Groß-Umstadt/Düsseldorf. Jörg Roßkopf liebt seine Familie. Der Herren-Bundestrainer liebt aber auch seinen Sport, seinen Beruf. Nur so ist es zu erklären, wie er es aushält, 200 Tage pro Jahr à 24 Stunden in Sachen Tischtennis in der Welt unterwegs und eben nicht zu Hause in Groß-Umstadt bei Ehefrau Sabine und den drei Kindern zu sein. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe hat der Doppel-Weltmeister von 1989 und World-Cup-Sieger von 1998 im Interview von den schönen und den Schattenseiten seines Trainerberufs erzählt. Mit folgenden Aussagen dürfte Roßkopf auch Trainerinnen und Trainern aus vielen anderen Sportarten aus der Seele sprechen:
1.: fehlendes Geld bei der Athletenförderung: "Vergleicht man unsere Möglichkeiten mit denen Asiens, dann sind wir keine Sportnation", sagt Roßkopf. "Die Investitionen sind hier um ein Vielfältiges geringer." Als Beispiel nennt er Tomokazu Harimoto, Japans 15-jährigen Weltranglistenvierten. "Für ihn wird für zwei Turniere so viel Geld zur Verfügung gestellt, wie ich für das ganze Jahr für meinen gesamten Kader zur Verfügung habe."
2.: mangelnder Respekt. "Allein, dass bei Olympischen Spielen Trainer nicht mit aufs Treppchen dürfen, zeigt doch den Stellenwert des Berufs."
3.: geringe Bezahlung: Jörg Roßkopf arbeitet hauptberuflich als Bundestrainer und sagt, man könne davon leben. Ein Anreiz für Topspieler, nach der Karriere in den Trainer-Beruf zu wechseln, sei die Bezahlung aber nicht. "Die Jungs bleiben so lange es geht Profis – weil sie da auch gutes Geld verdienen. Der Verband muss den Trainerberuf Spielern wie Timo Boll schmackhaft machen. Es müssen mehr erfolgreiche Ex-Profis in den Trainerberuf. Deren Erfahrung und Wissen kann der Verband eigentlich gar nicht gut genug bezahlen."
4.: Ohne Team ist auch der beste Trainer machtlos. Beispielhaft zählt er DTTZ- und U23-Cheftrainer Helmut Hampl, Roßkopfs Co-Trainer Lars Hielscher, Videoanalyst Sascha Nimtz (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig), Athletiktrainer Ralph Färber (Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt/Main) und Sportpsychologe Christian Zepp (freiberuflicher Coach, Frechen) als seine Mitstreiter auf. "Es ist wie in der Medizin: Ein Arzt kann auch nicht alle Operationen alleine machen, auch der braucht Experten", sagt Roßkopf.
5.: seine Zukunft als Bundestrainer: Er werde den Job nicht ewig machen mit Hinweis auf seinen 50. Geburtstag Ende Mai. Tief durchatmen, Rossi-Fans! Noch mache ihm "die Arbeit mit der Truppe riesigen Spaß".