London. Deutschland ist im Viertelfinale des mit 270.000 Dollar dotierten Team World Cups in London ausgeschieden. Der Europameister unterlag dem Titelverteidiger, Olympiasieger und Weltmeister China mit 0:3. Bundestrainer Jörg Roßkopf musste in der Partie auf Dimitrij Ovtcharov verzichten, der wegen Rückenschmerzen pausierte. Gar nicht erst nach London gereist war der Weltranglisten-Dritte Timo Boll, der in dieser Woche regenerierte, bevor die intensive Phase der Vorbereitungen auf die Team-WM in Halmstad (29. April bis 6. Mai) beginnt. China trifft am Samstag im Halbfinale auf England. Japan steht Südkorea gegenüber. Bei den Damen duellieren sich im Halbfinale China und Hongkong sowie Japan und Nordkorea.
Ovtcharov: "Keine Verschlimmerung riskieren"
"Ich habe seit einigen Tagen wieder Rückenschmerzen, die durch Probleme des Iliosakralgelenks hervorgerufen werden. Es ist nach dem gestrigen Match gegen Südkorea schlimmer geworden. Deshalb ging es heute einfach nicht, sonst wäre das Risiko einer weiteren Verschlimmerung da gewesen. Ich werde mich nächste Woche untersuchen lassen", erklärte Dimitrij Ovtcharov. Gestern hatte der World-Cup-Sieger es noch versucht und dabei seine Einzel gegen Südkoreas WM-Dritten Lee Sangsu und Jeoung Youngsik gewonnen.
Roßkopf weiß die Niederlage einzuordnen
"An unserem Ziel, China in Schweden anzugreifen, ändert die heutige Niederlage nichts", erklärte Bundestrainer Jörg Roßkopf nach der Partie, dessen deutscher Teil der Geschichte ohne die beiden Stars Ovtcharov und Boll relativ schnell erzählt ist. Patrick Franziska (Saarbrücken) und Benedikt Duda (Bergneustadt) verloren das Auftaktdoppel gegen den WM-Zweiten Fan Zhendong und den Weltranglisten-Vierten Xu Xin, anschließend bot Abwehrass Ruwen Filus (Fulda) Einzel-Weltmeister Ma Long in vielen sehenswerten Ballwechseln Paroli. Im letzten Einzel des Tages zahlte dann der Weltranglisten-49. gegen Doppel-Weltmeister im ersten Vergleich der beiden Linkshänder Lehrgeld. Doppel-Patrick Franziska, den es heute leicht im Ellenbogen des rechten Schlagarms zwickte, kam in Einzel nicht mehr zum Einsatz.
Für Jörg Roßkopf war die Reise zum Team World Cup trotz des Viertelfinalausscheidens eine lohnenswerte. Denn auf der Suche nach seinem WM-Aufgebot, in dem bislang nur Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll gesetzte Größen sind, helfen dem Bundestrainer sämtliche Vergleiche seiner WM-Kandidaten mit möglichen Konkurrenten weiter. Gegen Südkorea in der Gruppe C kam es zu einem dieser wertvollen Duelle, und auch aus dem Vergleich gegen China nahm Roßkopf Positives mit: "Wir sind mit einer Aufstellung zum Team World Cup gefahren, die durchaus das Risiko von Niederlagen beinhaltete. Gegen Südkorea, das eine starke Mannschaft hat, haben Patrick und Benedikt dann zwar gut gespielt, aber knapp verloren. Das war etwas schade. Hätten wir dieses Spiel gewonnen, wäre das ein toller Erfolg für die Jungs gewesen. Und gegen China hat sich Ruwen in einer guten Partie gegen Ma Long durchaus etwas Selbstvertrauen erspielt." Roßkopfs Fazit: "Die Niederlagen können wir einordnen, sie sind kein Problem. Ein Spiel hätten wir aber hier gerne mehr gemacht. Allerdings hat es auch die Auslosung nicht so gut mit uns gemeint: Erst haben wir Südkorea als stärkstes Team der von fünf acht gesetzten Mannschaften in der Gruppe bekommen, danach wurde uns für das Viertelfinale China statt Brasilien zugelost."
Team World Cup lässt keine Rückschlüsse für die WM zu
Damit war der World Team Cup für den Bundestrainer dann auch abgehakt. Rückschlüsse in puncto Kräfteverhältnisse bei der bevorstehenden Mannschaft-WM Ende April in acht Wochen in Halmstad (29. April bis 6. Mai) ließ die Reise nach London ohnehin nicht zu. Abgesehen vom komplett verschiedenen Trainingsaufbau der Nationen und in Schweden komplett anderen Aufstellungen lässt allein auch schon das olympische Format mit einem Doppel anstelle eines dritten Einzelspielers nicht das Prädikat "Testwettkampf" zu. Trotz seines frühen Ausscheiden bleibt ein deutsches Team in Bestbesetzung zusammen mit Japan, das in London ebenfalls auf seinen Spitzenspieler Jun Mizutani verzichtete, Chinas chancenreichster Herausforderer bei der WM.
In einem Punkt sieht sich Jörg Roßkopf durch den Team World Cup bestätigt: "Ich habe immer gesagt, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen und uns bei der WM zunächst einmal gegen viele starke Konkurrenten durchsetzen müssen - darunter Japan, Südkorea und Hongkong und einige nicht zu unterschätzende europäische Nationen. Denn das Endspiel zu erreichen ist kein Selbstläufer und wäre ein Erfolg für Deutschland. Kommen wir ins Finale, dann sind unsere Chancen durch die Erfolge von Dima und Timo im Herbst und durch die Stärke unserer Spitzenspieler größer als je zuvor. Das weiß auch China - daran ändert auch die heutige Niederlage nichts."
Zur Übertragung im Internetfernsehen der ITTF
Auslosung/Ergebnisse auf der Veranstaltungsseite des Weltverbands ITTF
Viertelfinale Herren
Deutschland - China 0:3
Benedikt Duda/Patrick Franziska - Fan Zhendong/Xu Xin 0:3 (-5,-6,-5)
Ruwen Filus - Ma Long 0:3 (-9,-8,-8)
Benedikt Duda - Xu Xin 0:3 (-4,-9,-7)
Brasilien - England 1:3
Südkorea - Frankreich 3:2
Japan - Hongkong 3:2
Viertelfinale Damen
Japan - Singapur 3:1
Nordkorea - Taiwan 3:0
Hongkong - Rumänien 3:0
China - USA 3:0
Halbfinale Herren
China - England
Japan - Südkorea
Halbfinale Damen
Japan - Südkorea
China - Hongkong
Finale Herren
16 Uhr
Finale Damen
12 Uhr
Zum kompletten Zeitplan des Turniers
Herren, Gruppe C
Deutschland – Australien 3:0
Patrick Franziska/Ruwen Filus - David Powell/Kane Townsend 3:0 (10,5,1)
Dimitrij Ovtcharov - Hu Heming 3:1 (7,6,-8,4)
Patrick Franziska - Kane Townsend 3:0 (6,6,6)
Deutschland - Südkorea 2:3
Benedikt Duda/Patrick Franziska - Jeoung Youngsik/Jeong Sangeun 1:3 (4,-7,-9,-6)
Dimitrij Ovtcharov - Lee Sangsu 3:0 (8,12,8)
Patrick Franziska - Jeong Sangeun 1:3 (5,-9,-8,-7)
Dimitrij Ovtcharov - Jeoung Youngsik 3:1 (9,11,-9,9)
Benedikt Duda - Lee Sangsu 1:3 (-5,9,-9,-4)
Südkorea - Australien 3:0
Endstand: 1. Südkoera 2:0, 2. Deutschland 1:1, 3. Australien 0:2
Herren, Gruppe A
China – Frankreich 3:0
China – Schweden 3:0
Schweden - Frankreich 2:3
Endstand: 1. China 2:0, 2. Frankreich 1:1, 3. Schweden 0:2
Herren, Gruppe B
Japan – Ägypten 3:0
Japan – England 3:1
England - Ägypten 3:1
Endstand: 1. Japan 2:0, 2. England 1:1, 3. Ägypten 0:2
Herren, Gruppe D
Hongkong – USA 3:1
Hongkong - Brasilien 2:3
Brasilien - USA 3:0
Endstand: 1. Brasilien 2:0, 2. Hongkong 1:1, 3. USA 0:2
1. China (Fan Zhendong, Lin Gaoyuan, Xu Xin, Ma Long, Yu Ziyang)
2. Japan (Koki Niwa, Tomokazu Harimoto, Yuya Oshima, Jin Ueda)
3. Deutschland (Dimitrij Ovtcharov, Ruwen Filus, Patrick Franziska, Benedikt Duda)
4. Hongkong (Wong Chun Ting, Ho Kwan Kit, Jian Tianyi, Lam Siu Hang)
5. Südkorea (Lee Sangsu, Jeong Sangeun, Lim Jonghoon, Jeoung Youngsik)
6. Brasilien (Hugo Calderano, Gustavo Tsuboi, Eric Jouti)
7. Schweden (Kristian Karlsson, Anton Kallberg, Par Gerell, Elias Ranefur)
8. England (Paul Drinkhall, Samuel Walker, Liam Pitchford, David McBeath, Tom Jarvis)
9. Frankreich (Emmanuel Lebesson, Quentin Robinot, Alexandre Robinot, Alexandre Cassin)
10. Ägypten (Omar Assar, Mohamed El-Beiali, Ahmed Saleh, El-Sayed Lashin)
11. USA (Kanak Jha, Adar Alguettti, Yijun Feng)
12. Australien (David Powell, Kane Townsend, Hu Heming)
*Die Setzungsliste, die auf den drei in der WR höchstplatzierten Startern einer Nation erstellt wird, wurde am 21. Februar aktualisiert. Schweden (zuvor 6) und Frankreich (zuvor 7) rückten durch die Absagen von Mattias Karlsson und Simon Gauzy um eine bzw. zwei Positionen nach hinten.
Herren: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg), Ruwen Filus (TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Trainer: Jörg Roßkopf
Sportdirektor: Richard Prause
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
Schiedsrichter: Christoph Geiger
Bei Damen und Herren wird jeweils mit 12 Mannschaften. In der Vorrunde wird am Donnerstag in 4 Gruppen à 3 Teams "jeder gegen jeden gespielt". Die Gruppensieger und die Zweitplatzierten erreichen das Viertelfinale. Ab dem Viertelfinale wird im K.-o.-System gespielt.
Die Matches werden in einer modifizierten Version des "Olympischen Systems" ausgetragen. Im "Olympischen Test-System" wird das Doppel nicht nach den beiden ersten Einzeln, sondern unmittelbar zu Beginn eines Mannschaftsspiels ausgetragen. Die Mannschaftsaufstellung, die aus drei Spielern besteht, muss 20 Minuten vor Beginn des Matches festgelegt werden. Das Match ist mit dem dritten Punktgewinn für ein Team beendet. Maximal fünf Begegnungen (ein Doppel und vier Einzel) werden ausgetragen.
Spielreihenfolge Team A - Team X
Doppel: B/C - Y/Z
Einzel: A - X
Einzel: C - Z
Einzel: A - Y
Einzel: B - X