Singapur. Patrick Franziska ist beim Singapore Smash (30. Januar bis 9. Februar) dem am Vormittag erfolgreichen Grünwettersbacher Ricardo Walther ins Achtelfinale gefolgt. Der Weltranglistenachte aus Saarbrücken setzte sich im Entscheidungssatz gegen den Chinesen Huang Youzheng durch. Dimitrij Ovtcharov musste hingegen beim 1,5-Millionen-Dollar-Turnier dem Weltranglistenvierten Liang Jingkun (China) nach drei vergebenen Matchbällen zu einem überaus glücklichen Sieg gratulieren. Nina Mittelham verpasste gegen die Japanerin Hina Hayata den Einzug ins Achtelfinale. Am Mittwoch stehen vier Begegnungen mit deutscher Beteiligung auf dem Programm.
Patrick Franziska macht sich gegen U19-Weltmeister das Leben schwer
Der Saarbrücker Patrick Franziska hat beim ersten von vier Grand-Smash-Turnieren des Jahres 2025 mit einer starken Leistung das Achtelfinale erreicht. Der Finalist des Saudi Smash 2024 gewann das Duell der Generationen gegen U19-Weltmeister Huang Youzheng mit 11:9 im Entscheidungssatz. Der Sieg des Europe-Top-16-Gewinners von 2021 war angesichts des Spielverlaufs hochverdient. Bereits im ersten Durchgang war der gebürtige Bensheimer der spielbestimmende Akteur. Der Odenwälder verpasste es jedoch, nach vier Satzbällen bei 10:7 und 11:10 mit 1:0 in Führung zu gehen, bevor er sich im Schnelldurchgang die Sätze zwei und drei mit 11:2 und 11:4 sicherte. Auch im Entscheidungssatz machte es Patrick Franziska noch einmal spannend: Nachdem er gegen den 19-jährigen Linkshänder eine 7:4-Führung eingebüßt hatte, bejubelte er nach einem erfolgreichen Endspurt dennoch seinen 11:9-Erfolg.
Patrick Franziska: "Gut, dass ich bei 9:9 ruhig geblieben bin"
Patrick Franziska gestand nach dem Spiel: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Es war natürlich sehr bitter, dass ich den ersten Satz nach einer 10:7-Führung noch aus der Hand gebe, zumal ich bei 10:8 selbst Aufschlag hatte. Aber bei ‚Best-of-Five‘ kann es schnell in die andere Richtung gehen. Die Chinesen, auch die jungen, finden oft noch Mittel und Wege, um wieder ins Spiel zurückzukommen. Am Ende stand es auf des Messers Schneide – gut, dass ich bei 9:9 ruhig geblieben bin. Insgesamt war es aber eine gute Leistung von mir, ich bin sehr zufrieden.“
Im Achtelfinale am Donnerstag stellt sich dem Spitzenspieler des 1. FC Saarbrücken TT zum ersten Mal eines der größten europäischen Talente in den Weg. Der erst 18-jährige Pole Milosz Redzimski machte bereits vor zwei Jahren in einem Champions-League-Match mit einem Sieg über Timo Boll auf sich aufmerksam. 2023 und 2024 gewann er jeweils den Einzeltitel bei den U21-Europameisterschaften. In Singapur besiegte er zum Auftakt den Kanadier Edward Ly und in Runde zwei den überraschenden Bezwinger des Europe-Top-16-Siegers Darko Jorgic (Slowenien), den Rumänen Iulian Chirita.
Franziska konzentriert sich zunächst aufs Doppel mit Ovtcharov
Zuvor jedoch will Franziska am Mittwoch im Doppel an der Seite des heute unglücklichen ausgeschiedenen Dimitrij Ovtcharov in das Viertelfinale des Grand Smash einziehen. Nachdem die WM-Dritten im Doppel heute Vormittag ihre Auftaktaufgabe gegen die Mexikaner Marcos Madrid und Rogelio Castro souverän lösten, bekommen sie es nun mit den an Position zwei gesetzten Japaner Shunsuke Togami/Hiroto Shinozuka zu tun. Zwar ist es das erste Duell mit den Japanern. Doch gegen Togami - damals an der Seite von Yukiya Uda - hatten sich die Deutschen beim WM-Medaillengewinn in Durban 2023 in einem Fünfsatzkrimi durchgesetzt.
Franziska konzentriert sich vor seinem Einzel zunächt ganz auf die schwere Aufgabe im Doppel: "Gegen Redzimski habe ich noch nie gespielt, aber das Match ist erst am Donnerstag. Zunächst fokussiere ich mich auf unsere morgiges Doppel gegen die Japaner. Nach Dimas bitter Einzelniederlage heute wollen wir dort unbedingt angreifen und gut spielen. Danach konzentrierte ich mich dann auf mein Einzel am Donnerstag."
Pechvogel Dimitrij Ovtcharov hat das Glück nicht auf seiner Seite
Dimitrij Ovtcharov spielte ein großartiges Match, doch am Ende stand ihm das Glück nicht zur Seite. Der olympische Bronzemedaillengewinner von London und Tokio unterlag dem Weltranglistenvierten Liang Jingkun mit 13:15 im Entscheidungssatz und haderte verständlicherweise mit dem Tischtennis-Schicksal: „Da war wirklich schon sehr viel Pech dabei. Das ist mir nun schon einige Male passiert. Viel vorwerfen kann ich mir aber nicht.“
Doch der Reihe nach. Denn das Spiel, das er bereits gewonnen zu haben schien, war nicht nur hochklassig, sondern auch überaus facettenreich. Der World-Cup-Sieger von 2017 startete – wie schon gestern gegen den Chinesen Xiang Peng – auch gegen dessen prominenten Landsmann Liang Jingkun in beeindruckender Manier. In den ersten beiden Sätzen, die mit 11:6 und 11:5 an den Deutschen gingen, fand der Weltranglisten-Vierte keinerlei Mittel gegen das dominante Tischtennis seines Gegenübers.
Erst ab dem dritten Satz stellte sich der dreimalige WM-Dritte besser auf die aggressiven Attacken des Fuldaers ein und gewann zunehmend an Sicherheit und Platzierungsgenauigkeit. Dennoch benötigte Liang beim 11:6 und 11:9 zum 2:2-Ausgleich in der Anfangsphase des vierten Spielabschnitts zweimal die Hilfe der Tischkante, um beim knappen 11:9 ein ähnlich schnelles Enteilen Ovtcharovs wie in den Sätzen eins und zwei zu verhindern.
"So zu verlieren ist natürlich schon sehr bitter"
Der anschließende Entscheidungssatz war an Dramatik kaum zu überbieten. Bei einem 6:10-Rückstand erspielte sich Dimitrij Ovtcharov in Weltklassemanier durch fünf Punkte seinen ersten Matchball. Doch ein Rückhand-Unterschnittball des Chinesen touchierte fast unsichtbar mit dem Hauch einer Berührung noch die Tischkante und führte zum Ausgleich. Vier Ballwechsel und zwei weitere Matchbälle Ovtcharovs später war es erneut ein unerreichbarer Kantenball Liangs, der dem Chinesen die Führung und einen Ballwechsel später auch den glücklichen Gesamtsieg bescherte.
Entsprechend groß war die Enttäuschung des Unterlegenen: „So gegen Liang zu verlieren, ist natürlich schon sehr bitter. Sein Kantenball zum 11:11-Ausgleich hat die Tischkante ja kaum berührt. Das war eine so hauchdünne Sache, dass es kaum jemand gesehen hat – sogar die Musik in der Halle fing schon an zu spielen. Schon im vierten Satz hatte ich das Glück nicht auf meiner Seite: Er gewinnt knapp 11:9, macht aber bis zum Stand von 4:4 zwei Kantenbälle. Sonst hätte ich mir hier vielleicht – ähnlich wie in den ersten beiden Sätzen – wieder eine hohe Führung herausgespielt.“
NIna Mittelham gegen Hina Hayata ohne Chance
Ausgeschieden ist bei den Damen Nina Mittelham. Die Spitzenspielerin des TTC Berlin Eastside vermochte es im Duell gegen Hina Hayata nur im dritten Satz, das Spiel offener zu gestalten. Beim 6:11, 3:11 und 8:11 war die Weltranglisten-Fünfte von Beginn an die aktivere Spielerin und setzte die EM-Dritte unter permanenten Dauerdruck.
Ricardo Walther trifft nun im Achtelfinale auf Liang Jingkun
Am Vormittag bereits hatte Ricardo Walther in der zweiten Runde des Singapore Smash seine aktuell glänzende Form unter Beweis gestellt. Seinem vor allem in der Höhe überraschenden 3:0-Auftaktsieg im deutschen Duell gegen Benedikt Duda fügte der Grünwettersbacher heute einen 3:1-Sieg über Tomislav Pucar hinzu. Ricardo Walther sagte nach seinem Erfolg: "Es läuft bisher für mich sehr gut in Singapur."
Mit seinem ersten Einzug ins Achtelfinale eines Grand-Smash-Turniers, der höchsten Kategorie des Veranstalters World Table Tennis (WTT), sammelte Ricardo Walther in Singapur bisher bereits 175 Weltranglistenpunkte, die ihn beim Erscheinen der neuen Notierung in der nächsten Woche von aktuell Position 41 auf einen komfortablen Mittelplatz unter den Top 40 katapultieren. Walther, der beim Champions Frankfurt im November als einziger Deutscher das Viertelfinale erreichte, trifft nun im Achtelfinale am Donnerstag auf Ovtcharov-Bewinger Liang Jingkun (China): "Ich hätte mich sehr über ein deutsches Achtelfinale gegen Dima gefreut. Auf der anderen Seite habe ich noch nie gegen Liang Jingkun gespielt. Nun kann ich einmal gegen einen der Top-Chinesen mein Glück versuchen. Ich gehe als klarer Außenseiter ins Spiel und habe nichts zu verlieren."
Ausblick auf den Mittwoch: Ein Einzel und drei Doppel mit deutscher Beteiligung
Bevor das erste Grand-Smash-Turnier des Jahres am Donnerstag mit den Achtelfinalspielen im Einzel und den Viertelfinalbegegnungen im Doppel weiter an Fahrt aufnimmt, stehen am Mittwoch noch vier Spiele mit deutscher Beteiligung auf dem Programm. Der Weltranglistenzehnte Dang Qiu, der bereits am Sonntag erfolgreich in das Turnier startete, spielt um 13.30 Uhr gegen den Japaner Shunsuke Togami um den Einzug ins Achtelfinale. Im Doppel will der Düsseldorfer zudem zum Tagesbeginn um 7.55 Uhr MEZ mit dem Bergneustädter Benedikt Duda gegen das argentinische Weltklasse-Duo Horacio Cifuentes/Santiago Lorenzo die Spiele um den Einzug ins Halbfinale erreichen. Die WM-Dritten Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov bekommen es um 11 Uhr mit den Japanern Shunsuke Togami/Hiroto Shinozuka zu tun. Im Damen-Doppel steht Sabine Winter um 13.55 Uhr mit ihrer australischen Partnerin Yangzi Liu gegen das topgesetzte Duo Satsuki Odo/Sakura Yokoi (Japan) vor einer hohen Hürde.
Die Ergebnisse der Deutschen am Dienstag
Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Patrick Franziska - Huang Youzheng CHN 3:2 (-11,2,4,-8,9)
Dimitrij Ovtcharov CHN - Liang Jingkun CHN 2:3 (6,5,-6,-9,-13)
Ricardo Walther - Tomislav Pucar CRO 3:1 (-7,9,7,6)
Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Nina Mittelham - Hina Hayata JPN 0:3 (-6,-3,-8)
Herren-Doppel, 1. Runde (beste 24)
Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov - Marcos Madrid/Rogelio Castro MEX 3:0 (7,10,4)
Die Spiele der Deutschen am Mittwoch
Herren-Doppel, Achtelfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu - Horacio Cifuentes/Santiago Lorenzo ARG 7.55 Uhr, Tisch 3
Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov - Shunsuke Togami/Hiroto Shinozuka JPN 11 Uhr, Tisch 2
Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Dang Qiu - Shunsuke Togami JPN 13.20 Uhr, Tisch 2
Damen-Doppel, Achtelfinale
Sabine Winter/Yangzi Liu GER/AUS - Satsuki Odo/Sakura Yokoi JPN 13.55 Uhr, Tisch 3
Die Spiele der Deutschen am Donnerstag
Herren-Einzel, Achtelfinale
Ricardo Walther - Liang Jingkun CHN
Patrick Franziska - Milosz Redzimski POL
Links
Die deutschen Starter beim WTT Singapore Smash (30. Januar bis 9. Februar)
Herren-Einzel
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Qualifikation: Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen)
Damen-Einzel
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau), Qualifikation: Yuan Wan (TTC Weinheim), Annett Kaufmann (DJK Kolbermoor), Franziska Schreiner (TSV Langstadt)
Herren-Doppel
Benedikt Duda/Dang Qiu, Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
Damen-Doppel
Sabine Winter/Yangzi Liu AUS
Betreuer Herren
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf)
Betreuer Damen
Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Zoltan Batorfi (Assistenz-Bundestrainer Damen)
Schiedsrichter
Nico Zorn (Wuppertal)