ergebnisse der dritten und letzten Runde in der Vorrundengruppe 5
Deutschland - Tschechien 3:0
Ying Han - Katerina Tomanovska 3:0 (4,5,7)
Nina Mittelham - Hana Matelova 3:1 (-8,7,9,6)
Xiaona Shan - Marketa Sevcikova 3:0 (8,4,5)
Indien - Ägypten 3:1
Sreeja Akula - Hana Goda 3:0 (6,4,1)
Manika Batra - Dina Meshref 3:2 (-8,6,7,-2,8)
Diya Parag Chitale - Yousra Helmy 2:3 (5,-10,9,-9,-4)
Akula - Meshref 3:1 (8,8,-9,6)
Endstand in der Gruppe 5: 1. Deutschland 3:0, 2. Indien 2:1, 3. Tschechien 1:2, 4. Ägypten 0:3
Deutschland: Ying Han (8), Nina Mittelham (14), Xiaona Shan (20), Sabine Winter (46), Annett Kaufmann (126)
Indien: Manika Batra (44), Sreeja Akula (77), Reeth Tennison (117), Diya Parag Chitale (122), Swastika Ghosh (229)
Ägypten: Dina Meshref (29), Hana Goda (42), Mariam Alhodaby (50), Yousra Abdelrazek Helmy (57)
Tschechien: Hana Matelova (28), Katerina Tomanovska (206), Marketa Sevcikova (403)
01.10.: Deutschland - Indien 3:2; Ägypten - Tschechien 1:3
02.10., 4 Uhr: Deutschland - Ägypten 3:0, Indien - Tschechien 3:0
03.10., 7 Uhr: Deutschland - Tschechien 3:0, Indien - Ägypten 3:1
04.10.: spielfrei für die deutschen Damen, Gruppenspiele in Vierergruppe beendet | Hauptrunden-Auslosung im Anschluss an die letzten Spiele in den übrigen Vorrundengruppen
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Texte
Livestream, Ergebnisse, Spielsystem