Jülich. Der TTC indeland Jülich ist mit einem Sieg, zwei Unentschieden und einer Niederlage in die Saison gestartet. Mehr als das sportliche Ergebnis treibt den Verein aber aktuell die Hallensituation um. Über deutsche Verzögerungen im Bau – und was die Elbphilharmonie und der Berliner Flughafen mit Jülich zu tun haben.
Eigentlich hört sich der Schaden so an, als ob er schnell behoben sein müsste. „Bei uns in der Halle ist eine Wand mit Glasbausteinen versehen“, sagt Mike Küven, Präsident des TTC indeland Jülich mit seinen 350 Mitgliedern über die langjährige Spielstätte des Vereins in der Gemeinschaftsgrundschule Nord. Im Dezember 2023 nahm das Schicksal seinen Lauf: Während des Schulsports ist ein Glasbaustein gesplittert. Die darauffolgenden Untersuchungen des Bauamts ergaben: Die Fugen lösen sich, die Halle wurde für harte Ballsportarten wie Hand- und Fußball gesperrt. Es folgte der Beschluss, dass die Glasbausteine komplett weichen sollen, an ihre Stelle sollen bruchsichere Glasfenster auf Höhe der Zeit treten. So weit so gut für Küven, denn laut ursprünglicher Aussage hätten die Bauarbeiten am ersten Tag der Sommerferien beginnen sollen – der erste Bauplan sprach von einer Bauzeit von Anfang Juli bis zum 22. September. Der ist mittlerweile längst vergangen, aktuell geht die Stadt laut Küven von einer Fertigstellung Ende Dezember aus. „Die Hamburger Elbphilharmonie, der Berliner Flughafen und nun eben unsere Halle“, scherzt der Präsident.
Mit dem nach den Sommerferien wieder eingesetzten Trainings- und Spielbetrieb sieht sich der TTC indeland Jülich nun großen Herausforderungen gegenüber. Allerdings nicht im Spielbetrieb, wie man vielleicht erst einmal meinen könnte. „Der Spielbetrieb ist überhaupt kein Problem“, sagt Küven. Denn an die große Halle der GGS schließt noch eine kleinere Halle an, in die maximal sechs Tische passen. „Da kann ich die ganzen Amateurspiele durchführen“, erläutert Küven. Dennoch kann der ganze Verein seinem Hobby nicht auf sechs Tischen nachgehen. Küven aktivierte deshalb sein Jülicher Netzwerk und wurde an verschiedenen Orten fündig. In der Halle der katholischen Grundschule finden an den Wochenenden nun die Spiele in der 2. und 3. Bundesliga statt. Erste Probleme bezüglich der Helligkeit wurden mittlerweile aus dem Weg geräumt: Mithilfe eines Sponsors wurden drei LED-Schirme aufgestellt, die für genügend Licht sorgen. „Die Zuschauer und Spieler sind zufrieden“, sagt Küven. Nur ist der TTC mehr als nur die erste und zweite Herrenmannschaft. „Das Problem ist es, jede Woche 150 Leute im Training unterzubekommen“, weiß der Funktionär.
In einer alten Werkstatt fliegen die Bälle
Da wie in vielen Kommunen die zur Verfügung stehenden Hallen bereits sehr stark belegt sind, kam Küven auf die Idee, dass für das Training auch eine Lagerhalle ausreichen könnte. Über das Technologiezentrum im Jülicher Süden kam er zu einer alten Werkstatt, in der die Tische dauerhaft stehen können. „Das war für uns Gold wert“, sagt Küven. Die Halle steht dem TTC durchgehend zur Verfügung. Allerdings gab es ein weiteres Problem: Die Bambinis als jüngste Sportlerinnen und Sportler im Verein können nicht auf dem Steinboden spielen. Hinzu kommt, dass der TTC traditionell im Jülicher Norden beheimatet ist. „Die Kinder müssen wir im Viertel halten“, sagt Küven. Da er in den Schulen auch Sportunterricht gibt, erreichte der Präsident zwei Trainingsslots für die Kleinsten in der nahen Schirmerschule. Ergänzt um die Halbprofis, die bei den befreundeten und benachbarten Tischtennisfreunden Koslar trainieren, ist ein etwaiger Trainingsstillstand nun also gebannt. Dennoch kann es für den TTC und Küven maximal eine temporäre Lösung sein. „Das mannschaftsübergreifende Zusammengehörigkeitsgefühl geht jetzt verloren“, sagt er. Denn während es vorher so war, dass Bambinis, Schüler und Erwachsene hintereinander in der gleichen Halle trainiert und sich ausgetauscht hatten, sind die Gruppen nun getrennt. Küven ist nun viel durch ganz Jülich unterwegs. „Ich möchte kein einziges Mitglied wegen der Umbauarbeiten verlieren“, erklärt er. Bisher hat das geklappt.
Nun hofft der ganze Verein, dass die Bauarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen werden können. Bis dahin bleibt es ein Kraftakt für den TTC und seine Unterstützer – zu denen Küven Spieler, Funktionäre, Eltern, Sponsoren, die Stadt und den DTTB zählt. „Da ist die volle Unterstützung da“, heißt es aus der Zitadellenstadt.