Nürnberg. Finaltag bei den 91. Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren in der Kia Metropol Arena Nürnberg. Mit 13 Jahren sind Josi Neumann und Koharu Igataki die jüngsten Medaillengewinnerinnen bei Deutschen Meisterschaften, die es jemals gab. Ihre Finalgegnerin Sophia Klee hatte im selben Alter an der Seite der ein Jahr älteren Anastasia Bondareva 2017 überraschend Bronze geholt.
Mit Sabine Winter hat Klee eine Spielerin an ihrer Seite, die ebenfalls auf Rekordjagd ist: Die 30-jährige EM-Dritte von München kann in Nürnberg ihren siebten Titel gewinnen und in der Bestenliste an Nicole Struse vorbeiziehen. Im Herren-Doppel marschieren die Titelverteidiger Benedikt Duda/Dang Qiu unangefochten in Richtung des sechsten Titelgewinns in Folge.
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Die Spiele des Finaltags
Ab 14 Uhr (wegen der Verzögerungen im Ablauf mit vielen langen Halbfinals) und hintereinander weg und alle an Tisch 1: Die Finals
Damen-Doppel, Halbfinale, 10 Uhr
Chantal Mantz/Yuan Wan - Koharu Itagaki/Josephina Neumann 2:3 (-8,5,-4,8,-9)
Neumann: „Wir können es beide nicht realisieren, dass wir im Finale stehen. Wir lagen ja 4:9 im Fünften hinten. Als wir dann das 11:9 gemacht haben, haben wir uns nur angeschaut und gesagt: „Häh? Haben wir das jetzt wirklich geschafft? Haben wir wirklich gewonnen? Wir freuen uns sehr. Im Finale geben wir wieder unser Bestes. So sind wir bisher in jedes Spiel reingegangen.
Vor dem Spiel war ich überhaupt nicht nervös. Die beiden waren die Titelverteidigerinnen, und wir hatten nichts zu verlieren. Aber bei 9:9 hatte ich auch noch Aufschlag; und da ging das Zittern los. Ich hatte echt Angst, dass ich einen Fehlaufschlag mache.
Diese ausverkaufte Arena im Rücken zu haben, fühlt sich einfach mega an.“
Itagaki: „Wir haben ab dem 4:9 lockerer gespielt. Ich habe einfach alles auf den Tisch gespielt.
Wir haben schon oft zusammen Doppel gespielt, verstehen uns sehr gut und reden im Spiel viel miteinander.“
Sophia Klee/Sabine Winter - Julia Kaim/Alexandra Schankula 3:0 (4,3,9)
Klee: „Wir haben vor allem in den ersten beiden Sätzen unfassbar aktiv gespielt, haben versucht, jede Chance zu nutzen, die wir bekommen haben. Wir waren super fokussiert und haben wenige Fehler gemacht. Mit einem 2:0 im Rücken ist es einfacher, das ganze Ding auch zu gewinnen. Am Ende wurde es noch mal knapp. Insgesamt war es ein sehr souveränes Halbfinale von uns. Wir freuen uns jetzt auf das Finale und sind sehr motiviert.“
Winter: „Es war ein guter Einstieg in den Sonntag. Sophia hat sich heute sehr, sehr gut bewegt, viele Bälle herausgeholt und mit Spin und Qualität auf den Tisch gespielt, so dass ich schnell weiterspielen konnte.“
Kaim: „Wir sind mehr als zufrieden, dass wir hier heute stehen dürfen. Dass wir hier heute stehen dürfen, ist auf jeden Fall eine Überraschung. Wir haben nicht geplant, dass wir das Halbfinale erreichen. Dass wir 3:0 verloren haben, war zu erwarten. Der letzte Satz war okay. Die beiden sind einfach deutlich besser als wir."
Schankula: „Wir haben das erste Mal zusammen gespielt. Es hat gleich von Anfang an gut harmoniert. Deswegen sind wir mehr als zufrieden mit dem dritten Platz.“
Herren-Doppel, Halbfinale, 10.40 Uhr
Benedikt Duda/Dang Qiu - Daniel Rinderer/Tom Schweiger 3:1 (9,6,-11,2)
Qiu: "Wir sind hier die absoluten Topfavoriten und wollen hier wieder gewinnen. Die Jungs haben hier nichts zu verlieren und spielen vor einer Heimkulisse. Sie haben sehr schwere Bälle getroffen und gute Rallyes mit uns gehabt. Sie haben es uns nicht leicht gemacht. Der erste Satz war knapp, den dritten haben wir verloren. Am Ende sind wir froh, dass wir 3:1 gewonnen haben."
Schweiger: "Durch den dritten Platz im Doppel kann ich insgesamt mit den Deutschen Meisterschaften sehr zufrieden sein, vor allem mit den beiden Siegen vor dem Halbfinale. Wir wussten vorher, dass es gegen Duda/Qiu ein sehr schweres Spiel werden würde, aber wir haben unser Bestes probiert und die ersten drei Sätze gut mitgehalten und einen Satz davon gewonnen. Im vierten Satz wurde es dann etwas schwieriger. Wir können mit unserer Leistung in dem Spiel und im ganzen Turnier sehr zufrieden sein.
Rinderer: "Wir können sehr zufrieden sein mit dem gesamten Turniern. Die ersten zwei Runden haben wir sehr gut zusammen gespielt und gut harmoniert. Wir haben ja früher schon zusammen Doppel gespielt und kennen unsere Abläufe. Im Halbfinale wussten wir, dass es schwierig wird. Außerdem waren wir am Anfang beide etwas nervös, weil wir noch nie vor so einer Kulisse gespielt haben. Im vierten Satz haben wir leichte Fehler gemacht, aber es war insgesamt keine Blamage. Wir haben einen Satz gewonnen. Das war unser Ziel."
Kilian Ort/Ricardo Walther - Kirill Fadeev/Mathias Hübgen 2:3 (5,-9,8,-9,-8)
Fadeev: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gut mitspielen können. Sie haben für ihr Spielniveau aber auch viele leichte Fehler gemacht. Deswegen hatten wir das Gefühl, dass wir gewinnen können. Wir haben sehr solide gespielt.
Wir haben vorher noch nie zusammen Doppel gespielt, trainieren aber in Saarbrücken in derselben Trainingsgruppe.
Ich durfte ja schon im letzten Jahr im Finale zusammen mit Gerrit Engemann gegen Dang und 'Benne' ran. Das war ziemlich schwierig."
Hübgen: "Nachdem wir den zweiten Satz gewonnen hatten, waren wir besser drin im Spiel. Unser Gegnerin wiederum haben gemerkt, dass es kein Durchmarsch für sie wird. In wichtigen Momenten haben sie leichte Fehler gemacht und ein paar halbhohe Bälle ausgelassen. Wir beide haben sehr gut auf kurz und halblang gespielt. Das war aus meiner Sicht der Schlüssel zu diesem Spiel für uns. Man muss sich als Außenseiter seine Chancen suchen. Wenn man die dann findet, geht es schon. Im Finale muss ich gucken, dass ich irgendwie mithalten kann."
Ort: "Es ist schön, hier zu spielen vor vollem Hause und in der fränkischen Heimat. Ich hoffe, das wird in Zukunft auch noch mal so sein. Dass unsere Gegner im Spiel dreimal zurückgekommen sind, geht auf meine Kappe. Das war die schlechteste Doppelleistung meines Lebens."
Damen-Einzel, Halbfinale, 11.20 Uhr
Annett Kaufmann - Sophia Klee 4:2 (-9,6,5,-7,13,4)
Kaufmann: "Ich bin happy, weil ich die letzten zwei Jahre jeweils im Halbfinale ausgeschieden bin. Ich bin froh, dass diesen kleinen Sprung schaffen konnte. Ich war ziemlich nervös vor dem Spiel. Ich kenne Sophia von kleinauf. Sie war in der Jugend-Nationalmannschaft meine Mannschaftskollegin und ist es jetzt bei den Damen. Es fällt uns relativ schwer gegeneinander zu spielen, weil wir die jeweiligen Schwächen der anderen genau kennen. Ich bin sehr glücklich, dass ich jetzt im Finale stehe und werde gegen Sabine alles geben. Das ist meine Chance zur Revanche gegen sie für das Halbfinale im letzten Jahr. In der Bundesliga-Rückrunde habe ich 3:0 gegen sie gewonnen, aber es war die Liga und man weiß nie, wie die Umstände auf ihrer Seite waren. Bundesliga ist etwas komplett anderes auch von der mentalen Einstellung."
Klee: "Annett ist außergewöhnlich gut drauf. Sie gewinnt ein Turnier nach dem anderen und hat entsprechendes Selbstvertrauen. Bei mir ist das eher medium. Das hier ist das erste Turnier, aus dem ich wieder positive Energie ziehen kann. Ich wusste von vornherein, dass es gegen sie unfassbar schwer werden wird. Sie macht eigentlich keine Fehler. Dafür waren die ersten fünf Sätze wirklich sehr gut. Ich habe mich geärgert, dass ich den Sechsten nicht zugemacht habe. Im Siebten war es dann so deutlich, weil ich den sechsten Satz nicht ganz abgehakt hatte. Ich glaube, die Zuschauer haben ein ganz schönes Spiel gesehen.
Sabine Winter - Chantal Mantz 4:3 (-4,3,5,-6,-6,3,2)
Winter: "Chanti hat gegen mich gut gespielt. Wir hatten viele gute Ballwechsel. Bei 2:3 bin ich froh, dass ich die Nerven bewahrt habe. Ich habe dann ein bisschen variabler gespielt, auch wenn ich den einen oder anderen etwas leichteren Fehler gemacht habe. Ich bin fokussiert geblieben, habe für jeden Ball gekämpft und bin froh, jetzt im Finale zu stehen.
Mantz: "Wir kennen uns eben sehr, sehr gut, sind ja in Düsseldorf in derselben Trainingsgruppe. Entscheidend ist dann, wer an dem Tag etwas besser spielt und im Kopf stärker ist. Ich konnte leider meine 3:1-Führung nicht nach Hause bringen. Am Ende hat sie verdient gewonnen, sie hat da besser und aggressiver gespielt.
Natürlich wäre es schön gewesen, im Doppel unseren Titel zu verteidigen. Aber mit zweimal Bronze bin ich sehr zufrieden."
Herren-Einzel, Halbfinale, 12.05 Uhr
Dang Qiu - Cedric Meissner 4:1 (-7,3,3,5,3)
Qiu: "Ich habe nach dem verlorenen ersten Satz ein, zwei Feinheiten verändert, die so ein Spiel drastisch drehen können. 'Ceddy' hat im ersten Satz sehr gute und schwere Bälle getroffen, die mich sehr überrascht haben. Er hat auf einem hohen Niveau gespielt. Am Ende war ich stabiler."
Meissner: "Mit dem Spiel bin ich nicht ganz zufrieden. Ich weiß natürlich, wie gut Dang ist. Wir trainieren ja auch ab und zu zusammen. Gestern habe ich deutlich besser gespielt als heute. Ich habe viele leichte Fehler gemacht, wenn er mir mal einen Aufschlag hoch hingelegt hat, habe ich ihn herausgezogen. So richtig war bei mir die Spannung in den Beinen nicht da. Den ersten Satz habe ich noch okay gespielt, danach war Dang überragend, hat keinen leichten Fehler mehr gemacht. Ich habe überhaupt kein Mittel gegen ihn gefunden. Ich bin sehr zufrieden mit dem Turnier. Ich hatte eine schwierige Auslosung und habe gut gespielt. Das Mixed-Finale habe ich noch und möchte auf jeden Fall unseren Titel verteidigen.
Die Atmosphäre hier ist super. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann zum letzten Mal so viele Leute bei Deutschen Meisterschaften waren. Sie gehen alle gut mit und sind laut. Es macht sehr viel Spaß, hier zu spielen. Auch die Show, die hier gemacht wird vor den Spielen, ist wirklich grandios."
Patrick Franziska - Ricardo Walther 4:3 (11,-5,8,-5,-6,7,9)
Franziska: "Ich hoffe, der Körper hält fürs Finale. Ich bin jetzt sehr müde. Gegen Ric war es ein super Spiel, das in beide Richtungen hätte gehen können. Es tut mir leid für Ric, auch weil wir sehr gut befreundet sind. Die Stimmung in der Halle ist super, der perfekte Rahmen für Deutsche Meisterschaften.
Im Finale gegen Dang muss ich schon sehr, sehr gut spielen um zu gewinnen. Die letzten zwei Male habe ich gewonnen, aber da habe ich wirklich sehr gut gespielt. Dang hat im Moment viel Selbstvertrauen. Ich würde mich selbst aktuell nicht als Favorit sehen."