Luxemburg. Die Nationalmannschaften des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) haben bei den noch bis Sonntag dauernden Team-Europameisterschaften in Luxemburg im Gleichschritt das Halbfinale erreicht. Sowohl die Damen als auch die Herren besiegten in der Runde der besten Acht ihre Gegner klar mit 3:0. Die Männerauswahl von Bundestrainer Jörg Roßkopf überließ der überforderten Ukraine keinen Satzgewinn, das Trio von Bundestrainerin Jie Schöpp überzeugte gegen das starke Team Polens und gab nur zwei Sätze ab. Im Halbfinale treffen die Damen am Samstag um 10 Uhr auf Österreich-Bezwinger Niederlande, die Herren spielen um 19 Uhr überraschend gegen Slowenien, das sich mit einem unerwarteten 3:2 über Schweden seine erste Teammedaille überhaupt bei Europameisterschaften sicherte.
Herren: Gegen Favoritenschreck Slowenien um den Finaleinzug
Goldmedaillenaspirant Deutschland zieht in Luxemburg bislang einsam seine Kreise. Nicht einmal neunzig Minuten benötigte die deutsche Herren-Mannschaft, um ihr Viertelfinalmatch gegen die Ukraine mit 3:0 zu gewinnen. Selbst Kou Lei, einziger Weltklassespieler des Herausforderers und immerhin Bronzemedaillengewinner der Euro Games 2015, gelang kein Satzgewinn. Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte gleich zum Auftakt den Weltranglisten-Sechsten Timo Boll auf den Spitzenspieler der Ukraine angesetzt, und der Rekordeuropameister hielt seinen Gegner mit 11:7, 11:5 und 11:8 souverän in Schach. Anschließend war Viktor Yefimov gegen den Weltranglisten-Vierten Dimitrij Ovtcharov ebenso überfordert wie Yevhen Pryshchepa gegen Abwehrass Ruwen Filus. Timo Boll: „Wir haben eine sehr starke Mannschaft und alles bislang sehr glatt gewonnen. Das wird aber sicherlich nicht so weitergehen, wenn es am Samstag um den Einzug in das Endspiel geht.“
Die Roßkopf-Truppe erspielte sich im vierten Match den vierten 3:0-Erfolg. Ob der sechsmalige Europameister morgen um 19 Uhr in der Vorschlussrunde erstmals in diesem Turnier vom Überraschungs-Halbfinalisten Slowenien wirklich gefordert werden kann, bleibt abzuwarten. Immerhin entwickelt sich der Gegner der DTTB-Auswahl in Luxemburg bislang zum Favoritenschreck: In der Vorrunde hatte der Außenseiter bereits Titelverteidiger Österreich aus dem Medaillenrennen befördert. Heute verhinderten Weltklassespieler Bojan Tokic mit Erfolgen über Anton Källberg und Mattias Karlsson sowie Teenager Darko Jorgic mit einem Sieg über Routinier Par Gerell den Halbfinalklassiker Deutschland gegen Schweden. Bundestrainer Jörg Roßkopf: "Bojan Tokic ist ein sehr erfahrener Spieler, der zudem schon lange in der Bundesliga bei Saarbrücken spielt und unsere Spieler aus dem effeff kennt. Außerdem ist er bei dieser EM in einer Superform. Auch der Sieg des jungen Jorgic, der in Bad Königshofen in der Bundesliga spielt, gegen Gerell ist ein sehr gutes Ergebnis. Wir werden deshalb unseren Gegner keinesfalls unterschätzen und am Samstag kräftig Gas geben."
Im zweiten Vorschlussrundenspiel treffen Frankreich, das sich gegen Griechenland mit 3:0 durchsetzte und das Team aus Portugal aufeinander, das sich gegen Deutschlands Vorrundengegner Kroatien in einer umkämpften Partie mit 3:1 behauptete.
Wichtiger Auftaktsieg von Han Ying/Starke Mittelham
Die deutschen Damen stehen nach ihrem 3:0-Sieg gegen Polen im Halbfinale und treffen morgen um 10 Uhr auf die Niederlande. „Ich bin mit meiner Mannschaft sehr zufrieden, aber wirklich sehr zufrieden“, war auch Bundestrainerin Jie Schöpp von der Leistung ihrer Schützlinge angetan. Das DTTB-Team lieferte eine konzentrierte Leistung und ließ den gefährlichen Gegner erst gar nicht am Erfolg schnuppern.
Zum Auftakt gab es zwischen den beiden Abwehrkünstlerinnen Han Ying und Li Qian ein wahres Marathonmatch, das fast eine Stunde dauerte. Das Duell der beiden Vereinskolleginnen beim polnischen Champions-League-Finalisten Tarnobrzeg endete mit einem hart erkämpften 3:1-Erfolg für Deutschlands Weltranglisten-Neunte Han Ying. „Ich habe heute sehr gut gespielt. Es war wichtig, die Mannschaft in Führung zu bringen.“ Anschließend baute Shan Xiaona im zweiten Match gegen ihre Gegnerin Katarzyna Grzybowska im Schnelldurchlauf die deutsche Führung auf 2:0 aus.
Den Schlusspunkt setzte ein sehenswerter Auftritt der Bad Driburgerin Nina Mittelham. Das 20-jährige Talent, bei seiner ersten Europameisterschaft noch ungeschlagen, setzte die guten Leistungen der Vorrunde fort und besiegte die in der Weltrangliste auf Position 68 um 40 Plätze höher eingestufte Paralympics-Siegerin Natalia Partyka in vier Sätzen. Mit nur einem Satzverlust sicherte die ehemalige Jugend-Europameisterin dem deutschen Team den Siegpunkt und Einzug ins Halbfinale. Mittelham strahlte nach dem Match über das ganze Gesicht: „Heute bin ich so richtig zufrieden. Ich habe wirklich sehr gut gespielt.“
Im Halbfinale ist nun am Samstag um 10 Uhr die Niederlande der nächste Gegner. Der mehrfache Mannschafts-Europameister geht zwar gegen Titelverteidiger nicht als Favorit an den Tisch, bewies jedoch heute mit dem Sieg über Österreich seine Stärke. Zwei Punkte von Abwehrass Li Jie und ein Sieg und ein abschließender, überraschend klarer 3:0-Erfolg über Österreichs Spitzenspielerin Liu Jia sicherten der Niederlande den 3:2-Erfolg. Han Ying: „Das wird kein einfaches Match. Die Niederlande hat eine gute Mannschaft. Aber ich denke, wir haben das bessere Team und schaffen wieder den Einzug in das Endspiel.“ Im zweiten Halbfinale treffen Rumänien, das Portugal besiegte, und Russland, Sieger über Ungarn, aufeinander.
DAMEN, ENDRUNDE
Freitag, Viertelfinale
Deutschland - Polen 3:0
Han Ying - Li Quian 3:1 (7,-13,6,8)
Shan Xiaona - Katarzyna Grzybowska 3:0 (4,4,6)
Nina Mittelham - Natalia Partyka 3:1 (-9,10,4)
Österreich - Niederlande 2:3
Russland - Ungarn 3:1
Rumänien - Portugal 3:0
Samstag, Halbfinale
Deutschland - Niederlande, 10 Uhr
Rumänien - Russland, 13 Uhr
Sonntag, Finale
14 Uhr
HERREN, ENDRUNDE
Freitag, Viertelfinale
Deutschland - Ukraine 3:0
Timo Boll - Kou Lei 3:0 (7,8,5)
Dimitrij Ovtcharov - Viktor Yefimov 3:0 (5,9,6)
Ruwen Filus - Yevhen Pryshchepa 3:0 (5,9,7)
Schweden - Slowenien 2:3
Frankreich - Griechenland 3:0
Portugal - Kroatien 3:1
Samstag, Halbfinale
Deutschland - Slowenien, 19 Uhr
Frankreich - Portugal, 16 Uhr
Sonntag, Finale
17 Uhr
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