Frankfurt/Doha. Wenn Leistungssportler sich nach einem tollen Erfolg belohnen wollen, kommt manchmal etwas ganz Profanes dabei heraus. Vor allem wenn es schnell gehen muss. Weil zwischen Bad in der Menge von Chemnitz und Bett 400 Kilometer lagen und es am Montag zur nächsten World-Tour-Station nach Doha ging, gab es für den Deutschen Meister im Herren-Einzel, Ricardo Walther, Schnitzel mit Pommes an einer Autobahn-Raststätte auf dem Weg nach Frankfurt am Main. Der zweifache nationale Champion bei den Damen, Nina Mittelham, kehrte in ein Fastfood-Restaurant in Mellingen an der A4 ein. Ihr Siegermenü fiel anders aus als erhofft: „Ich wollte dort eigentlich vor allem den Hot Brownie mit Eis essen“, erzählt Europas Nummer neun. Weil die Eismaschine dort aber defekt war, musste Mittelham umdisponieren.
Wie Walther war auch Nina Mittelham nach den gewonnenen Finals in Sachsen erst spät in Frankfurt am Main angekommen, von wo am Montagvormittag das Flugzeug zu den Qatar Open abgehoben ist. Im Anschluss an Katar steht ein Lehrgang mit der Damen-Nationalmannschaft im DTTZ in Düsseldorf auf dem Plan. Seit Januar hat sie kein freies Wochenende mehr gehabt: Pokal, Bundesliga und Champions League mit dem ttc berlin eastside, Trainingslager, World Tour in Magdeburg, Ungarn und Spanien, dann die Deutschen Meisterschaften. Schon vor Chemnitz machte sich das rechte Handgelenk unangenehm bemerkbar. Nach zwei Tagen Pause in der Vor-NDM-Woche wurde es etwas besser, doch neun Spiele mit insgesamt 40 Sätzen in zwei Tagen sind auch für einen Profi kein Kuraufenthalt. Und nun noch die Qatar Open. Kein Wunder, dass Nina Mittelham aus reiner Regerationssicht die Verschiebung der Team-WM von Mitte März auf voraussichtlich Ende Juni verschmerzen kann. „Natürlich ist Corona kein schöner Grund und für die Organisatoren ist die Verschiebung sehr schlimm. Ich persönlich bin froh über diese Pause, kann aber noch nicht sagen, wie ich im Juni darüber denken werde“, so Mittelham. Das wäre einen Monat vor dem Beginn der Olympischen Spiele, für die sie eine der möglichen Kandidatinnen ist.
Ihren Meister-Cup aus Chemnitz hat die Vielreisende sicherheitshalber Freund Sascha mitgegeben. Den Agnes-Simon-Wanderpokal wird er Ninas Eltern im heimischen Willich übergeben, die die Pokal- und Medaillensammlung beherbergen. „Meine Mama hat mir gesagt, ich müsse unbedingt wieder Deutsche Meisterin werden, sonst gäbe es im Regal eine Lücke“, sagt die jetzt vierfache nationale Titelträgerin im Einzel und Doppel. Und als gute Tochter hat Nina Mittelham diese Mission natürlich erfüllt.