Obertshausen. Tischtennis auf Steintischen – darüber rümpfen Vereinsspielerinnen und -spieler zumeist die Nase. Techniktraining kann man vergessen. Selbst wenn der Tisch draußen nicht uneben sein sollte, kann der Wind jeglichen guten Ansatz verblasen. Und eine Wellness-Einheit fürs Material, ob Ball oder Belag, ist das Ganze auch nicht. Stimmt alles! Und trotzdem ist Outdoor-Tischtennis mehr als einen Versuch wert. Vor allem in der Corona-Zeit und so lange das Wetter noch halbwegs gut ist. Denn wer hat noch nicht heimlich die Tennisleute darum beneidet, im Sommer draußen und im Winter in der Halle spielen zu können?
Die Nachwuchstrainer der hessischen TG Obertshausen jedenfalls, Gabriel Eckhardt und Oliver Brehmer, waren gleich Feuer und Flamme für die Idee, denn für sie überwiegen andere Vorteile. „In diesem Jahr konnten wir kein Sommerfest und keinen Jugendausflug anbieten. Da tut eine andere Art der Abwechslung gut“, erklärt Eckhardt. Das Outdoor-Training soll Spaß und Neugier wecken. Kinder freuen sich über neue Impulse, und ihre Eltern würdigen neue Ansätze des Vereins. Beides trägt zur Zufriedenheit und damit Mitgliederbindung bei.
Ausgiebiges Aufwärmen, Spielformen mit nur wenigen Pausen
Die Wahl der Trainingsgruppe war für die Organisatoren der TGO nicht schwer. Die Schülergruppe sollte es sein – mit Kindern, die wenige Monate bis rund ein Jahr Tischtennis spielen. Den Grund erklärt Oliver Brehmer: „Zumindest unsere Schülerinnen und Schüler sind ein bisschen weniger leistungsorientiert. Bei ihnen steht der Spaß am Spiel im Vordergrund. Unsere Jugendlichen sind viel ehrgeiziger und wollen sich möglichst bei jedem Training vor allem technisch verbessern.“
Der Trainingsplan für die anderthalbstündige Einheit war abwechslungsreich gestaltet. Den leeren Bolzplatz neben den beiden Steintischen am Waldrand nutzte die Gruppe fürs Aufwärmprogramm, Übungen mit der Koordinationsleiter zur Verbesserung der Feinmotorik und für Sprints, bevor es ans Tischtennisspielen ging. Am Tisch überwogen spielerische Elemente und Kurzsätze in Zweier-Teams bis zum dritten Punkt. Die Partner wurden oft gewechselt, so dass niemand aus der Achtergruppe zu lange pausieren musste. Techniktraining draußen ist nur schwer umzusetzen. Der Fokus liegt auf Koordination und Ausdauer, vor allem aber auf der Spielfreude.
"Es gab fast nichts, was gar nicht ging"
Das Fazit war bei allen positiv. „Ich fand es gut, dass wir mal etwas draußen machen konnten und an der frischen Luft waren“, sagte der neunjährige Rufus. „Nicht so gut waren die Unebenheiten im Tisch und der Wind. Ich spiele in der Halle besser, aber es ja war das erste Training draußen. ‚Übung macht den Meister‘, heißt es ja.“ Der gleichaltrige Justus befand: „Es gab fast nichts, was gar nicht ging. Mir hat es super gefallen. Auf dem Fußballplatz nebenan konnten wir andere Übungen machen und mehr rennen als sonst. In der Halle haben wir manchmal nicht so viel Platz. Ich würde es auf jeden Fall noch mal machen.“
Auch die Trainer freuten sich über die gelungene Einheit: „Wenn die Kinder an die letzten zehn Trainingseinheiten zurückdenken, werden sie zuerst die Outdoor-Einheit im Kopf haben, weil sie allen viel Spaß und Abwechslung bereitet hat“, ist Gabriel Eckhardt sicher. „Wir werden das mit den Kindern wiederholen und auch mal mit unseren Jugendlichen ausprobieren.“