Dortmund. 1969 in München gewann Eberhard Schöler WM-Silber. 1989 bei der WM in Dortmund war er einer der Hauptorganisatoren. Im Gespräch mit Daniel Behringer blickt er zurück.
Herr Schöler, Sie haben die Weltmeisterschaften 1959, 1989 und 2012 aus unterschiedlichen Perspektiven miterlebt. Können Sie sich noch an alle drei Veranstaltungen erinnern?
Schöler (Schmunzelnd): Sicher ist dies wieder ein Anlass, um zurückzublicken. 1959 war ich nur einen Tag mit dabei. Ich fuhr mit meinem Verein TuSA Düsseldorf nach Dortmund und war damals noch Selbstzahler. Der Eintritt kostete 5 Deutsche Mark. Es war schon ein besonderes Erlebnis, dies mitzuerleben.
Erinnern Sie sich an eine besondere Situation?
Hier fällt mir eine spektakuläre Situation ein. Im Mannschaftskampf zwischen Japan und Vietnam lehnte sich ein Spieler von hinten auf den Tisch, um einen kurzen Stoppball noch zu erreichen. Die andere Seite protestierte, da er den Tisch dabei verschoben hätte, was ein Regelverstoß wäre. Es gab heftige Diskussionen. Als Konsequenz daraus wurden im Anschluss um alle Tische in der Halle mit Kreide Markierungen um die Tischbeine gezogen. Somit konnten die Schiedsrichter sofort erkennen, ob ein Tisch verschoben worden ist. Im Vergleich zu heute – undenkbar.
Was war das Besondere an der WM 1989?
Die Tischtennis-WM in Dortmund 1989 war eine organisatorische Herausforderung. Hans-Wilhelm Gäb war seinerzeit DTTB-Präsident. Wir haben damals unter anderem den roten Boden eingeführt, der sich bis heute durchgesetzt hat. Sehr lange haben wir getestet, bis wir eine Lackierung gefunden haben, die nicht auf die Bälle abfärbt. Alles in allem war es für damalige Zeiten eine Riesenveranstaltung.
Wie viele Länder haben 1989 teilgenommen?
Es waren 56 Nationen. Auch wenn es heute 125 Nationen sind, waren 56 Länder damals schon sehr viel. Auch die Verpflegung für die Spieler und Betreuer war 1989 zum ersten Mal perfekt organisiert mit Zwei-Gänge-Menüs und ähnlichem. Jeden Abend fand eine Organisationssitzung statt, die bis in die frühen Morgenstunden ging. Alles nur, damit diese WM eine besondere WM werden konnte.
Eine besondere WM wurde es ja dann auch mit der Goldmedaille im Doppel von Fetzner/Roßkopf. Was ging in Ihnen vor, als die beiden beim 20:19 im Entscheidungssatz ihren vierten Matchball verwandelten?
Alle waren einfach nur überwältigt und wir fielen uns in die Arme. Es war einfach ein berauschendes Gefühl. Nicht zuletzt dadurch wurden die Tischtennisstrukturen in Deutschland professioneller.
Wie muss man sich dies genau vorstellen?
In Duisburg wurde das deutsche Tischtenniszentrum gegründet. Die Leitung hat unsere damalige Cheftrainerin Eva Jeler übernommen. Im Tischtenniszentrum konnten die Spieler professionell trainieren und leben. An Rossi konnte man dies deutlich erkennen. Von Woche zu Woche kam seine Rückhand immer besser und besser.
Was ist den deutschen Herren hier in Dortmund im Jahre 2012 zuzutrauen?
Das Finale ist erreichbar. Es müssen jedoch immer die Tagesform, die Einstellung und der Glaube an sich und die Mannschaft stimmen. China ist absoluter Favorit, jedoch ist Timo Boll unser großer Trumpf. Er ist ein Spieler, der einfach alles hat, was man braucht. Er kann durchaus zwei Chinesen schlagen. Dann muss nur noch ein Punkt kommen (lacht). Es wird schwer, aber es ist nicht unmöglich.
Können Sie sich noch erinnern, wie es zu Ihrer Zeit war? Waren die Chinesen auch damals so übermächtig oder war das Feld ausgeglichen?
Damals war Deutschland in der Mannschaftsrangliste auf Position sechs und etwas Abstand zu den Chinesen war schon immer vorhanden. Es gab aber einen deutlichen Abstand zur Spitzengruppe mit den ersten 6-8 Mannschaften. Dies hat sich verändert. Mannschaften wie beispielsweise Portugal haben aufgeholt. Generell kann man sagen, dass auch kleinere Verbände professioneller geworden sind, wodurch die Konkurrenz zugenommen hat.
Wird Deutschland bei den Herren Weltmeister?
Schöler (Lächelnd): Eine Chance gibt es immer!