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Starkes Team: Nina Mittelham und Bundestrainerin Tamara Boros (Fotos: BeLa-Sportfoto)
Heute Abend um 20 Uhr spielt Europameister Dang Qiu um den Einzug ins Achtelfinale

Olympia: Fehlerfreie Nina Mittelham mit Glanzleistung in Runde 2

MS 29.07.2024

Paris. Mit einer starken Vorstellung hat Nina Mittelham als dritte Deutsche die zweite Runde des Olympischen Tischtennisturniers erreicht. Die EM-Zweite aus Berlin kämpft nach ihrem deutlichen 4:0-Erfolg über die Australierin Minhyung Jee wie ihre bereits gestern und vorgestern qualifizierten Nationalmannschaftskollegen Dang Qiu und Dimitrij Ovtcharov um den Einzug in das Achtelfinale. Nach ihrem erfolgreichen Olympia-Debüt im Einzel trifft Mittelham nun auf die starke, aber weitgehend unbekannte Nordkoreanerin Pyon Song Gyong. Als erster Deutscher kann heute Abend um 20 Uhr Europameister Dang Qiu in der South Paris Arena gegen den Kasachen Kirill Gerassimenko die Runde der besten 16 erreichen.

Nina Mittelham hoch konzentriert und nahezu fehlerlos

Von Beginn spielte Nina Mittelham gegen Minhyung Jee hoch konzentriert. Die Weltranglisten-16. aus Berlin bewegte sich vom ersten Ballwechsel an sehr gut, fand sofort ihren Spielrhythmus und agierte taktisch klug gegen das unorthodoxe System ihrer Gegnerin, bei denen die dicht am Tisch stehende Australierin mit ihren langen Noppen auf der Schlägerrückhandseite die Topspins der Deutschen förmlich abzustechen und mit der Vorhandseite zu attackieren versuchte. Doch Mittelham nahm sich gegen die Materialspielerin die nötige Ruhe, erlaubte sich nahezu keine leichten Fehler und bereitete ihre Punktgewinne gegen die Australierin geduldig, bis zum richtigen Zeitpunkt abwartend mit gefühlvollen Effetvariationen und Platzierungswechseln vor. Mittelham erklärte nach dem Match, warum sie das System und das Material Minhyungs vor keine größeren Probleme stellte: "Ich fand ihre Noppen nicht unangenehm und hatte nicht viele Probleme mit ihrem Schnitt. Das hat auch etwas damit zu tun, dass ich mich generell gut gefühlt habe. Wenn die Beine laufen, spiele ich sowieso gut gegen Material. Als ich klein war, so mit zehn, zwölf Jahren, da habe ich jeden Tag gegen Antitopspinbeläge und lange Noppen gespielt, habe immer nach dem eigentlichen Training Matches gegen ältere Materialspieler gemacht. Durch Matches lernt man es eigentlich am besten.“

Nina Mittelham: "Nervosität nach zwei Bällen wie weggeblasen"

Trotz des ungewohnten olympischen Ambientes spielte Nervosität heute für Mittelham nur eine untergeordnete Rolle: "Meine Nervosität war tatsächlich nach den ersten zwei Bällen schon wie weggeblasen. Sie kam am Ende noch mal wieder, als es darum ging, den Sack zuzumachen. Ich habe gut gespielt und mich gut bewegt. So darf es gerne weitergehen.“ Mittelham profitierte bei ihrem Match von den Erfahrungen ihrer zuvor bereits im Einzel angetretenen Kollegen Xiaona Shan, Dimitrij Ovtcharov und Dang Qiu sowie des eigenen, allerdings verlorenen Mixed-Auftritts an der Seite Qius im Achtelfinale: „Ich wusste, was mich erwartet. Dass ich die letzte Deutsche war, die im Einzel an den Start ging, war ein Vorteil für mich. So konnten mir die anderen berichten, wie es bei ihnen war. Ich habe mich beim Training in den letzten Tagen super gefühlt und im Mixed eigentlich ganz gut gespielt, sodass ich mit einer Portion Selbstvertrauen ins Spiel gegangen bin. Das hat man am Anfang auch gesehen."

Damen-Bundestrainerin Tamara Boros war überaus angetan von der Leistung Mittelhams: „Das war wirklich rundherum eine starke Leistung von Nina, spielerisch, taktisch und in der Körpersprache sehr gut. Es war nicht einfach, in der ersten Runde bei dieser Atmosphäre und gegen lange Noppen zu spielen. Ich bin sehr zufrieden. Alles hat sehr gut geklappt.“ 

"Die Atmosphäre ist einfach Wahnsinn"

Die auch heute wieder ohrenbetäubende Geräuschkulisse bescherte Nina Mittelham bislang noch unbekannte Erfahrungsmomente am Tisch: „Schon wenn man einläuft, ist es unfassbar laut. Ich habe zeitgleich mit der Französin Jia Nan Yuan gespielt. Jedes Mal, wenn ein Satz bei ihr vorbei war, ist die Halle nochmal explodiert. Da hat man am Nebentisch direkt gemerkt, dass da gerade etwas passiert ist. Dadurch war es manchmal schwer, sich zu konzentrieren, beispielsweise um einen Aufschlag zu machen. Einmal habe ich sogar abgebrochen, den Aufschlag zu machen, weil es so laut wurde." Dennoch genießt Mittelham ihr Olympia-Erlebnis in vollen Zügen: "Die Atmosphäre ist einfach Wahnsinn! Das macht so viel mehr Spaß zu spielen als auf der normalen Tour. Die Zuschauer sind eigentlich für jeden, das ist jetzt nicht, dass sie gegen einen sind, sie freuen sich einfach über jeden Punkt. Das ist einfach unglaublich. Das habe ich selbst noch nie erlebt.“

Kampf um den Achtelfinaleinzug gegen die starke Nordkoreanerin Pyon

Nach ihrem Auftakterfolg wird Nina Mittelham, die nach ihrer Rolle als Ergänzungsspielerin in Tokio vor drei Jahren bei den Olympischen Spielen 2024 diesmal in Paris auch im Wettkampf debütiert, in der Runde der besten 32 um den Einzug in das Achtelfinale kämpfen (Ansetzungszeit noch offen). Ihre nächste Gegnerin Pyon Song Gyong ist gefährlich, tritt aber im Welttischtennis nur selten in Erscheinung. Pyon zählt zum bislang stark auftrumpfenden Team Nordkoreas, das weitgehend abgeschottet trainiert und spielte sich international zuletzt im Jahr 2023 bei den Asian Games in den Vordergrund, wo die 23-Jährige nach Erfolgen unter anderem über Miu Hirano (Japan) erst im Viertelfinale von Weltmeisterin Sun Yingsha (China) gestoppt wurde. Bei Olympia stellte die in der Welt an Nummer 170 notierte Pyon ihre Klasse in der ersten Runde gegen Doo Hoi Kem unter Beweis. Sie bezwang die Hongkong-Chinesin mit 4:1.

Nina Mittelham: "Die Nordkoreanerinnen sind verdammt gut"

Ihre nächste Gegnerin ist für Nina Mittelham ein vollkommen unbeschriebenes Blatt: „Ich kenne sie nicht. Zusammen mit Tamy (Bundestrainerin Tamara Boros, Anmerkung d. Red.) habe ich mir gestern im Bus das Spiel von ihr gegen Doo Hoi Kem angeschaut. Wir werden es später noch einmal richtig analysieren. Es wird ein harter Brocken. Die Nordkoreanerinnen spielen hier ohne Setzung, sind aber einfach verdammt gut. Das hat man im Mixed auch schon gesehen, wo eine andere Koreanerin im Halbfinale steht. Man darf sie nicht unterschätzen. Ich freue mich auf das Spiel. Ich habe nichts zu verlieren.“ Mittelham weiß aber auch: „Es ist schwierig, sich auf jemanden vorzubereiten, den man gar nicht kennt. Auch im Training kann man sie nicht beobachten, weil jeder hier seine vorgegebenen Trainingszeiten hat. Das einzige Spiel, das man sich von ihr anschauen kann, ist das gegen Doo. Das macht es nicht einfacher.“ 

Bundestrainerin Tamara Boros verrät bereits Details, die in dem Duell wichtig werden könnten: „Die Nordkoreanerin hat keine ‚Bombe‘, ist aber von beiden Seiten eine sehr sichere Topspinspielerin. Im passiven Spiel ist sie nicht so gefährlich. Nina muss aktiv sein und gut rückschlagen. Für ihre Gegnerin darf der erste Ball nach Aufschlag und Rückschlag nicht zu einfach sein.“

Die Ergebnisse/Ansetzungen der Deutschen im Einzel

Damen-Einzel, Runde der Besten 64

29.07.: Nina Mittelham - Minhyung Jee AUS 4:0 (7,9,7,8)
27.07.: Xiaona Shan - Georgina Pota HUN 3:4 (-7,7,10,6,-6,-6,-8)
Damen-Einzel, Runde der Besten  32
Noch ohne Ansetzung: Nina Mittelham - Pyon Song Gyong PRK

Herren-Einzel, Runde Beste 64
28.07.: Dang Qiu - Tiago Apolonia POR 4:1 (-2,3,2,6,10)
27.07.: Dimitrij Ovtcharov - Marcos Madrid MEX 4:0 (3,7,3,5)
Herren-Einzel, Runde der Besten 32
29.07., 20 Uhr: Dang Qiu - Kirill Gerassimenko KAZ
Noch ohne Ansetzung: Dimitrij Ovtcharov - Vitor Ishiy BRA oder Nicolas Lum AUS (die Partie wird am Montag um 12 Uhr ausgetragen)
 

Die vollständigen Auslosungen

Damen-Einzel
Herren-Einzel
Mixed
Damen-Team
Herren-Team

Links

Weitere Infos

Damen-Team: Nina Mittelham (ttc berlin eastside / WR: 16, Olympia-Teilnahmen: -), Shan Xiaona (ttc berlin eastside / WR: 40, OT: 2016, 2020), Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor / WR: 92, OT: -), Ergänzungsspielerin: Yuan Wan (TTC Weinheim / WR: 86, OT: -)
Herren-Team: Dang Qiu (Borussia Düsseldorf / Weltrangliste: 11, Olympia-Teilnahmen: -), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell / WR: 14, OT: 2008, 2012, 2016, 2020), Timo Boll (Borussia Düsseldorf / WR: 24, OT: 2000, 2004, 2008, 2012, 2016, 2020), Ergänzungsspieler: Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT / WR: 9, OT: 2020).
Herren-Einzel: Dang Qiu, Dimitrij Ovtcharov
Damen-Einzel: Nina Mittelham, Xiaona Shan
Gemischtes Doppel: Dang Qiu/Nina Mittelham

ITTF-Nominierung Schiedsrichter
Olympia: Kerstin Duchatz (Herne)
Paralympics: Anja Gersdorf (Düsseldorf)

Die bisherigen 9 Medaillengewinne Deutschlands im Tischtennis
Gold: -
Silber: 4
Bronze: 5

1992, Barcelona
Silber Herren-Doppel: Steffen Fetzner/Jörg Roßkopf
1996, Atlanta
Bronze Herren-Einzel: Jörg Roßkopf
2008, Peking
Silber Herren-Mannschaft: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Christian Süß
2012, London
Bronze Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov
Bronze Herren-Mannschaft: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger
2016, Rio de Janeiro
Silber Damen-Mannschaft: Ying Han, Xiaona Shan, Petrissa Solja
Bronze Herren-Mannschaft: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger
2020, Tokio
Bronze Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov
Silber Herren-Mannschaft: Timo Boll, Patrick Franziska, Dimitrij Ovtcharov


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