Nieuwegein. Tischtennis-Deutschland verfolgt mit Spannung jede Verlautbarung von behördlicher Seite darüber, ob und wann die Hallen wieder öffnen könnten. Bis dahin steht der Trainings- und Wettkampfbetrieb still. Wie sieht es eigentlich in anderen Ländern aus? Achim Sialino, Direktor Tischtennis des niederländischen Nationalverbands NTTB, beschreibt die Lage in der Nachbarnation für Profis und Amateure.
„In den Niederlanden sind alle Sporthallen geschlossen. Alle Hallensportarten stehen still. Zwar haben hier viele Vereine eine eigene Halle, aber auch für diese gilt: Alles zu! Wir haben den Wettspielbetrieb ungefähr bei der Hälfte der Frühjahrssaison auf allen Ebenen abgebrochen. Alle Turniere sind abgesagt oder in der Hoffnung verschoben, dass diese noch nachgeholt werden können. Aber: Im Finden von Möglichkeiten, daheim Tischtennis zu spielen, sind Niederländer wahrscheinlich ebenso kreativ wie Sportler in anderen Ländern.
Auch für unsere Topstars war noch kein Training möglich. Sie überbrücken die Zeit mit Kraft- und Ausdauertraining, wenn sie zu Hause keine Möglichkeiten haben. Sie sind die ersten, die das Training wieder aufnehmen dürfen und zwar sehr bald: Ab Mittwoch, 29. April, dürfen so genannte Topsportler, die zu einer genau definierten Gruppe gehören – das sind rund 800 Sportlerinnen und Sportler, darunter 13 Tischtennisleute inkl. Para-Athleten – an bestimmten Stätten wieder trainieren. Ein Trainer oder eine Trainerin darf dabei sein, Sparringspartner über die 13 definierten Topsportler hinaus dürfen aber nicht hinzukommen; auch kein Physiotherapeut für die Nachbehandlung. Für jede Sportart gilt zudem ein besonderes Hygiene-Protokoll. Duschen und Umkleidekabinen bleiben für sie geschlossen.
Die niederländische Regierung macht auf der Basis mehrerer Studien einen deutlichen Unterschied zwischen den Altersgruppen: Unter zwölf Jahre dürfen Kinder ab dieser Woche draußen wieder Sport treiben, ganz ohne Abstandsbeschränkung. Auch 13- bis 18-Jährige dürfen draußen dann wieder gemeinsam Sport treiben, allerdings mit anderthalb Metern Abstand. Für alle gilt dabei, dass dies auf durch die Gemeinden zugelassenen Flächen geschehen muss. Wir hoffen, dass Ende Mai, Anfang Juni auch die Hallensportarten wieder starten dürfen. So haben wir auch die kleine Hoffnung, dass wir unser NTTB-Sommer-Camp im August auch in diesem Jahr stattfinden lassen können, eben weil es sich bei den Teilnehmern um Kinder und Jugendliche handelt. Wir haben im Juni aber noch einen Zeitpunkt eingeplant, wo wir es absagen könnten, falls es dann doch nicht erlaubt wird. Zur im September beginnenden neuen Saison hoffen wir dann, dass wir den Wettkampfbetrieb wieder aufnehmen können. Vielleicht in angepasster Form, z.B. ohne Doppel.
Natürlich sind viele Spielerinnen und Spieler ungeduldig und wollen lieber heute als morgen wieder in die Halle. Wir erfahren viel Verständnis und Solidarität, wenig Mitgliederaustritte und viel Gemeinschaftsgefühl bei den schwierigen Entscheidungen, die wir im Verband treffen müssen. Das macht Mut und motiviert uns, weiter hart zu arbeiten, um dann wieder startklar zu sein, sobald die Türen sich öffnen.
Die meisten Niederländer sind leider mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Der ökonomische Druck steigt, viele Geschäfte und (Klein-)Unternehmer werden diese Krise nicht überstehen. Na ja, dann wird die schönste Nebensache echt zur Nebensache.“