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Im Einzel und Doppel erfolgreich: Solomiya Brateyko (SV DJK Kolbermoor), Bild: Dr. Stephan Roscher.
TSV Langstadt - SV DJK Kolbermoor 1:6, TSV Schwabhausen - SV Böblingen 5:5

Play-off-Auftakt: Kolbermoor mit klarem Sieg in Langstadt, Punkteteilung in Schwabhausen

Dr. Stephan Roscher 06.05.2023

Langstadt. Am Freitagabend fanden die Hinspiele der Play-off-Viertelfinals statt. Eigentlich kam alles wie erwartet: Ersatzgeschwächte Langstädterinnen hatten gegen das in Topbesetzung angereiste Team aus Kolbermoor beim 1:6 keine Chance, während es in Schwabhausen zu dem von vielen Tischtennisfans getippten Remis gegen Böblingen kam. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Die Gastgeberinnen machten aus einem 2:4 ein 5:4, mussten sich am Ende aber doch mit der Punkteteilung zufriedengeben. Am Sonntag könnte in den Rückspielen in Böblingen und Kolbermoor (beide 14 Uhr) bereits die Entscheidung fallen, wer sich in den Halbfinals zu Weinheim und Berlin gesellt, sicher ist aber noch gar nichts.
 

TSV Langstadt – SV DJK Kolbermoor 1:6

Zwei Stunden und 25 Minuten konnte der ersatzgeschwächte TSV Langstadt gegen den wie erwartet in Topbesetzung angereisten SV DJK Kolbermoor dagegenhalten und sich gegen die drohende Niederlage stemmen. Am Ende war es aber doch eine deutliche Angelegenheit für die Oberbayern, die sich beim 6:1-Auswärtserfolg keine Blöße gaben.

Die verletzte Tanja Krämer wurde mit ihrer Erfahrung doch sehr vermisst, zumal sie als “Abwehrkillerin” gilt und Kolbermoor mit zwei Defensivspielerinnen an die Tische ging. Chantal Mantz gelang der Ehrenpunkt in einem sehenswerten Match gegen die schwedische Abwehrspezialistin Linda Bergström (3:1). Eine realistische Siegchance hatte noch Ersatzspielerin Alena Lemmer aus der Langstädter Zweitliga-Mannschaft, die gegen die Ukrainerin Solomiya Brateyko zwischenzeitlich mit 2:1 Sätzen führte, am Ende aber eine knappe Fünfsatz-Niederlage hinnehmen musste.

Als zweite Ersatzspielerin war überraschend die 14-jährige Lorena Morsch aufgeboten worden, die aber gegen die routinierte ehemalige Weltklassespielerin Svetlana Ganina beim 5:11, 8:11, 0:11 Lehrgeld zahlen musste. Gegen die 44-jährige Abwehrstrategin, die an neun Weltmeisterschaften teilgenommen hat, fand das Langstädter „Nesthäkchen“ noch kein Mittel, sich entscheidend in Szene zu setzen. Morsch ist damit bis auf Weiteres aber die jüngste Spielerin der Bundesligageschichte, die in einer Play-off-Partie zum Einsatz kam.

Nach den Doppeln (0:2) hatte es sich bereits abgezeichnet, dass die von den 150 Langstädter Fans erhoffte Sensation ausbleiben würde. Am Sonntag (14 Uhr) kann Kolbermoor in eigener Halle den Halbfinaleinzug perfekt machen, ein Remis würde den Bayern schon reichen. Langstadt müsste dagegen in der “Höhle des Löwen” gewinnen, um eine dritte Partie zu erzwingen, die dann am Montag, ebenfalls in Kolbermoor, stattfinden würde. Wenig wahrscheinlich nach den heutigen Eindrücken, doch man soll bekanntlich niemals „nie“ sagen.

Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer sagte nach der doch recht einseitigen Partie: „Unser Team hat alles gegeben. Kolbermoor war jedoch klar überlegen und hat auch in der Höhe verdient gewonnen.“ Chantal Mantz äußerte sich in erster Linie zu ihrem Match gegen Linda Bergsröm: „Zuletzt hatte ich gegen Bergström verloren. Das wollte ich unbedingt diesmal zu meinen Gunsten ändern. Mit der tollen Unterstützung der Fans konnte ich den einzigen Sieg heute feiern. Kolbermoor war heute definitiv zu stark für uns“. Lorena Morsch gab zu Protokoll: “Gegen eine solch erfahrene Defensivspielerin wie Ganina war es natürlich sehr schwer für mich. Da muss ich wohl erst noch ein paar Mal gegen sie spielen, um eine Chance zu haben. Trotzdem hat es heute wieder Spaß gemacht.“

Vom SV DJK Kolbermoor liegt uns das Statement von Krisztina Toth vor, die das Gästeteam in Langstadt betreut hat: „Insgesamt eine gute Mannschaftsleistung. Vor allem das Spiel Linda gegen Chanti war tolle Werbung für das Damen-Tischtennis mit einem verdienten Sieg für Chanti. Dafür hat Solomiya das enge Spiel gegen Alena gewonnen, nachdem sie doch größere Probleme mit dem Spielsystem ihrer Gegnerin hatte. Kristin und Svetlana wie so häufig mit ihrer ganzen Erfahrung sehr souverän.” Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs, der selbst gerade als Mitglied des deutschen Trainerstabes bei den Montenegro Para Open weilt, ordnete das Resultat aus der Ferne wie folgt ein: „Wir sind sehr froh über den Sieg. Gegen ersatzgeschwächte Langstädter sind wir denke ich der Favoritenrolle gerecht geworden und haben jetzt eine gute Ausgangslage, um am Sonntag den Halbfinaleinzug perfekt zu machen.“

 

TSV Schwabhausen – SV Böblingen 5:5

Rund 100 Zuschauer in Schwabhausen erlebten eine hoch spannende Partie, die letztlich leistungsgerecht mit einem 5:5 endete.

Im vorderen Paarkreuz erspielten sich die Oberbayern einen Vorteil, hinten war zumindest an diesem Freitag Böblingen die bessere Mannschaft. Vorne 3:1 für Schwabhausen mit einer einmal mehr überragenden Sabine Winter, hinten 3:1 für die SVB mit einer erstaunlich starken Leonie Hartbrich, dazu ein 1:1 in den Doppeln – mehr Unentschieden geht nicht. Das mag nun alles so klar, logisch und folgerichtig wirken, war es aber nicht, denn bis zum letzten Ballwechsel mussten die Fans beider Lager hoffen und bangen, es hätte nach drei Stunden und 35 Minuten intensivem, emotionalem Tischtennis genauso gut ein 6:4 oder ein 4:6 werden können.

Kaufmann/Hartbrich waren chancenlos gegen Schwabhausens Spitzendoppel Winter/Liu. Gotsch/Yoshida gingen über fünf Sätze gegen Nagyvaradi/Nikitchanka und setzten sich dann hauchdünn mit 11:9 durch. Im ersten Einzel führte Böblingens Annett Kaufmann gegen Sabine Winter 7:6 im fünften Satz, doch dann drehte die deutsche Meisterin im Damen-Einzel auf. Qianhong Gotsch hatte offensichtlich ihre Knieprobleme überwunden und holte das 2:2 durch einen sicheren Sieg gegen Liu Yangzi.

Im unteren Paarkreuz trumpfte dann die SVB auf durch Leonie Hartbrich und Mitsuki Yoshida und ging überraschend mit 4:2 in Führung. Doch Schwabhausen glich postwendend aus durch Winter und Liu. Als auch noch Mitsuki Yoshida knapp gegen Mercedesz Nagyvaradi verlor, schienen den Gästen die Felle davon zu schwimmen. Erst recht, als Leonie Hartbrich gegen Orsolya Feher mit 0:2 hinten lag. Doch die Böblingerin drehte mit einer Energieleistung das Match und gewann die nachfolgenden drei Sätze noch mit 11:9, 11:9 und 11:7. Somit hieß es 5:5, wie auch schon in den beiden Partien der Punktrunde.

Böblingens Manager Frank Tartsch kann mit dem Unentschieden recht gut leben: „Nach dem 4:2 habe ich schon auf einen Sieg gehofft. Letztendlich bin ich mit dem Remis jedoch zufrieden, es hätte auch 4:6 verloren gehen können. Leonie hat uns nach Rückstand noch das 5:5 gerettet. So bleibt es spannend für Sonntag.“

„Wie zu erwarten“, meint denn auch Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed und kann sich dabei ein Augenzwinkern nicht verkneifen. „Wenn es Quoten gegeben hätte, wären sie auf 5:5 am kleinsten gewesen, denke ich. Es war ein Krimi mit tollen Spielen und harten Fights, alles war dabei. Insgesamt ist jetzt nichts passiert und es wird sich in Böblingen entscheiden.“

 

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