Tokio. Mit dem Beginn der olympischen Tischtenniswettbewerbe in Tokio hat Hend Zaza Geschichte geschrieben - noch bevor sie überhaupt ein Spiel absolviert hatte. Denn die zwölfjährige Syrerin, qualifiziert für das Damen-Einzel, ist die jüngste Olympionikin seit 1968. Im Alter von elf Jahren und 56 Tagen hatte Zaza bei der Westasien-Qualifikation in Amman, Jordanien, den Sprung zu den Sommerspielen geschafft.
Ihr Olympia-Debüt am Tisch allerdings war kurz. Gegen Österreichs Ex-Europameisterin Liu Jia war mit 0:4 nach 24 Minuten Schluss. Zaza, die bei der Eröffnungsfeier am Freitag die Fahnenträgerin ihres vom Bürgerkrieg geschüttelten Landes war, ist zuversichtlich, in drei Jahren als dann gereifte Spielerin zu Olympia zurückzukehren.
"Es sind hier ja meine ersten Spiele und ich werde beim nächsten Mal härter für ein besseres Ergebnis arbeiten. Das war eine gute Lektion für mich. Ich hatte vorher zwar gehofft, hier vielleicht ein Match gewinnen zu können und heute ein besseres Spiel zu machen, aber Liu Jia war eine harte Gegnerin und ich habe viel gelernt", sagte Zaza gegenüber der ITTF über ihre 27 Jahre ältere Rivalin, die Mutter einer zehnjährigen Tochter ist.
Ziel: Weltmeisterin oder Olympiasiegerin
Auch wenn Zazas Olympia-Hoffnungen früh endeten, so hat die junge Syrerin der Welt gezeigt, dass sie reifer ist als wohl die meisten in ihrem Alter. Ihren Start bei Olympia musste sie sich hart erarbeiten – nicht nur am Tisch, wie sie erzählt. "In den letzten fünf Jahren habe ich so viele Herausforderungen durchgemacht, vor allem wegen des Krieges, der im Land herrscht, aber auch wegen der Verschiebung der Olympischen Spiele und der Finanzierung meines Starts. Es war sehr hart. Ich wollte für meinen Traum kämpfen, hart trainieren und alle Schwierigkeiten überwinden, damit ich mein Ziel erreiche", sagte Zaza, die im Alter von fünf Jahren durch ihren Bruder zum Tischtennis kam.
Ihr Sport bedeutet ihr viel: "Tischtennis hat mir alles gegeben und mich gelehrt, ein starker Mensch zu sein. Ich habe auch gelernt, geduldiger und selbstbewusster zu werden.“ Neben der Schule verbringe sie nahezu die ganze Zeit beim Tischtennis. Ihr Ziel: „Ich hoffe, eines Tages entweder Weltmeisterin oder Olympiasiegerin zu werden.“
"Funke" Oshonaike bei ihren wohl letzten Sommerspielen ausgeschieden
In der Qualifikationsrunde ausgeschieden ist auch die in Deutschland lebende und für den SC Poppelbüttel in der dritten Liga spielende "Funke" Oshonaike. Die Nigerianerin unterlag Liu Juan aus den USA in fünf Sätzen. Für Oshonaike war es in Tokio die siebte Teilnahme an Olympischen Spielen, womit sie mit dem bislang führenden Herren-Quartett, Segun Toriola (Nigeria), Jörgen Persson (Schweden), Jean-Michel Saive (Belgien) und Zoran Primorac (Kroatien) gleichzog. Dass sie in drei Jahren in Paris noch einmal an den Tisch gehen wird, ist eher unwahrscheinlich, sagte sie gegenüber myTischtennis.de.
Hintergrund jüngste Olympioniken
Doch zurück zur Jüngsten: Sporthistorikern zufolge waren in der Geschichte der Olympischen Spiele nur vier Teilnehmer jünger als Zaza, zuletzt die rumänische Eiskunstläuferin Beatrice Hustiu 1968 in Grenoble. Der jüngste Teilnehmer seit Beginn der modernen Spiele ist der Grieche Dimitrios Loundras, der bei der ersten Auflage 1896 in Athen im Alter von zehn Jahren in der Mannschaft im Turnen antrat.
Qualifikation & Runde 1, 24. Juli
u.a.
Hend Zaza SYR - Liu Jia AUT 0:4 (-4,-9,-3,-5)
Olufunke Oshonaike NGR - Liu Juan USA 1:4 (-7,-3,-4,11,-4)
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Runde 2, 25. Juli
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Runde 3, 26. Juli
In Runde 3 steigen auch die deutschen Teilnehmerinnen Petrissa Solja und Han Ying ein.
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Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja
Teilmannschaftsleiter: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainer-Team: Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Assistenztrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Arzt: Dr. Antonius Kass (Düsseldorf)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf (Düsseldorf)
Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst (Frankfurt/Main)