Lonau/Harz. Thomas „Tom“ Beck ist eine echte „Allzweckwaffe“. Der ehrenamtliche Ortsbürgermeister des 349-Einwohner-Luftkurorts Lonau (Zitat Beck: „Bei uns weiß jeder, wo ich wohne.“) im niedersächsischen Harz ist Nationalpark-Ranger und seit 2011 regelmäßig als freiwilliger Helfer bei Tischtennis-Großveranstaltungen im Einsatz. Ob Transportservice, Küche, Logistik oder Kopierservice – Beck hat im Hintergrund schon fast alles bei internationalen Topturnieren wie German Open oder World Team Cup mal gemacht. Auch seine beiden inzwischen volljährigen Kinder waren bereits als Volunteers dabei.
Hat er selbst den Schläger in der Hand, ist der Kreisklassenspieler ehrgeizig. Bei den Senioren-Europameisterschaften in Bremen 2013 war er nicht als Helfer, sondern ausnahmsweise als Teilnehmer im Einsatz, überstand sogar die Vorrundengruppe. 2018 wird er sogar WM-Teilnehmer bei den Meisterschaften der Über-50-Jährigen sein. Sein nächster Einsatz als Volunteer: voraussichtlich die German Open 2019 in Bremen (8. bis 13. Oktober).
Frage: Bürgermeister, Naturschützer, Familienvater: Woher nimmst du die Zeit für deine Einsätze als Volunteer bei internationalen Tischtennisturnieren?
Tom Beck: Es ist der „Suchtfaktor Tischtennis“ - mit sechs Jahren habe ich angefangen mit dem Tischtennis und seitdem auch nicht pausiert, inzwischen habe ich eine endlos scheinende Tischtennishistorie. Außerdem ist wichtig, dass meine liebe Frau mich lässt und unterstützt und ich meinen Kinder damit ein Vorbild sein kann: Ich bin der Überzeugung, dass man, was man will, auch schaffen kann.
Was ist deine Motivation als Volunteer?
Beck: Meine Motivation ziehe ich aus den persönlichen Begegnungen und Gesprächen mit den Großen unseres Sportes. Diese Möglichkeit gibt es in keiner zweiten Sportart. Außerdem der netten Atmosphäre in den Reihen der Volunteers und meiner unendlichen Liebe zum Tischtennis.
Welches war dein schönstes Erlebnis oder was war deine prägendste Begegnung als freiwilliger Helfer?
Beck: Mein schönstes Erlebnis war, das dritte Zählgerät beim Spiel Timo Boll gegen Ma Long bedienen zu dürfen. Die prägendsten Begegnungen waren Kurzgespräche und Fotos mit Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, ITTF-Präsident Thomas Weikert, DTTB-Präsident Michael Geiger, Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und Sportdirektor Richard Prause, eben all denen, die in anderen Sportarten unerreichbar wären und sind.
In dieser Woche endet deine wortwörtliche Bodenständigkeit: Du wirst deine erste Flugreise unternehmen, zu den Senioren-Weltmeisterschaften nach Las Vegas reisen. Wie aufgeregt bist du schon und was hast du dir für die WM vorgenommen?
Beck: Aufgeregt bin ich nur der Flugpremiere wegen. Mein Ziel bei der WM ist es, die Gruppe zu überstehen und hoffentlich einen guten Doppelpartner für mein modernes Abwehrspiel zu finden, um dann auf beiden Linien soweit wie möglich zu kommen. Je stärker der Gegner, desto höher meine Motivation.
Training, Liga, Turnier: In der WM-Vorbereitung "alles mitgenommen, was ging"
Die Teilnahme an der Senioren-WM vor Augen ist sein Ehrgeiz noch einmal größer geworden. „Ich habe schon immer viel trainiert“, erzählte er nach dem Interview mit tischtennis.de seiner Heimatzeitung, „aber jetzt, im Vorfeld der Weltmeisterschaften, habe ich alles mitgenommen, was ging“. Ob in Lonau oder den umliegenden Orten, ob im Training, in der Liga oder bei Turnieren, überall griff Tom Beck zum Schläger. Schließlich komme es bei solch einem Turnier auf die Kondition an, und die Automatismen müssten stimmen.
Auf so viel Vorbereitung ist auch das NDR-Fernsehen aufmerksam geworden. Anfang Juli wird der Beck-Beitrag inkl. Spielbildern aus Las Vegas und Interview nach seiner Rückkehr im Programm zu sehen sein. „Tischtennis im TV, mal was ganz Seltenes“, kommentiert Tom Beck das Ganze. Und meint es nur halb im Scherz.
Rückblick 2016: Bei der Senioren-WM im spanischen Alicante 2016 gab es zwölf Mal Gold für deutsche Starter und 32 Medaillen insgesamt, zudem die Rekordteilnehmerzahl von 4.600 Startern.