Anzeige
Janina Kämmerer bejubelt ihren verwandelten Matchball gegen Giorgia Piccolin (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Langstadt - Bingen/Münster-Sarmsheim 6:4 / Bad Driburg - Anröchte 6:1

Play-offs beginnen mit Heimsiegen: Langstadt und Bad Driburg legen vor

Dr. Stephan Roscher 13.04.2019

Rund 250 Fans erlebten in Langstadt einen echten Tischtennis-Thriller mit Happyend für die Hessinnen – die Stimmung in der Halle, besonders während des letzten Matchs des Abends zwischen Janina Kämmerer und Giorgia Piccolin, war gigantisch. Unerwartet deutlich setzte sich dagegen der Liga-Dritte TuS Bad Driburg im Ostwestfalen-Derby durch. Vor 210 Zuschauern wurde der TTK Anröchte mit 6:1 abgefertigt.

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:4

In einem Dreieinhalb-Stunden-Spiel, das wirklich nichts für schwache Nerven war, standen sich zwei eigentlich gleichstarke Teams gegenüber. Langstadt dominierte im vorderen Paarkreuz. Petrissa Solja (3:0 gegen Chantal Mantz, 3:1 gegen Lily Zhang) und Cheng Hsien-Tzu (jeweils 3:1 gegen Zhang und Mantz) präsentierten sich präsentierten sich unter den Augen von Jie Schöpp, Jörg Roßkopf und Patrick Franziska in Galaform.

Auch wenn Yuan Wan wegen Problemen mit der Rückenmuskulatur nur Doppel spielte, schien der Gast im hinteren Paarkreuz klare Vorteile zu haben – die extrem stark spielende Marie Migot ließ Janina Kämmerer und Alena Lemmer keine Chance, Giorgia Piccolin besiegte Alena Lemmer. Im Bewusstsein dieser Konstellation hatten viele im Vorfeld auf eine Punkteteilung getippt. Und sie schienen Recht zu behalten. Nach ausgeglichenen Doppeln legte Langstadt oben vor (3:1), Bingen egalisierte (3:3), Langstadt war wieder am Zug (5:3) und Migot verkürzte gegen Lemmer auf 4:5. Doch am Ende durchbrach Kämmerer mit ihrem 3:2 gegen Piccolin die Reihe und versetzte die Fans in einen wahren Freudentaumel.

Kurz vor Beginn der Partie hatte Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer die Vertragsverlängerung mit sämtlichen Spielerinnen unter dem Jubel des Publikums bekannt gegeben. Bis dahin hatte der Verein lediglich vermeldet, dass Petrissa Solja bleibt. Der TSV wird also kommende Saison mit Solja, Cheng, Pietkiewicz, Lemmer, Kämmerer, Bundesmann sowie eventuell noch einer weiteren Spielerin an den Start gehen.

Stimmen zum Spiel

Janina Kämmerer: „Ich bin sehr froh, dass ich Piccolin das zweite Mal in dieser Saison schlagen konnte – und heute war dieser Sieg natürlich besonders wichtig. Anfangs hatte ich große Probleme, auch weil ich auf ihren Aufschlag gleich Druck machen wollte. Später habe ich mich dann etwas zurückgenommen und versucht, ihre Aufschläge erst einmal sicher zurückzuspielen. Das hat sich ausgezahlt. Die Zuschauer haben für eine unglaubliche Stimmung gesorgt. Ich bin optimistisch für das Rückspiel in Bingen. Wir brauchen nur noch ein 5:5 und haben so ein starkes vorderes Paarkreuz. Das müssten wir eigentlich schaffen.“

Cheng Hsien-Tzu: „Ich freue mich sehr, dass wir dieses wichtige Spiel gewonnen haben und dass ich etwas dazu beitragen konnte. Der Grund für unseren Sieg ist ganz einfach: Es war super Teamwork!“

Thomas Hauke (Coach Langstadt): „Ein tolles Spiel! Die Zuschauer waren heute eindeutig unser fünfter Mann beziehungsweise unsere fünfte Frau. Wie die uns angefeuert und nach vorne getrieben haben, war gewaltig. Über unsere Aufstellung und Taktik im Rückspiel mache ich mir heute keine Gedanken mehr. Im Moment bin ich einfach nur glücklich und zufrieden.“

Marie Migot: „Ich bin schon traurig, auch wenn ich selbst heute sicher nicht schlecht gespielt habe. Was zählt ist die Mannschaft und die war so nah dran und hätte eigentlich ein Unentschieden verdient gehabt. Ich glaube aber trotzdem an unsere Chance und bin optimistisch für das Rückspiel. Am Sonntag spielen wir zu Hause und haben bis dahin das heutige Spiel genau analysiert, um dieselben Fehler nicht noch einmal zu machen.“

Joachim Lautebach (Vorsitzender Bingen/Münster-Sarmsheim): „Schade, mit einem Unentschieden hätten wir gut leben können. So wird es am Sonntag schon ein ganzes Stück schwerer für uns, weil wir gewinnen müssen. Aber ich traue es der Mannschaft zu, es ist ein tolles Team, das prima harmoniert. Die Zuschauer haben heute für eine unglaubliche Stimmung gesorgt. Davon hat sich auch Giorgia Piccolin am Ende beeindrucken lassen. Im fünften Satz lief nichts mehr bei ihr zusammen.“

TuS Bad Driburg – TTK Anröchte 6:1

Nachdem der TTK das Punktspiel in Bad Driburg noch mit 6:2 gewonnen hatte, allerdings im Rückspiel dann ersatzgeschwächt Prügel bezogen hatte, rechneten viele mit einem engen, umkämpften ersten Play-off-Viertelfinale. Doch es kam anders. Bollmeier und Co. spielten in Galaform, während Shi Qi und Kolleginnen unter ihren Möglichkeiten blieben und insgesamt nur acht Sätze für sich entscheiden konnten.

Vielleicht wäre manches anders gelaufen, wenn Shi Qi/Yang Henrich nach 2:1-Satzführung und 8:7 im fünften Satz ihr Doppel gegen Nadine Bollmeier und Sophia Klee ins Ziel gebracht hätten. Doch sie unterlagen noch knapp im einzigen wirklich engen Match des Abends. Am Nachbartisch gewannen Britt Eerland/Sarah de Nutte ihr Doppel gegen das Defensiv-Duo Aimei Wang/Jing Tian-Zörner (3:0).

Der TuS zog durch drei gewonnene Einzel in Folge auf 5:0 davon – Britt Eerland besiegte Aimei Wang (3:1), die überragende Sarah de Nutte schlug Shi Qi (3:0) und Nadine Bollmeier punktete gegen Yang Henrich (3:1).

Gegen die 15-jährige Sophia Klee sorgte Abwehr-Ass Jing Tian-Zörner, annähernd viermal so alt wie ihre Gegnerin, ohne Satzverlust endlich für einen Gästepunkt. Es sollte der einzige bleiben. Eerland hatte nämlich auch Shi beim 3:1 gut im Griff und machte nach einer Gesamtspieldauer von zweieinhalb Stunden den Heimsieg perfekt. Die Messe war gelesen – zumindest für den Freitag.

„Das war für uns ein überragender Sieg“, freute sich TuS-Manager Franz-Josef Lingens. "Vorentscheidend war das 2:0 nach den Doppeln. Über 200 Zuschauer waren begeistert von der tollen Leistung unserer Mannschaft, die sich danach noch zu steigern wusste.“ Doch Lingens weiß, dass sein Team zwar eine starke Ansage gemacht aber noch nichts erreicht hat. Am Sonntag in Erwitte könnte sie Nägeln mit Köpfen machen und das Halbfinale eintüten. Anröchte hat es aber immer noch in der Hand, ein drittes Spiel zu erzwingen. Auch Lingens kann sich vorstellen, dass es eine enge, umkämpfte Partie wird. „Wir müssen beim Rückspiel auf der Hut sein. Der Vorteil wird vielleicht für uns, wie schon beim letzten Punktspiel in Bingen, sein, dass uns ein Unentschieden reicht. Wir wollen ins Halbfinale.“

Manfred Vogel übte Kritik am Auftritt seines Quartetts in Bad Driburg. „Man sollte nicht immer alles schön reden. Wir haben verdient verloren“, so der Vorsitzende des TTK Anröchte. „Die Mannschaft hat unter ihrem Niveau gespielt. Und das kann nicht nur an dem vielleicht etwas unglücklich verlorenen Doppel gelegen haben. Wir müssen am Sonntag kämpfen und ich bin sicher, die Zuschauer werden dann eine andere Mannschaft sehen.“

-------

Am Sonntag geht es also bereits in die zweite Runde. Bingen empfängt Langstadt (14.00 Uhr) und Anröchte im nahen Erwitte Bad Driburg (14.30 Uhr). Allzu viel ist noch nicht passiert. Bingen und Anröchte werden alles versuchen, ein drittes Spiel, das am Gründonnerstag stattfände, zu erzwingen. Auch Anröchte kann mehr als es am Freitag gezeigt hat. Es bleibt spannend.

weitere Artikel aus der Rubrik
1. Bundesliga Damen 25.03.2024

Berlin lässt Weinheim beim Gipfeltreffen keine Chance

Viele hatten ein enges, umkämpftes Topspiel in Weinheim erwartet, doch es kam anders: Vor 308 Fans gaben die Gäste aus der Hauptstadt klar den Ton an und haben nach ihrem 6:1-Erfolg gute Karten, die Punktrunde als Nummer eins abzuschließen. Direkt für die Halbfinals qualifizieren werden sich vermutlich aber auch Takahashi und Co. Die SV Böblingen musste in ihrem letzten Bundesliga-Heimspiel nach einer 25-jährigen Erfolgsstory vor guter Kulisse der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zu einem 6:3-Sieg gratulieren. Das ohne seine beiden Topspielerinnen angetretene Team aus Dachau konnte beim 2:6 in heimischer Halle gegen Jena nichts ausrichten.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 22.03.2024

Dreimal Bundesliga am Sonntag mit Topspiel Weinheim – Berlin

Nach erneuter dreiwöchiger Spielpause meldet sich am Sonntag die 1. Bundesliga Damen zurück, die in die Endphase der Punktrunde eintritt. Drei Partien stehen auf dem Programm, deren absolutes Highlight natürlich das Gipfeltreffen zwischen Weinheim und Berlin darstellt, zugleich die Neuauflage des Meisterschaftsfinales der Saison 2022/23. Für die SV Böblingen (gegen Bingen) und den SV SCHOTT Jena (in Dachau) beginnt die Bundesliga-Abschiedstour. Beide haben nicht mehr für die kommende Saison gemeldet, wollen aber die Runde seriös zu Ende spielen und nochmals zeigen, dass sie eine Bereicherung der Liga waren.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 15.03.2024

Kein Bundesligatischtennis mehr in Jena

Nach der Sportvereinigung Böblingen wird auch der SV SCHOTT Jena der 1. Bundesliga Damen bis auf Weiteres nicht mehr angehören. In einer aktuellen Pressemitteilung, die wir nachfolgend in vollem Wortlaut bringen, erläutert Abteilungsleiter Andreas Amend diesen Schritt nach nur einer Saison im Oberhaus. Auf Nachfrage bestätigt Amend, dass die Thüringer auch kein Team für die 2. oder 3. Bundesliga melden werden – die Meldefrist endet am heutigen Freitag.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 06.03.2024

SV Böblingen: Eine Ära geht zu Ende

Die Nachricht am Mittwochnachmittag hat manchen überrascht, einige sicher auch aufgewühlt, andere haben es kommen sehen: Die SV Böblingen spielt aktuell ihre letzte Saison in der 1. Bundesliga und wird für die kommende Spielzeit keine Mannschaft mehr für das obere Leistungssegment des deutschen Mannschaftstischtennis melden.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 04.03.2024

Kein guter Tag für die Gastgeber, nur Berlin gewinnt Heimspiel

Gleich dreimal waren 2:6-Heimniederlagen zu verzeichnen in Duellen, bei denen man zuvor alles für möglich gehalten hatte. Ganz stark Spitzenreiter Weinheim beim klaren Erfolg in Kolbermoor, nicht minder überzeugend Dachau beim Sieg in Bingen. Die „Doppelwumms“-Partie in Bad Konigshofen ging deutlich an die Langstädterinnen, Gastgeber Jena konnte nicht an den starken Auftritt vom Vorabend gegen Böblingen anknüpfen. Der klare 6:1-Heimerfolg von Serienmeister Berlin gegen Böblingen lag dagegen im Rahmen der Erwartungen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 03.03.2024

Jena mit deutlichem Sieg im Kellerduell

Welch ein Comeback nach der Devise „Totgeglaubte leben länger“! Es war beeindruckend, welches Tischtennisfeuerwerk der Aufsteiger aus Thüringen – nach 1:9 Punkten in den vorausgegangenen fünf Partien – seinen Fans im Kellerduell präsentierte. Auch wenn man sehen konnte, dass einige Böblinger Spielerinnen noch stark mitgenommen waren vom Tod ihres langjährigen Machers und Managers Frank Tartsch. Doch es musste ja weiter gehen, das Profitischtennis kennt keinen Stillstand und jeder Punktgewinn ist gerade in dieser ausgeglichenen Liga von großer Bedeutung.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum