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And the winner is ……. ttc berlin eastside (v.l. Britt Eerland, Nina Mittelham, Jessica Göbel, Shan Xiaona, Ding Yaping, Trainerin Irina Palina). Bild: Ronny Pabst.
Hauptstadtklub macht Triple perfekt

ttc berlin eastside zum siebten Mal Deutscher Meister

Dr. Stephan Roscher 26.04.2021

Berlin. Der ttc berlin eastside ist Deutscher Meister 2020/21 und hat mit dem 5:3-Erfolg im dritten Play-off-Finale über den SV DJK Kolbermoor das Triple aus Champions League, Pokal und Meisterschaft perfekt gemacht – zum vierten Mal in der an Erfolgen reichen Vereinsgeschichte. Es ist der siebte nationale Meistertitel der Berlinerinnen und der 21. Titel für eastside überhaupt. Bezieht man die drei Vorgängervereine aus Zeiten der DDR mit ein, sind zusätzlich noch 20 Deutsche Meistertitel und zwei Europapokalsiege zu berücksichtigen.

Nach einem 5:3 vor einer Woche in Kolbermoor und einem 3:5 gestern im Rückspiel in eigener Halle konnte der extrem starke Herausforderer SV DJK Kolbermoor im dritten Play-off-Finalspiel in der Berliner ASP.5 Sporthalle am Sonntagnachmittag mit 5:3 bezwungen werden.

Kolbermoors Kalkulation scheitert an starker Nina Mittelham

Die Oberbayern waren optimistisch in die Partie gegangen und verspürten Rückenwind nach ihrem wirklich tollen Auftritt am Vortag. Ihr Ziel war es zunächst einmal, eine 2:0-Führung vorzulegen. Dies schien nicht unrealistisch. Fu Yu hatte in den beiden vorhergehenden Partien Nina Mittelham keinen einzigen Satz überlassen und Kristin Lang am Samstag ihre Nationalmannschaftskollegin Shan Xiaona in fünf Durchgängen bezwungen.

Nun, Lang zeigte sich auch heute in toller Form, legte gegen Shan eine 2:0-Satzführung vor, musste zwar den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 hinnehmen, hatte aber im fünften Durchgang wieder alles im Griff. Doch Fu konnte die hochsteckten Erwartungen diesmal nicht erfüllen. Zwar gewann die international für Portugal startende Penholderspielerin die ersten beiden Sätze gegen Nina Mittelham noch knapp, doch die deutsche Einzelmeisterin verkürzte auf 1:2, wehrte im richtungsweisenden vierten Durchgang zwei Matchbälle ihrer Gegnerin ab und siegte mit 13:11. Sie blieb im Rhythmus und brachte auch Satz fünf zum aus Berliner Sicht extrem wichtigen 1:1 nach Hause.

Starke Berliner Auftritte im unteren Paarkreuz

Dementsprechend mit frischem Optimismus gingen dann auch Britt Eerland gegen Svetlana Ganina und Ding Yaping gegen Yuan Wan an die Tische. Eerland, aktuell fünftbeste Spielerin des Kontinents, hatte die russische Defensivspielerin gut im Griff – nur im zweiten Satz musste sie in die Verlängerung. Und Ding revanchierte sich eindrucksvoll für die gestrige Niederlage gegen Yuan mit 11:8, 11:6, 11:9. Der Titelverteidiger führte mit 3:1 zur Pause. Zwar hätte dieser theoretisch noch verlieren können, doch es sah schon ziemlich gut aus für die Berlinerinnen, die tags zuvor nach der Hälfte der Matches noch mit 1:3 hinten gelegen hatten.

Zwei Matchgewinne trennten eastside noch vom Titel, während Kolbermoor alle Partien des zweiten Durchgangs gewinnen musste, um die Halle als Sieger zu verlassen. Natürlich hätte auch ein Unentschieden bei entsprechend gutem Satzverhältnis zum großen Coup genügen können, doch mit den Sätzen sah es durch die beiden 0:3-Niederlagen hinten nicht günstig aus.

Shan Xiaona sorgt gegen Fu Yu für die Vorentscheidung

Und es folgten wieder die zwei engen Matches zu Beginn des zweiten Durchgangs, an die man sich schon gewöhnt hatte, wenn Berlin und Kolbermoor die Klingen kreuzen.

Doch aus Gäste-Sicht konnte nur die wieder umwerfend stark spielende Kristin Lang etwas reißen, die im Duell der Zweier Nina Mittelham in fünf Sätzen in die Schranken weisen konnte. Nach zwischenzeitlichem 1:2-Satzrückstand und einem schwachen Start in den Entscheidungsdurchgang (2:6).

Shan dagegen tat das, was sie schon zuvor beide Male gegen Fu Yu bewerkstelligt hatte, und fuhr den dritten 3:2-Erfolg binnen einer Woche gegen die Kolbermoorer Spitzenspielerin ein. 4:2 für den ttc eastside, der jetzt dem Titel ganz, ganz nah war und nur noch einen einzigen Satz aus den beiden Matches des hinteren Paarkreuzes benötigte, um am Ziel aller Träume zu sein.

Bei einem Remis hätten nämlich die Sätze gezählt und da stand es 16:10 für Berlin. Folglich musste Kolbermoor zwingend beide Male mit 3:0 gewinnen, um zu egalisieren und dann eventuell noch etwas über die Bälle zu erreichen, denn da lag man nicht so schlecht im Rennen.

Erster Satz an Ding und Berlin war am Ziel

Doch dann ging es recht schnell: Um 15.36 Uhr war der prestigeträchtige Titel für den ttc eastside in trockenen Tüchern, auch wenn die Partie noch eine gute halbe Stunde länger ging. Ding Yaping blieb es vorbehalten, für die Entscheidung zu sorgen. Als sie im Defensivduell mit Svetlana Ganina den ersten Satz mit 11:5 gewonnen hatte, durften die Berlinerinnen und das Vereinsmanagement die Fäuste ballen. 17:10 Sätze – damit war alles gelaufen, die Oberbayern konnten maximal noch auf ein Remis bei 16:17 Sätzen kommen. Der Rest war Schaulaufen, verlieren wollte dennoch keiner. Yuan Wan konnte wie schon am Vortag gegen Britt Eerland gewinnen (3:1), während Dings Defensivmatch gegen Ganina naturgemäß am längsten dauerte und schließlich in fünf Sätzen zugunsten der „ewig jungen“ Berliner Nummer vier endete. Das 5:3 war perfekt – die Siegerinnen jubelten und die Geschlagenen waren todtraurig.

Es war gewiss eine der spannendsten Play-off-Finalserien der letzten Jahre, vielleicht sogar die spannendste. Es war eine Abfolge von Thrillern. Allerdings war es auch 2018 zwischen Kolbermoor und Bingen lange auf Augenhöhe zugegangen, bis sich schließlich Lang und Co. im dritten Finalmatch klar durchsetzten zum bisher einzigen nationalen Meistertitel des SV DJK.

„Krönender Abschluss einer herausragenden Saison“

„Mit der Deutschen Meisterschaft findet für uns eine weitere herausragende Saison ihren krönenden Abschluss“, freute sich Berlins Präsident Alexander Teichmann. „Wir sind in die Saison gestartet mit dem Ziel, einen Titel zu gewinnen. Jetzt ist es das Triple geworden. Dieser Gesamterfolg ist das Ergebnis eines perfekten Zusammenspiels von Mannschaft, Management und Trainerin. Von allen Meistertiteln, die wir seit 2014 geholt haben, war der Finalsieg über Kolbermoor der am härtesten erkämpfte.“ 

„Wegen Corona war das auch ein komisches Gefühl ohne Zuschauer. Das fehlte ein bisschen von der Stimmung her. Aber am Ende haben wir trotzdem gut gespielt“, so Berlins Topspielerin Shan Xiaona.  

Nina Mittelham hält den Zusammenhalt und die Ausgeglichenheit des Teams für die Erfolgsgeheimnisse: „Es ist jetzt nicht so, dass eine Spielerin jedes Spiel gewinnen muss, sondern selbst wenn man mal ein Spiel verliert, ist das nicht so schlimm, weil die Mannschaft das auffangen kann.“ 

Für eastside-Trainerin Irina Palina war es „das schwerste deutsche Meisterschaftsfinale in meinem Leben.“ Auch wenn der 51-jährigen früheren Weltklassespielerin klar ist, dass es auch kommende Saison wieder auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kolbermoor hinauslaufen könnte, bei dem der Sieger nicht zwingend Berlin heißen muss, formuliert sie einen Wunsch für 2021/22: „Na vielleicht nochmal drei zu gewinnen.“ 

Es wäre auch nicht unverdient gewesen, wenn wir gewonnen hätten“

Natürlich ließen die Spielerinnen des unterlegenen Teams nach der Niederlage die Köpfe hängen. Sie hatten so viel investiert und waren so knapp gescheitert. „Es war kein großer Unterschied zwischen beiden Mannschaften festzustellen, auch heute nicht“, so Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Es wäre auch nicht unverdient gewesen, wenn wir gewonnen hätten.“

Ein Schlüsselmatch war das Duell zwischen Nina Mittelham und Fu Yu. Zweimal hatte Mittelham keine Chance gegen die Penholderspielerin gehabt, doch diesmal wuchs sie über sich hinaus und gewann. „Das war ein wichtiges Spiel und der Sieg von Nina war schon ein kleines Break für Berlin“ konstatierte Fuchs. „Das war umso bitterer, als Fu im vierten Satz zwei Matchbälle bei eigenem Aufschlag hatte und keinen nutzen konnte. Wären wir mit 2:0 in Führung gegangen, wäre der Druck auf Berlin schon recht groß gewesen.“

Der Tischtennislehrer bilanzierte: „Wir waren in allen drei Spielen gleichwertig. Aber es lief halt, wie auch schon oft zuvor gegen Berlin, sehr knapp gegen uns. Okay, Berlin lag am Ende vorne und hat somit auch den Sieg verdient, aber auch wir waren nicht weit davon entfernt. Es waren letztlich nur Nuancen, die den Ausschlag gegeben haben, und es lag vielleicht nur an dem einen oder anderen kleinen Ball.“

3. Play-off-Finale (25. April)
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 5:3

Shan Xiaona – Kristin Lang 2:3 (-8,-9,3,11,-4)
Nina Mittelham – Fu Yu 3:2 (-11,-9,9,11,8)
Britt Eerland – Svetlana Ganina 3:0 (7,10,4)
Ding Yaping – Yuan Wan 3:0 (8,6,9)
Shan Xiaona – Fu Yu 3:2 (2,-9,8,-8,9)
Nina Mittelham – Kristin Lang 2:3 (-6,4,7,-8,-9)
Britt Eerland – Yuan Wan 1:3 (-7,6,-5,9)
Ding Yaping – Svetlana Ganina 3:2 (5,-4,-8,7,5)
Sätze: 20:15, Bälle 340:305 

2. Play-off-Finale (24. April)
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 3:5
Shan Xiaona – Kristin Lang 1:3 (8,-10,-10,-8)
Nina Mittelham – Fu Yu 0:3 (-8,-11,-6)
Britt Eerland – Svetlana Ganina 3:0 (9,5,9)
Ding Yaping – Yuan Wan 0:3 (-11,-7,-9)
Shan Xiaona – Fu Yu 3:2 (9,-8,-12,9,8)
Nina Mittelham – Kristin Lang 2:3 (14,-9,-8,8,-10)
Britt Eerland – Yuan Wan 2:3 (-7,7,5,-6,-8)
Ding Yaping – Svetlana Ganina 3:2 (-7,9,-4,3,0 – letzter Satz Wertung)
Sätze: 14:19, Bälle: 318:322 

1. Play-off-Finale (18. April)
SV DJK Kolbermoor – ttc berlin eastside 3:5
Fu Yu – Nina Mittelham 3:0 (7,7,4)
Kristin Lang – Shan Xiaona 2:3 (-6,7,-9,10,-8)
Yuan Wan – Ding Yaping 0:3 (-9,-10,-4)
Svetlana Ganina – Britt Eerland 0:3 (-4,-8,-9)
Fu Yu – Shan Xiaona 2:3 (-9,4,-8,7,-7)
Kristin Lang – Nina Mittelham 2:3 (9,-9,-7,6,-9)
Yuan Wan – Britt Eerland 3:0 (0,0,0 – Wertung)
Svetlana Ganina – Ding Yaping 3:0 (0,0,0 – Wertung)
Sätze: 15:15, Bälle: 282:227

 

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