Leipzig. Sexualisierte Gewalt kommt auch im Wettkampf- und Leistungssport vor, und zwar nicht häufiger oder seltener als in der Allgemeinbevölkerung. Das haben Forscher der Sporthochschule Köln und des Universitätsklinikums Ulm bei der Befragung von rund 1.800 Sportlerinnen und Sportlern herausgefunden. Ihre Studie "Safe Sport" haben sie nun in Leipzig veröffentlicht. Sie soll Vereine und Verbände alarmieren und für die Prävention sensibilieren.
Beim Projekt ging es um die Häufigkeiten und Formen von sexualisierter Gewalt im Wettkampf- und Leistungssport sowie den Umsetzungsstand von Maßnahmen zur Prävention und Intervention in Sportverbänden und -vereinen. Es wurden neben sexualisierten Gewalthandlungen mit Körperkontakt auch solche ohne Köperkontakt oder grenzverletzendes Verhalten einbezogen.
Ein Drittel der befragten Kadersportler berichtet über Erfahrungen sexualisierter Gewalt
Etwa ein Drittel aller befragten weiblichen und männlichen Kadersportler hat schon einmal eine Form von sexualisierter Gewalt im Sport erfahren. Einer von neun der befragten Athleten hat schwere und/oder länger andauernde sexualisierte Gewalt im Sport erlebt. Dabei tritt sexualisierte Gewalt in der Regel nicht isoliert auf, sondern gemeinsam mit anderen Gewaltformen, etwa emotionale oder körperliche Gewalt. Die Mehrheit der betroffenen Athlet/innen ist bei der ersten Erfahrung sexualisierter Gewalt im Sport unter 18 Jahre alt.
„Die Daten bestätigen, dass Sportverbände und -vereine in der Verantwortung stehen, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierten Übergriffen zu optimieren“, so die Koordinatorin des Verbundprojekts, Dr. Bettina Rulofs, Deutsche Sporthochschule.
Häufigste Form: sexualisierte Gewalt ohne Körperkontakt
Unterschieden wurde zwischen sexualisierte Gewalt ohne Körperkontakt (16 Prozent der Befragten berichteten davon), sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt (3 Prozent) und sexuellen Grenzverletzungen (18 Prozent). 63 Prozent der Studienteilnehmer berichteten von keinen Ereignissen sexualisierter Gewalt.
Als sexualisierte Gewalt ohne Körperkontakt wurden gewertet: sexistische Witze, nachpfeifen oder in sexuell anzüglicher Weise nachrufen, sexuell anzügliche Bemerkungen, sexuell anzügliche Blicke, Mitteilungen mit sexuellem Inhalt, Bildnachrichten von betroffener Person in sexueller Position.