Berlin. Seit Sonntag ist sie Geschichte, die mit dem Gewinn von acht Medaillen für die Talente des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) zu Ende gegangene Premiere des WTT Youth Contender in Berlin. Einer der wichtigsten Erfolge der vergangenen Woche ist jedoch in keiner Siegerliste dokumentiert: Der dank finanzieller und organisatorischer Unterstützung ermöglichte Start von neun jungen Talenten aus der Ukraine.
Fünf Mädchen und vier Jungen aus dem seit fast drei Monaten vom völkerrrechstswidrigen Angriffskrieg Russlands erschütterten Land nahmen so an den Wettbewerben im Sportforum Berlin teil. Die 5.000 Euro Gesamtkosten für das Team Ukraine wurden vom DOSB und der Stiftung Deutsche Sporthilfe mit 2.000 Euro aus deren Ukraine-Soforthilfefonds unterstützt, den Rest des Betrages steuerten unbürokratisch der DTTB und Durchführer ttc berlin eastside bei. "Wir wollten ein Zeichen der Solidarität setzen und die ukrainischen Tischtennisspielerinnen und -spieler unterstützen. Wir freuen uns sehr, dass die Ukraine mit einer Mannschaft in Berlin an den Start gehen konnte", sagt Ralf Tresselt, Vizepräsident Jugendsport beim DTTB.
Die sportliche Herausforderung beim WTT Youth Contender war für Sofiia Chumarna, Anastasiia Khachaturova, Veronika Matiunina, Olya Ponko, Veronika Vasylenko, Yehor Borshchevskyi, Simon Enskyi, Maksym Melnychuk, Volodymyr Nevizhyn zumindest eine vorübergehenden Ablenkung. Denn auch das Privileg Leistungssport macht nicht frei von den Sorgen um eine ungewiss gewordene Zukunft, um Familie und Freunde, um die Heimat und die dort verbliebenen Landsleute.
Krisztina Toth hilft auch privat ukrainischen Talenten
Die ehemalige ungarische Weltklassespielerin Krisztina Toth, Leistungssportreferentin beim Bayerischen TTV und leitende Trainerin am dortigen Leistungszentrum, betreute in Berlin neben deutschen Athletinnen mit Matiunina, Ponko und Khachaturova auch die drei ukrainischen Talente, die seit Ende März ihrer täglichen Trainingsgruppe in München angehören. "Das Team Ukraine war sehr dankbar, dass mit der großzügigen Unterstützung von DOSB, Deutscher Sporthilfe, DTTB und eastside die Teilnahme in Berlin möglich wurde", sagt Toth und ergänzt: "Derartige Hilfe ist im Moment sehr wichtig. Was das Sportliche angeht, so hat vor allem Veronika Matiunina in Berlin ganz gut gespielt und ist im U19-Turnier aus der Gruppe gekommen."
Toth hilft der zur europäischen Nachwuchsspitze zählenden Matiunina sowie Olya Ponko und Anstasiia Khachaturova, die bei der U15-EM 2021 gegen Deutschland im Finale standen, auch privat wo es nur geht. Dem in Bayern mit Flüchtlingsstatus im Sportinternat registrierten und untergebrachten Trio greift Ungarns ehemalige Doppel- und Team-Europameisterin bei etlichen Behördengängen und auch beim Erlernen der deutschen Sprache kräftig unter die Arme: "Veronika macht in Deutsch schon sehr gute Fortschritte. Viel wichtiger aber ist: Glücklicherweise geht es auch den in der Ukraine verbliebenen Familien den Umständen entsprechend gut. Die drei sind ganz glücklich, hier in München untergekommen zu sein und würden gerne länger in Deutschland bleiben." Nach dem Start beim WTT Youth Contender in Berlin hofft Toth: "Ich würde mich freuen, sie bekommen weitere Möglichkeiten zu internationalen Einsätzen. Hierzu ist aber jeweils von Fall zu Fall die Abstimmung mit Jugendamt und den als Vormund eingesetzten Personen nötig. Ich hoffe aber, dass sie auf jeden Fall zu den Europameisterschaften im Sommer frei in Europa reisen können."