Johor Bahru. Für Timo Boll waren heute aller guten Dinge vier. Nach drei Endspiel-Niederlagen 2017 gegen Dimitrij Ovtcharov beim World Cup sowie den China und German Open holte sich der Weltranglistenfünfte aus Düsseldorf bei den T2 APAC Grand Finals in Johor Bahru (Malaysia) in einem erneuten finalen Duell der beiden aktuell erfolgreichsten Spieler der Welt den ersten Sieg in diesem Jahr. Neben dem 40.000-Dollar-Scheck für den Triumph im Herren-Einzel war Boll beim Showdown der mit insgesamt 1,75 Millionen Dollar dotierten privaten Asian Pacific League auch an der 150.000-Dollar-Siegprämie für die siegreiche Mannschaft von Team-Captain Michael Maze beteiligt. Das Damen-Einzel gewann überraschend die Rumänin Bernadette Szocs.
Bolls verlängertes Wochenende in den Pinnacle Studios hätte besser nicht laufen können. Dem 3:2-Sieg am Freitag im Halbfinale über den Taiwanesen Chuang Chih-Yuan ließ der Rekordeuropameister heute einen 3:1-Endspielerfolg über Dimitrij Ovtcharov folgen, der in Durchgang drei beim 10:11 zwei Satzbälle nicht nutzen konnte, bevor Timo Boll mit einem sehenswerten "sudden-death-Punkt für die wichtige 2:1-Führung in dem 24-Minuten-Match sorgte. Ovtcharov gratulierte dem Sieger: "Timo hat stark gespielt und verdient gewonnen. Entscheidend war wohl der dritte Satz, den ich nach 10:8 verloren habe."
Bei seinem Einsatz am Samstag im Mannschaftsfinale hatte der zweimalige World-Cup-Sieger Boll ein 2:2 gegen Jun Mizutani und einen Sieg im ergänzenden Kill-Zone-Match bis 5 gegen Japans Olympiadritten zum Endspielerfolg des Team Maze über das Team Persson beigesteuert. "Ein unglaublicher Tag. Erst habe ich mit der Mannschaft mitgezittert und unseren Sieg bejubelt. Gegen Dima habe ich mit dem Mannschaftserfolg im Rücken recht unbefangen aufgespielt", erkläre Timo Boll nach dem Turnier.
Boll: "Drücke Dima die Daumen, dass er die Nummer 1 der Welt wird"
In der nächsten Woche gehen in Astana (Kasachstan) von Donnerstag bis Sonntag bei den ITTF World Tour Grand Finals zusätzlich zu Ovtcharov und Boll mit Han Ying und Shan Xiaona auch Deutschlands Top-Damen im Einzel an den Start, außerdem sind mit Ruwen Filus/Ricardo Walther und Patrick Franziska (an der Seite des Dänen Groth) drei DTTB-Asse im Doppel vertreten. Timo Boll will selbst zwar "alles versuchen, um ein gutes Turnier zu spielen", aber der T2-APAC-Sieger drückt vor allem auch Ovtcharov die Daumen: "Dima kann in Astana die Nummer eins der Welt werden. Das ist etwas sehr Besonderes und wäre etwas Tolles für das gesamte Welttischtennis - vor allem natürlich aber für Deutschland."
Ovtcharov hat bereits fleißig alle Möglichkeiten durchkalkuliert: "Der Einzug in das Viertelfinale würde mir bei den Grand Finals sicher reichen, um im Januar die Nummer zu eins zu sein." Der Olympiadritte von London, der 2017 bereits sieben internationale Turiniere gewinnen konnte, wäre nach Timo Boll erst der zweite Deutsche überhaupt, dem der Sprung an die Spitze der Weltrangliste gelingt. Der WM-Zweite von 1969, DTTB-Ehrenkapitän Eberhard Schöler, stand ein Jahr an Nummer zwei der Weltrangliste, der heutige Herren-Bundestrainer und Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf hatte als beste Platzierung in seiner Karriere Position vier des ITTF-Rankings zu Buche stehen. Boll wurde von Januar bis Mai 2003 sowie noch einmal zu Beginn des Jahres 2011 an der Spitze der Weltrangliste geführt.
Im Rahmen der Grand Finals werden am 14. Dezember auch die Star Awards, die Oscars des Tischtennissports in insgesamt acht Kategorien vergeben. Mit Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll sind erstmals gleichzeitig zwei deutsche Spieler für die Abstimmung zum prestigeträchtigen 'Male Table Tennis Star 2017' nominiert. Boll ist außerdem bei der Wahl zum 'besten Ballwechsel des Jahres' vertreten.
T2 APAC Grand Finals
HERREN-EINZEL
Herren-Einzel
Finale
Timo Boll - Dimitrij Ovtcharov 3:1 (11:9,6:11,11:10,11:8)
Spiel um Platz 3
Jun Mizutani JPN - Chuang Chih-Yuan TPE (8:11,11:10,8:11,10:11,4:5)
Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov - Jun Mizutani JPN 3:1 (11:6,6:11,11:8,10:9)
Timo Boll - Chuang Chih-Yuan TPE 3:2 (11:7,4:11,11:10,6:11,3:9)
DAMEN-EINZEL
Finale
Feng Tianwei - Bernadette Szocs 2:3 (11:9,10:11,9:11,11:4,3:5)
Spiel um Platz 3
Shi Xunyao - Liu Fei 2:3 (8:11,11:9,9:11,5:1,8:11)
Halbfinale
Shi Xunyao - Feng Tianwei SGP 1:3 (11:7,9:11,7:11,7:8)
Liu Fei CHN - Bernadette Szocs ROU 2:3 (9:11,8:11,11:4,11.6,4:5)
TEAMWETTBEWERB
Finale
Team Maze - Team Persson 20:13
24-Minuten-Matches
Timo Boll - Jun Mizutani 2:2 (11:10,11:10,8:11,7:8)
Yang Haeun - Suthasini Sawettabut 4:1 (11:6,11:4,11:3,11:10,4:5)
Chen Chien-An - Joo Saehyuk 3:2 (10:11,8:11,11:3,11:9,10:2)
Feng Tianwei - Shi Xunyao 1:3 (6:11,7:11,11:6,7:10)
Aleksandr Shibaev - Mattias Karlsson 3:1 (11:7,11:9,5:11,10:6)
Hina Hayata - Bernadette Szocs 4:1 (11:10,11:10,11:7,11:6,4:7)
Kill-Zone-Matches
Timo Boll - Jun Mizutani 1:0 (5:2)
Yang Haeun - Siuthasini Sawettabut 0:1 (3:5)
Chen Chien-An - Joo Saehyuk 0:1 (2:5)
Feng Tianwei - Shi Xunyao 0:1 (3:5)
Aleksandr Shibaev - Mattias Karlsson 1:0 (5:4)
Hina Hayata - Bernadette Szocs 1:0 (5:2)