Tokio. Die Kräfteverhältnisse in dieser ersten Runde des Mannschaftswettbewerbs wurden schon bei Einmarsch und Vorstellung der Teams offensichtlich. Die Australierinnen genossen ihren von allen erwarteten wohl einzigen Auftritt im Team-Wettbewerb im Tokyo Metropolitan Gymnasium. Vor allem Melissa Tapper und Michelle Bromley lachten und scherzten mit Coach John Murphy, steckten Jian Fang Lay mit ihrer guten Laune an.
Die Favoritinnen aus Deutschland daneben hochkonzentriert. Petrissa Solja mit dem totalen Tunnelblick, Han Ying und Shan Xiaona mit einem freundlich-konzentrierten Lächeln auf den Lippen. Die haushohen Favoritinnen, Silbermedaillen-Gewinnerinnen in Rio, wollten sich keine Blöße geben gegen die Nummer 23 der Team-Weltrangliste. Und das tat sie auch nicht bei ihrem 3:0-Sieg, der ihnen Selbstvertrauen für die noch wartenden Herausforderungen geben sollte.
Die frisch gebackenen Europameisterinnen von Warschau, das Duo Shan/Solja, ließen gegen Bromley/Tapper nicht den Hauch eines Zweifels an ihrer Überlegenheit aufgekommen. Erst kurz vor Ende des ersten Satzes erzielten die Australierinnen, eine Rechts-Links-Kombination wie die Deutschen, den ersten und einzigen Punkt. In allen drei Sätzen zusammen sollten es nur zehn Punkte werden.
Han Ying gewinnt erneut gegen Rhythmus-Zerstörerin Lay
Die schwerste Aufgabe hatte erwartungsgemäß Han Ying. Gegen die 48-jährige Rhythmus-Zerstörerin Jian Fang Lay war es wie schon im Einzel-Auftaktmatch ein unangenehmes Spiel. Nach vier Durchgängen mit wechselnden Führungen hatte die European-Games-Finalistin von 2019 in Satz fünf den besseren Start. Im letzten Durchgang variierte Han Ying gewinnbringend, gab noch mehr Unterschnitt mit einer kleinen Bewegung aus dem Handgelenk aus ihrer Vorhand-Seite, den Lay gleich mehrfach unterschätzte. Nach der 6:0-Führung war Han Ying der Sieg nicht mehr zu nehmen. Hans erleichtertes Lächeln beim Abklatschen mit Bundestrainerin Jie Schöpp, Petrissa Solja und Shan Xiaona dokumentierte, dass mit der 2:0-Führung gegen Australien die Vorentscheidung in diesem Achtelfinale gefallen war.
Shan, für die es wie für die 33-jährige Michelle Bromley – die seit 20 Jahren international für Australien spielt, aber für die es die Olympia-Premiere war – die erste Partie in Tokio war, ließ ihre Kontrahentin zu keiner Zeit ins Spiel kommen. Gewohnt tischnah agierend, mit sicheren Topspins, harten Kontern und treffsicheren Schüssen holte sie die ersten beiden Sätze und war auch im dritten in Führung. Mit dem Mut der Verzweiflung ging Bromley in Satz drei zwar noch nach einem 1:5-Rückstand mit 8:5 in Führung. Doch Shan behielt die Ruhe, platzierte ihre Aufschläge kürzer und überließ die Nummer 211 der Weltrangliste nicht mehr die aggressive Spieleröffnung. Nach 20 Minuten verwandelte die diesjährige EM-Einzel-Finalistin ihren ersten Matchball zum 11:9 und schaffte damit den 3:0-Erfolg der deutschen Damen.
Südkorea gegen Polen erst am Montag
Die Gegnerinnen der DTTB-Auswahl im Viertelfinale werden erst am Montag ermittelt. Um 3 Uhr MESZ stehen sich die bei Olympia an Position sieben gesetzten Südkoreanerinnen und die Nummer elf des Olympia-Rankings Polen gegenüber. Das in Tokio von Ergänzungsspielerin Nina Mittelham komplettierte deutsche Damen-Team tritt am Dienstag um 3 Uhr deutscher Zeit zum Viertelfinale an und hat am Montag wie die DTTB-Herren spielfrei.
Noch schneller als Deutschlands Damen war am Morgen Turnierfavorit China. Auch ohne die im Mixed-Finale an der Seite von Xu Xin Japan unterlegene amtierende Einzel-Weltmeisterin Liu Shiwen, ersetzt durch die Weltranglistenvierte Wang Manyu, gab es gegen Österreich ein 3:0 ohne Satzverlust. Die übrigen Achtelfinal-Begegnungen verliefen ohne Favoritenstürze. Ebenfalls mit 3:0 besiegte Japan Ungarn, Taiwan die USA und Rumänien Ägypten. Für Hongkong gab es ein 3:1 über Brasilien. Das zweite noch ausstehende Erstrunden-Match, Singapur gegen Frankreich, wird am Montag ausgetragen.
Damen-Mannschaft, Achtelfinale, 1. und 2. August
Deutschland - Australien 3:0
Shan Xiaona/Petrissa Solja - Michelle Bromley/Melissa Tapper 3:0 (1,5,4)
Han Ying - Jian Fang Lay 3:2 (11,-9,4,-7,2)
Shan Xiaona - Michelle Bromley 3:0 (2,3,9)
Viertelfinale
China - Singapur oder Frankreich, 3. August, 7.30 Uhr MESZ
Deutschland - Südkorea oder Polen, 3. August, 3 Uhr
Hongkong - Rumänien, 2. August, 7.30 Uhr
Japan - Taiwan, 2. August, 12.30 Uhr
Halbfinals am 3. August, 12.30 Uhr, und 4. August, 3 Uhr
Spiel um Gold am 5. August, 12.30 Uhr, und Bronze um 4 Uhr
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Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja
Teilmannschaftsleiter: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainer-Team: Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Assistenztrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Arzt: Dr. Antonius Kass (Düsseldorf)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf (Düsseldorf)
Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst (Frankfurt/Main)