Anzeige
Boros, Shan, Winter, Kaufmann, Han, Physiotherapeutin Schmidt, Mittelham (v.l., Foto: WTT/ITTF in Chengdu)
Nach EM-Gold in Cluj hat auch bei WM-Bronze in Chengdu der Teamgeist gestimmt, verantwortlich dafür ist u.a. die Bundestrainerin

Die richtige Mischung aus Ruhe und Anspannung: Tamara Boros

Julian Hörndlein 17.10.2022

Chengdu/Düsseldorf. „Das ist eine Erinnerung für ein ganzes Leben“, sagt Tamara Boros über die außergewöhnliche WM in Chengdu. Es war die erste Weltmeisterschaft in ihrer Position als verantwortlicher Coach für die seit 2021 amtierende Bundestrainerin, die Kampfgeist, Teamspirit und Selbstvertrauen auszeichnen.

Man hört es Richard Prause an, dass er mit der Arbeit von Boros seit ihrer Amtsübernahme zufrieden ist. Der DTTB-Sportdirektor macht daraus auch keinen Hehl: „Tamara Boros ist ein absoluter Glücksfall“, sagt er über die 44-Jährige, die in ihrer aktiven Zeit selbst viele Erfolge für die kroatische Nationalmannschaft gefeiert hat. Lange Zeit war sie die beste Europäerin, sogar beste Nicht-Chinesin in der Weltrangliste, holte bei der WM in Paris 2003 Bronze im Einzel. Sie nahm an vier Olympischen Spielen teil, wo sie insgesamt dreimal im Viertelfinale stand. Bei Europameisterschaften gewann sie 13 Medaillen, darunter dreimal den Titel im Doppel an der Seite der heutigen Nationaltrainerin Rumäniens, Mihaela Steff.

Tischtennis: Das Formen von Individuen zu einer Mannschaft

Als Coach legt sie Wert auf Kommunikation und die individuellen Eigenschaften ihrer Spielerinnen. „Denn für einen Trainer im Tischtennis ist die zusätzliche Aufgabe immer ein Formen von Individuen zur Mannschaft. Auch dies gelingt ihr perfekt“, meint Prause. In Chengdu hat das Team erneut von dieser Fähigkeit profitiert wie schon 2021 bei der Team-EM in Cluj, die mit Gold für Nina Mittelham, Sabine Winter, Chantal Mantz und Annett Kaufmann geendet hatte. Bei der WM waren es die ersten Welttitelkämpfe in dieser Formation bestehend aus Ying Han, Nina Mittelham, Xiaona Shan, Sabine Winter und Annett Kaufmann.

Der Teamspirit war über das ganze Turnier hinweg zu spüren, was Boros auch selbst sagt. „Ich habe jeden einzelnen Moment mit dem Team genossen“, meint sie. Selbst in den Augenblicken, in denen die Spannung fast ins Unermessliche stieg. Wie die Herren-Mannschaft gegen Frankreich hatte auch das Damen-Quintett im Viertelfinale des Turniers mit einem 0:2-Rückstand gegen Hongkong zu kämpfen. Ein historisch aufgeladenes Spiel, zu nah war noch die Erinnerung an das verloren gegangene Match um Bronze bei den Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen Jahr.

Boros erinnert sich an die angespannte Stimmung zu Beginn des Viertelfinales. „Als Ying ihr erstes Spiel verloren hatte, waren alle nur noch nervöser“, weiß sie. Auch Nina Mittelham musste ihr Spiel gegen Zhu Chengzhu mit 1:3 abgeben. „Ich habe versucht, alle zu beruhigen“, sagt Boros. Xiaona Shan brachte die Wende: „Es sind die kleinen Dinge, die entscheiden“, meint die Trainerin. Als das Eis im Spiel gebrochen war, hätten Nina Mittelham und Ying Han stark aufgespielt. „Das hatte nichts mehr mit dem ersten Spiel zu tun“, erklärt Boros. Das deutsche Damen-Team konnte das Trauma von Tokio überwinden, zog ins Halbfinale ein und sicherte sich somit die Bronzemedaille. „Das ist ein tolles Ergebnis für uns“, weiß Boros.

Boros hat die menschliche Seite im Blick

„Sie weiß, wann sie Ruhe ausstrahlen muss, und sie weiß, wann man aufspringen muss“, sagt Sportdirektor Prause. Eine Eigenschaft, die auch Boros‘ Spielerinnen an ihr zu schätzen wissen. „Tamy schaut nicht nur aufs Sportliche, sondern achtet darauf, dass man sich als Mensch wohlfühlt“, sagt Sabine Winter, die in Chengdu selbst am Tisch stand und die Bundestrainerin beim täglichen Training am Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf erlebt. Die Fähigkeit, auf die Spielerinnen einzugehen, schätze sie sehr. Für Winter war das besonders wichtig aufgrund der speziellen Situation vor Ort in China. Die einzigen Zuschauer saßen im Grunde nur auf der eigenen Bank, daher sei die Rolle von Trainerin und Teamkolleginnen noch einmal wichtiger: „Das Team kann die Spielerinnen dann nochmal besonders pushen“, meint Winter.

In Chengdu haben die Damen gezeigt, dass sie das auch ohne Zuschauerinnen und Zuschauer draufhaben; die Bronzemedaille ist der Beweis dafür. „Ich war mir sicher, dass wir das schaffen können“, sagt Boros über die Siegchancen im kritischen Viertelfinale. Diese Sicherheit hat sich ausgezahlt – und könnte ein Indikator für künftige Erfolge sein. „Wir blicken mit Tamara sehr positiv in die Zukunft“, meint Sportdirektor Richard Prause.

Aktuelle WM-Videos

WM-Podcast

Kontakt

Deutscher Tischtennis-Bund
Hauptsponsoren
weitere Artikel aus der Rubrik
WM 31.05.2023

Bye-bye, Durban!

Diese WM in Südafrika war ein Wechselbad der Gefühle für Team Deutschland. Benedikt Probst schaut im Video zurück auf einige der Momente in Durban. Der DTTB sagt "Danke" für das Interesse und die Unterstützung der Fans aus der Ferne.
weiterlesen...
Schiedsrichter WM 30.05.2023

Oberschiedsrichter Michael Zwipp: „Die WM in Durban war ein unvergessliches Erlebnis“

Im ICC Durban waren bei der WM nicht nur die weltweit stärksten Spielerinnen und Spieler, sondern auch viele der besten Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in vier WM-Hallen im Einsatz. Deutschland war gleich mit zwei seiner Regelkoryphäen vertreten.
weiterlesen...
WM 28.05.2023

Fan Zhendong verteidigt seinen Einzel-Titel von Houston

Fan Zhendong hat seinen Weltmeister-Titel im Herren-Einzel im ICC Durban verteidigt. In einem sehenswerten Finale besiegte der 26-jährige Olympia-Zweite von Tokio seinen chinesischen Nationalteamkollegen Wang Chuqin mit 4:2.
weiterlesen...
WM 28.05.2023

Sun Yingsha wird erstmals Einzel-Weltmeisterin, Ma Long für WM-Triple geehrt

Der knapp sieben Jahre jüngeren Sun Yingsha gehört nicht nur die Zukunft, sondern längst auch die Gegenwart. Die topgesetzte Weltranglistenerste besiegte ihre chinesische Nationalteamkollegin und Olympiasiegerin von Tokio, Chen Meng, im WM-Finale von Durban in sechs Sätzen.
weiterlesen...
WM 27.05.2023

Chen Meng/Wang Yidi sichern China alle fünf Titel

Chen Meng und Wang Yidi sind die neuen Weltmeisterinnen im Doppel.
weiterlesen...
WM 27.05.2023

Fan Zhendong und Wang Chuqin spielen bei den Herren um den Titel

Es ist das Finale der aktuell besten Spieler auf dem Globus, auf das sich am Sonntag um 14 Uhr die Zuschauer im ICC Durban sowie an den Bildschirmen freuen dürfen.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum