Tokio. Deutschland hat den Einzug in das Halbfinale des mit 270.000 Dollar dotierten Team World Cups in Tokio verpasst. Der Europameister verlor das Prestige-Duell mit dem Olympiazweiten Japan mit 1:3. Die Gastgeber treffen nun am Samstag im Halbfinale auf Titelverteidiger China, der dem Überraschungs-Viertelfinalisten USA erwartungsgemäß keine Chance ließ. Die beiden weiteren Viertelfinalbegegnungen zwischen Südkorea und Brasilien sowie England und Taiwan werden am Freitag ausgetragen.
Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen
Frenetischer Jubel beim Gastgeber, gemäßigte Enttäuschung bei der Mannschaft von Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf, der analysierte: "Den Unterschied hat heute einfach ausgemacht, dass es für die Japaner als Gastgeber der olympischen Spiele ein wichtiges Turnier ist, auf das sie sich intensiv vorbereitet haben. Für uns war es hingegen einfach ein Turnier mehr mitten im Turnierkalender, was man ja auch an unserer späten Anreise aufgrund anderer Termine zuvor gesehen hat. Dadurch hat es auch im Vergleich zu den Japanern bei uns ein klein wenig an Körperspannung gefehlt, das macht dann den Unterschied." Roßkopf weiter: "Für uns war das Wichtigste bei diesem Team World Cup, hier vor Olympia noch einmal das ganze Setup gesehen haben, und wir konnten ein Gefühl für Halle, Tisch und die Feinheiten bekommen, die bei den Sommerspielen wichtig sein werden."
Jörg Roßkopf: "Japan hat heute verdient gewonnen"
Das frühe Duell des Weltranglistenzweiten Japan mit der Nummer drei Deutschland war überhaupt erst möglich geworden, nachdem die Gastgeber, die beim Team World Cup auf den verletzten Jun Mizutani verzichten mussten, gestern überraschend in den Gruppenspielen England unterlagen und sich nur als Zweiter ihres Pools für das Viertelfinale qualifizierten. Roßkopf sah heute zunächst eines starken Beginn seines Teams: "Wir konnten im Doppel, in dem wir nach verlorenem ersten Satz noch einmal zurückgekommen sind, in Führung gehen. Wir wussten aber, dass wir danach mit den Partien Dima gegen Harimoto und Timo gegen Yoshimura, gegen den er zuletzt nur 4:3 gewonnen hat, schwierige Matches vor uns haben. Japan hat eine starke Mannschaft, egal ob mit oder ohne Mizutani, die für uns immer schwierig zu spielen ist. Japan war heute die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen."
Trotz der Niederlage optimistisch zu Olympia und zur Team-WM
Nach dem 3:1 im Doppel von Timo Boll und Patrick Franziska über den Weltranglistenelften Koki Niwa und den Mixed-WM-Zweiten Maharu Yoshimura verlor Dimitrij Ovtcharov das schwere Match gegen Japans Weltranglistenfünften Tomokazu Harimoto, der später auch den Siegpunkt gegen Patrick beisteuerte. Beide Matches gingen mit 3:1 an den Teenager, waren aber überaus enge Partien.
Dimitrij Ovtcharov erklärte: "Das war keine schlechte, aber auch keine wirklich gute Perfomance von mir. Im ersten und dritten Satz hatte ich gute Chancen, aus denen ich mehr hätte machen können, aber im vierten Durchgang hat er dann wirklich stark gespielt. Für uns war das nicht das allerwichtigste Turnier, aber wir wollten neun Monate vor Olympia alle noch einmal nach Tokio. Wir wollten sehen, wo ist das olympische Dorf, wie ist die Halle, einfach ein Gefühl zu bekommen, um uns entsprechend gut auf 2020 vorbereiten zu können. Japan hat heute verdient gewonnen. Aber das ist kein Beinbruch für uns. Wir gehen trotzdem 2020 optimistisch in die Olympischen Spiele und die Team-WM. Japan ist ein Gegner auf Augenhöhe, aber ich glaube an uns."
Der Weltranglisten-16. Patrick Franziska wehrte in einer sehenswerten Begegnung drei Matchbälle ab und bleibt damit gegen Harimoto weiterhin ohne Sieg: "Schade, ich war einmal mehr nahe dran. Ich war bis auf den dritten Satz eigentlich immer am Drücker, habe aber pro Satz zwei, drei Bälle ausgelassen. Diese Fehler nutzt er dann aus und wird immer sicherer. Grundsätzlich bin ich ganz zufrieden, nur das Spiel hatte leider wieder den falschen Ausgang gegen ihn."
Die von der Papierform her überraschendste Niederlage kassierte aber Rekordeuropameister Timo Boll gegen die Nummer 48 der Welt, Maharu Yoshimura, und das in drei Sätzen. Boll konnte Japans wichtige 2:1-Führung nicht verhindern. Timo Boll: "Ich habe alles versucht. Aber er war heute insgesamt in allem einen Tick besser. Ich hatte mit seinem Aufschlag etwas Probleme, meine eigenen hingegen waren sehr ungefährlich heute, er hat sich auch besser bewegt, hatte auf alles eine gute Antwort. Und dann kommt so ein relativ klares Ergebnis mal zustande. Das muss man dann einfach mal akzeptieren."
USA bei den Damen überraschend im Viertelfinale
Bei den Damen haben sich mit einer Ausnahme die Favoriten unter die besten Acht gespielt. Angeführt von Lily Zhang, der Überraschungs-Halbfinalistin des Damen-World-Cups, erreichten die USA durch einen unerwarteten Sieg über Österreich wie bei den Herren das Viertelfinale und treffen nun auf den Favoriten China. In der gleichen Turnierhälfte stehen sich Hongkong und Taiwan gegenüber. Japans prominente Damen, die alle ihre Matches zur japanischen Fernseh-Prime-Time bestreiten dürfen, wollen sich gegen Europameister Rumänien ins Halbfinale spielen und würde dort auf den Sieger der Begegnung Südkorea gegen Ukraine treffen.
Zur Übertragung auf Sportdeutschland.tv
Alle Ergebnisse des Teams World Cups der Herren und Damen
Viertelfinale Herren
Deutschland - Japan 1:3
Timo Boll/Patrick Franziska - Koki Niwa/Maharu Yoshimura 3:1 (-7,2,5,5)
Dimitrij Ovtcharov - Tomokazu Harimoto 1:3 (-8,9,-8,-2)
Timo Boll - Maharu Yoshimura 0:3 (-7,-9,-11)
Patrick Franziska - Tomokazu Harimoto 1:3 (7,-7,-7,-12)
China - USA 3:0
Liang Jingkun/Xu Xin - Feng Yijun/Zhang Kai 3:0 (5,5,0)
Fan Zhendong - Kanak Jha 3:0 (3,5,5)
Liang Jingkun - Zhang Kai 3:0 (3,5,3)
Viertelfinale Herren
England - Taiwan, 5 Uhr
Südkorea - Brasilien, 5 Uhr
Viertelfinale Damen
China - USA, 8 Uhr
Hongkong - Taiwan, 8 Uhr
Südkorea - Ukraine, 11.30 Uhr
Japan - Rumänien, 11.30 Uhr
Halbfinale Herren (1. Spiel)
China - Japan 3 Uhr
Halbfinale Damen (1. Spiel)
ab 5 Uhr
Halbfinale Herren (2. Spiel)
9.15 Uhr
Halbfinale Damen (2. Spiel)
ab 11.15 Uhr
Finale Herren
5 Uhr
Finale Damen
11 Uhr
GRUPPE A
China - Nigeria 3:0
China - Taiwan 3:0
Taiwan - Nigeria 3:1
Endstand: 1. China 2:0, 2. Taiwan 1:1, 3. Nigeria 0:2
GRUPPE B
Japan – England 1:3
Japan – Österreich 3:1
Österreich - England 0:3
Endstand: 1. England 2:0, 2. Japan 1:1, 3. Österreich 0:2
GRUPPE C
Deutschland - Australien 3:0
Timo Boll/Patrick Franziska - Xavier Dickson/Kane Townsend 3:0 (4,6,4)
Dimitrij Ovtcharov - Dillon Chambers 3.0 (6,8,7)
Franziska - Townsend 3:0 (5,4,4)
Deutschland - Brasilien 3:0
Timo Boll/Patrick Franziska - Eric Jouti/Gustavo Tsuboi 3:2 (-13,-12,8,7,2)
Dimitrij Ovtcharov - Vitor Ishiy 3:1 (-9,10,12,8)
Franziska - Jouti 3:2 (10,-7,-9,10,9)
Brasilien - Australien 3:0
Endstand: 1. Deutschland 2:0, 2. Brasilien 1:1, 3. Australien 0:2
GRUPPE D
Südkorea - USA 3:0
Südkorea - Schweden 3:1
Schweden - USA 2:3
Endstand: 1. Südkorea 2:0, 2. USA 1:1, 3. Schweden 0:2
1. (WR 1) China (Fan Zhendong, Xu Xin, Lin Gaoyuan, Ma Long, Liang Jingkun)
2. (WR 2) Japan (Tomokazu Harimoto, Koki Niwa, Jun Mizutani, Maharu Yoshimura, Jin Takuya)
3. (WR 3) Deutschland (Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Patrick Franziska)
4. (WR 4) Südkorea (Jang Woojin, Lee Sangsu, Jeoung Youngsik, Lim Jonghoon, Cho Daesong)
5. (WR 5) Schweden (Kristian Karlsson, Jon Persson, Anton Kallberg, Elias Ranefur)
6. (WR 6) Brasilien (Gustavo Tsuboi, Vitor Ishiy, Eric Jouti)
7. (WR 7) Taiwan (Lin yun-Ju, Chen Chien-An, Liao Cheng-Ting, Peng Wang-Wei)
8. (WR 10) Österreich (Robert Gardos, Daniel Habesohn, Stefan Fegerl, Andreas Levenko)
9. (WR 11) England (Liam Pitchford, Paul Drinkhall, Samuel Walker, Tom Jarvis)
10. (WR 16) Nigeria (Quadri Aruna, Olajide Omotayo, Segun Toriola, Bode Abiodun, Azeez Solanke)
11. (WR 31) USA (Kanak Jha, Zhang, Feng Yijun)
12. (WR 34) Australien (Kane Townsend, Dillon Chambers, Xavier Dixon)
Es wird mit 12 Mannschaften gespielt.
In der Vorrunde wird am Donnerstag in 4 Gruppen à 3 Teams "jeder gegen jeden gespielt".
Die Gruppensieger und die Zweitplatzierten erreichen das Viertelfinale.
Ab dem Viertelfinale wird im K.-o.-System gespielt.
Der Gewinner der Gruppe A wird an 1, der Sieger der Gruppe B an 9 gesetzt, die Sieger der Gruppen C und D werden in die Position 4 und 5 gelost. Die Zweitplatzierten werden auf die übrigen Positionen verlost, allerdings in die jeweils andere Turnierhälte als die Sieger der jeweiligen Gruppe.
Alle Matches werden im "Neuen Olympischen Spielystem" ausgetragen, mit einer maximalen Anzahl von vier Einzeln und einem Doppel. Das Doppel wird unmittelbar zu Beginn eines Mannschaftsspiels ausgetragen. Die Mannschaftsaufstellung, die aus drei Spielern besteht, muss 20 Minuten vor Beginn des Matches festgelegt werden. Das Match ist mit dem dritten Punktgewinn für ein Team beendet.
Spielreihenfolge Team A - Team X
Doppel: B/C - Y/Z
Einzel: A - X
Einzel: C - Z
Einzel: A - Y
Einzel: B - X
Herren: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT)
Trainer: Jörg Roßkopf
Sportdirektor: Richard Prause
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)