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Ronald Raue (Foto: privat)
Mit Menschlichkeit und feinem Humor prägte der langjährige Bundestrainer sein Umfeld

Ronald Raue im Alter von 78 Jahren verstorben

MS 05.05.2023

Gotha. Ein Leben ohne Tischtennis, das war für Ronald Raue nie eine Option. Zwar hatte sich der ehemalige Leistungssportler nach 15-jähriger Tätigkeit als Trainer des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) wegen anhaltender Rückenprobleme Ende des Jahres 2007 für den vorzeitigen Ruhestand entscheiden, doch dem Thüringer Tischtennis-Verband reichte der erfahrene Übungsleiter mit dem großen Herzen für den Nachwuchs noch bis zum Alter von 78 Jahren in der Talentsichtung regelmäßig seine helfende Hand.

Fünfmal nationaler Meister mit der BSG Außenhandel Berlin

Bevor der 1944 in Deschney im Sudetenland geborene Ronald Raue überaus erfolgreich seine Laufbahn als Trainer einschlug, hatte er schon als Sportler Großes geleistet und erreicht. Fünfmal feiert Ronald Raue mit der BSG Außenhandel Berlin den Gewinn des Meistertitels in der Deutschen Demokratischen Republik, gewann 1973 zusammen mit seinem Bruder Bernd den nationalen Titel im Doppel und trug im Zeitraum von 1964 bis 1969 als Nationalspieler das Trikot der DDR.

Ein wandelndes Lexikon des Sports

Menschen standen für den nahbaren, sympathischen und bescheidenden Ronald Raue stets im Mittelpunkt. Im Anschluss an die eigene sportliche Karriere entschloss sich Raue deshalb folgerichtig, seine Erfahrungen und sein Wissen an Jüngere weiterzugeben. 1975 bis 1981 war der Mann mit der freundlichen Stimme und dem feinen Sinn für Humor zunächst hauptberuflich Trainer in der DDR, sammelte zudem Erfahrung in der Verwaltung des Kanu-Rennsport-Verbandes. Nach dem Fall der Mauer sicherte sich der Deutsche Tischtennis-Bund die Kompetenz des erfahrenen Übungsleiters und ehemaligen Auswahlspielers. Nach einem Jahr als Bundesstützpunkttrainer in Berlin nahm Raue im Oktober 1992 seine Tätigkeit als Nachwuchs-Bundestrainer auf.

Eva Jeler, die damalige Cheftrainerin des Deutschen Tischtennis-Bundes, die selbst bis Sommer 2020 mehr als 37 Jahre in Diensten des DTTB stand, erinnert sich: "Einer der für mich ausschlaggebenden Gründe bei seiner Verpflichtung als Trainer waren seine Qualitäten als Mensch, die schon in den ersten gemeinsamen Gesprächen erkennbar waren. Hinzu kam ein fundiertes Wissen. Ronald war ein wandelndes Lexikon des Sports, nicht nur für Tischtennis. Er hat sich damals sofort in unser Trainerteam integriert, es war einfach so, als wenn er immer dabei gewesen wäre. Unseren Trainerkreis hat er in jeder Hinsicht bereichert, auch mit seinen Erfahrungen aus anderen Sportarten heraus, die Dingen in Diskussionen manchmal auch einen etwas anderen Blickwinkel gaben. Er war zudem ein unglaublicher aktiver Mensch: Wenn es bei einem Lehrgang eine Pause gab, dann hat man Ronald hundertprozentig immer im Kraftraum gefunden. “

Solja und Winter riefen ihren Trainer im Krankenhaus an

Auf die erfolgreiche Arbeit als Bundestrainer Sichtung folgte 1996 und 1997 neue Aufgaben im Bundesstützpunkt Heidelberg. In den Anschlussjahren zeichnete Ronald Raue für die Entwicklung des Schülerinnen-Bereichs verantwortlich. Seine größten Erfolge als Trainer sammelte er in den Jahren 1998, 1999 und 2000, als die deutschen Mannschaften bei den Europameisterschaften jeweils die Goldmedaille gewannen. Bei der Europameisterschaft 2005 gewannen Raues Schützlinge zudem Gold im Doppel sowie drei weitere Medaillen. Eineinhalb Jahre später, am 31. Dezember 2007, war jedoch mit der Hauptberuflichkeit notgedrungen Schluss. Ronald Raue beendete wegen eines hartnäckigen Rückenleidens seine Trainerlaufbahn vorzeitig und entschied sich für den Ruhestand, den er aber mit großer Leidenschaft für die Talentsichtung des Thüringer Tischtennis-Verbandes immer wieder gerne unterbrach.

Eva Jeler erinnert sich noch sehr gut, wie Ronald Raue beim DTTB die Herzen seiner neuen Schützlinge im Handumdrehen erorberte: "Er hatte einfach ein unglaubliches Händchen für den Nachwuchs. Die Kinder, was soll ich sagen, sie haben Ronald von Anfang an geliebt. Kinder haben ein gutes Gespür dafür, ob jemand authentisch und warmherzig ist. Ronald war immer für alle als Ansprechpartner da, auch für seine Kollegen. Mir selbst hat er einige Ratschläge gegeben, die mir als Mama damals sehr weiter geholfen haben.“ Raues damaliger DTTB-Kollege Tobias Kirch, heute Sportdirektor beim Deutschen Fechter-Bund, hat ebenfalls viele markante Momente noch vor Augen: „Ronald wurde von den Kolleginnen und Kollegen sowie den Athletinnen und Athleten sehr geschätzt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie traurig damals seine Spielerinnen um Peti Solja und Sabine Winter waren, als er aus gesundheitlichen Gründen nicht mit zur Jugend-EM fahren konnte. Sie haben ihn extra noch vom Vorbereitungslehrgang im Krankenhaus angerufen.“

Seine Menschlichkeit und sein feiner Humor werden fehlen

Tischtennis-Deutschland erreichte nun in dieser Woche eine überaus traurige Mitteilung. Der ehemalige Nationalspieler und langjährige, verdiente Bundestrainer Ronald Raue verstarb am Mittwoch dieser Woche in seiner Heimat Gotha im Alter von 78 Jahren. Raues plötzlicher und unerwarteter Tod hinterlässt nicht nur seine Familie mit den vier Kindern Jessica, Max, Liana und Tino sowie die fünf Enkelkinder in tiefer Trauer. Sein ehemaliger Kollege Tobias Kirch spricht vielen, die Ronald Raue persönlich kannten, aus dem Herzen: „Ronald war ein Tischtennis-Enthusiast mit großem pädagogischen Geschick und für mich, über die gemeinsamen Jahre als Kollegen hinaus, ein wichtiger Ratgeber. Mir werden seine große Menschlichkeit sowie sein feiner Humor fehlen und immer in bester Erinnerung bleiben.“ DTTB-Sportdirektor Richard Prause erfuhr gestern vom Tod seines ehemaligen Kollegen: "Wir sind alle schockiert und traurig über Ronalds plötzliches Ableben. Ronald hatte stets viel Spaß und Freude daran, sein Wissen an Jugendliche und ganz junge Talente weiterzugeben. Auch nachdem er im Ruhestand war, hat er den DTTB häufig noch mit seiner großen Kompetenz in der Talentsichtung unterstützt."

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