Frankfurt/Mainz. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sind seit dem Abend des 11. August Geschichte. Wer sie im Fernsehen miterlebt hat, dem erscheinen sofort tausende magischer Bilder vor Augen. Wer die Sommerspiele in der Seine-Metropole vor Ort miterleben durfte, dem bleiben noch intensivere, vor allem noch persönlichere Erlebnisse in bester, wahrscheinlich unvergesslicher Erinnerung. Einer dieser Privilegierten ist der 16 Jahre alte Ole Kaspers aus Mainz-Drais, Regionalligaspieler beim 1. FSV Mainz 05. Ole Kaspers war einer der Teilnehmer am Deutsch-Französische Olympischen Jugendlager (DFOJL), das knapp 100 jungen Menschen aus Deutschland und Frankreich vom 24. Juli bis 7. August die Möglichkeit bot, sich kennenzulernen, auszutauschen und die Olympischen Spiele live mitzuerleben. Das Jugendlager beinhaltete ein abwechslungsreiches Programm, das den interkulturellen Austausch zwischen Frankreich und Deutschland sowie die Förderung olympischer Werte in den Mittelpunkt stellte. Ole Kaspers schildert auf tischtennis.de seine persönlichen Eindrücke.
Erster Höhepunkt: Die Olympische Eröffnungsfeier
Ankunft und Beginn des DFOJL gingen mit vielen Erlebnissen und Emotionen einher. In der Luft lag zunächst die Müdigkeit von der gemeinsamen Busfahrt, aber auch viele Erwartungen zu den bevorstehenden Aktivitäten. Mit unserer Ankunft in Paris war der Aufenthalt im DFOJL offiziell eröffnet und die Vorfreude und Spannung steigerten sich von Tag zu Tag durch verschiedene Aktivitäten. Der erste Höhepunkt war die Olympische Eröffnungsfeier. Diese verfolgten wir über einen großen Bildschirm in der deutschen Fanzone, und dies gab uns einen ersten Vorgeschmack auf die Stimmung in Paris. Auch der anhaltende Regen am Eröffnungstag tat der Begeisterung keinen Abbruch. Außerdem gab es viele tolle Aktivitäten in der Fanzone, bei denen wir zusammen viel Spaß hatten.
Meet and Talk mit Bundeskanzler Basketball-Legende
Im Laufe des Camps haben wir viele interessante Menschen getroffen, darunter auch bekannte Sportlerinnen und Sportler sowie Vertreterinnen und Vertreter der Politik. Teils unerwartet, teils aber auch geplant. Meine persönlichen Highlights waren eine Begegnung mit unserem Bundeskanzler Olaf Scholz und mit der deutschen Basketball-Legende Dirk Nowitzki. Olaf Scholz trafen wir im Deutschen Haus, Dirk Nowitzki kam uns in unserer Unterkunft, dem Centre de Ressources d’Expertise et de Performance Sportive, kurz CREPS genannt, besuchen. Beide waren sehr sympathisch, bodenständig und beantworteten viele unserer Fragen. Dirk Nowitzki hat mich, selbst knapp 2 Meter groß, mit seiner Körperhöhe von 2,13m beeindruckt, außerdem war es sehr interessant, ihm bei seinen Antworten zuzuhören. Bei Olaf Scholz ist uns seine ruhige und gelassene Art aufgefallen und wir waren begeistert, wie viel Zeit er sich für uns genommen hat. Danke Olaf!
Weitere tolle Erlebnisse waren für mich natürlich das Aufeinandertreffen mit den Tischtennisspielern, da ich selbst leidenschaftlich Tischtennis spiele. Am Finaltag der Frauen durfte ich die besten Spielerinnen der Welt hautnah erleben. Zwar konnte ich keine Worte mit ihnen wechseln, doch trotzdem war es eine unglaubliche Begegnung. Weitere sehr aufregende und persönliche Begegnungen hatten wir mit der französischen Profi-Handballerin Manon Houette, dem ehemaligen französischen Profi-Hürdenläufer (Stéphane Diaghana, mi Verena Bentele, der Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes) sowie mit Mitgliedern des IOC (Internationales Olympisches Komitee). Anhand der Liste dieser Persönlichkeiten kann man schon ablesen, welche Möglichkeiten zum Austausch eröffnet wurden. Und das waren noch lange nicht alle. Welch eine Ehre…
Wettkämpfe und olympische Atmosphäre
Neben den Begegnungen mit vielen Sportlern hatten wir zudem die Möglichkeit, Wettkämpfe zu besuchen - und dies hat dann alles übertroffen. Die fantastische olympische Stimmung und der Spirit haben jeden Wettkampf, egal in welcher Sportart und welcher Runde, einzigartig und besonders gemacht. Jeder DFOJL-Teilnehmer durfte bei zwei Medaillenentscheidungen und zwei Qualifikationsrunden zusehen. Beim Vorbereitungstreffen im Mai konnten wir unsere Wünsche äußern, wodurch ich und die meisten anderen sehr zufrieden waren mit den Wettbewerben, die wir schauen konnten. Selbst wenn man kein Ticket für die Sportart bekommen hat, die man sich unbedingt gewünscht hatte, war es im Nachhinein sehr spannend, neue Sportarten kennenzulernen und die jeweilige Atmosphäre zu schnuppern. Diese Erfahrung machte ich zum Teil selbst, ähnliche wurden mir aber auch von vielen anderen berichtet.
Unvergessliche Eindrücke von den Wettkämpfen
Doch nun zu den Wettkämpfen: Mir wurden die Medaillenentscheidungen Mountainbike und Tischtennis zugewiesen (beides Frauen), die anderen beiden Wettkämpfe waren Tennis und Badminton (Frauen und Männer). Jede der vier Sportarten hatte ihre eigenen einzigartigen Highlights, weshalb jeder Tag, an dem wir Wettkämpfe besuchen durften, besonders war! Meine persönlichen Glanzmomente erlebte ich beim Tennis, wo wir ein unglaubliches Spiel von Novak Djokovic gegen den deutschen Dominik Koepfer sehen konnten. Im Anschluss daran kam es zu einem spannenden Krimi zwischen Angelique Kerber und der Chinesin Zheng Qinwen, den Kerber haarscharf verlor. Es war somit das letzte Spiel ihrer Karriere. Emotionen, Stimmung und großartiges Tennis – diese Worte fassen diesen Tag perfekt zusammen.
Natürlich war auch der Tischtennis-Wettkampf unglaublich. Zwar war ich schon oft bei Wettkämpfen der Tischtennisprofis, aber was in Paris in der Halle und auch außerhalb abging, war unfassbar. Das war für mich persönlich noch mal eine ganz neue Dimension von Begeisterung und Leidenschaft, die ich so noch nie erlebt habe. Wie würde ich also diese Wettkampftage mit einem Wort beschreiben? Eindrucksvoll? Nein, viel mehr - unvergesslich!
Workshops und Wissen über Olympische Spiele
Stellt euch vor, Ihr seid mitten in der lebendigen Energie von Paris während der Olympischen Spiele und Ihr bekommt dann durch verschiedene Workshops das Gefühl, selbst Teil dieser historischen Veranstaltung zu sein und könnt Euer Wissen über Olympia erweitern. So ging es mir während dieser zwei Wochen nämlich. Es fanden nahezu täglich Workshops zu so gut wie allen Themenbereichen statt, die Olympia zu bieten hat. Von der Geschichte der Olympischen Spiele bis zur Chance, selbst einen neuen Sport aktiv auszuprobieren. So habe ich zum Beispiel die Sportart Blindenfußball ebenso ausprobiert wie Feldhockey, das einige der Teilnehmenden selbst leiteten. Leider konnte ich für die anderen keine Einführung in die Welt des Tischtennissports mehr organisieren. Insgesamt waren diese Workshops eine geniale Erfahrung und es war spannend zu erleben, wie das Training in anderen Sportarten abläuft und was die Herausforderung der der einzelnen Sportarten ist. Zusätzlich habe ich auch an theoretischen Workshops teilgenommen, wie zum Beispiel Olympische Erziehung und Olympische Werte. Diese Vorträge haben mein Wissen vertieft und mich dem olympischen Geist noch nähergebracht.
Freie Zeit und multikultureller Austausch
Obwohl man oftmals dachte, man habe schon alles kennengelernt, stellte sich schnell heraus: Da gibt’s noch mehr! Während unserer Zeit in Paris wurde es wirklich nie langweilig, denn es standen auch zahlreiche andere Aktivitäten auf dem Programm, beispielsweise Sprachanimationen und Teambuilding. Das Beste daran? Immer wieder neue Leute kennenlernen und dabei jede Menge Spaß haben! Ich habe so nahezu jeden Tag neue Freunde getroffen und mich mit ihnen ausgetauscht. Dank meiner guten Französischkenntnisse konnte ich mich ebenfalls gut mit den französischen Jugendlichen austauschen.
Weitere multikulturelle Aktivitäten gab es ebenfalls praktisch rund um die Uhr, sobald wir unsere Unterkunft verließen. Warum? Durch unsere Team-D-Einkleidung und unser Auftreten als Gruppe sprachen uns Leute aus aller Welt an, um zu fragen, was wir denn genau hier machen. Alle Leute waren total freundlich und es war immer schön, sich mit anderen Fans aus der ganzen Welt zu unterhalten. Natürlich habe ich auch selbst einige Leute angesprochen. Eine besonders spannende Erfahrung hatte ich bei einem Tischtenniswettkampf: Eine chinesische Journalistin führte ein Interview mit mir, weil sie erstaunt war, dass wir als Europäer Fans der chinesischen Spielerinnen sind. Es war eine sehr lustige und interessante Situation, die mir persönlich viel Spaß gemacht hat und in großartiger Erinnerung geblieben ist.
Die meisten Gespräche kamen aber durch Olympische Anstecknadeln, sogenannte Pins, zustande. Vorher wusste ich auch nichts von diesen Pins und deren Verbindung zu den olympischen Spielen, doch mit der Zeit waren so gut wie alle aus dem Camp auf der Suche nach neuen, seltenen und schönen Pins. Dadurch sprach man alle Leute an, bei denen man irgendwelche Pins sah. Und selbstverständlich unterhielt man sich dann auch über normale Dinge, was mir eine Riesenfreude bereitete. Durch die Pins lernte man Leute kennen, mit denen man sonst niemals in Kontakt getreten wäre. Hierzu eine kleine Anekdote: Während des Tennis-Wettkampfs tauschte ich Pins mit einem Volunteer und kam dabei mal wieder ins Gespräch. Die Unterhaltung war so nett und sympathisch, dass ich am Ende als Geste ein Getränk meiner Wahl geschenkt bekommen habe. Was schließe ich daraus? Sei immer offen und aufgeschlossen und das Leben wird nicht nur leichter, sondern auch spannender.
Mein Fazit: Danke, DFOJL! Danke, Olympische Spiele! Danke, Paris!
Meine Erwartungen waren hoch. Sie wurden trotzdem deutlich übertroffen! Die Vielfalt der Erlebnisse, die Menschen, die ich kennenlernen durfte, und die besondere Atmosphäre haben das Ganze zu einer unvergesslichen Erfahrung gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel mitnehmen würde – sowohl auf persönlicher als auch auf kultureller Ebene. Danke, DFOJL! Danke, Olympische Spiele! Danke, Paris!
Unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) richten die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Deutsche Olympische Akademie (DOA) seit 2010 das Deutsche Olympische Jugendlager in Kooperation aus. Beim Deutsch-Französischen Olympischen Jugendlager gab es mit dsj, DOA und dem Französischen Olympischen Komitee (CNOSF) erstmals sogar drei Kooperationspartner. Gefördert wird das Deutsch-Französische Olympische Jugendlager vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), von der Organisation Olympic Solidarity sowie von der deutschen Kulturbevollmächtigten Anke Rehlinger. Die ehemalige Diskuswerferin ist Ministerpräsidentin des Saarlandes und seit 2023 die Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit.