Frankfurt/Gondomar. Gerrit Engemann hat das Halbfinale der U21-Europameisterschaften in Gondomar erreicht. Das Talent des Zweitbundesligisten TTC GW Bad Hamm spielt am Sonntag um 13.30 Uhr deutscher Zeit in Portugal gegen den Russen Vladimir Sidorenko um den Einzug in das Endspiel, der in der Runde der besten Acht das erträumte deutsche Halbfinale gegen Tobias Hippler verhinderte. Für die 15-jährige Sophia Klee und die drei DTTB-Doppel bedeutete am Morgen das Achtelfinale die Endstation.
Gerrit Engemann nicht zu stoppen
Mit dem Einzug in das Halbfinale sicherte sich der 19 Jahre alte Rechtshänder seinen bislang größten internationalen Erfolg im Einzel. Der Jugend-Europameister mit der Mannschaft von 2017 hatte zum Vorstoß in die Medaillenränge am dritten Tag der Titelkämpfe zwei schwere Begegnungen über sechs Sätze und mit jeweils einem 2:2-Zwischenstand zu überstehen. Zunächst im Achtelfinale gegen den unkonventionell agierenden Luxemburger Materialspieler Luka Mladenovic, gegen der er am Ende seine technische Überlegenheit zu nutzen wusste. Im Kampf um eine Medaille dann gegen den Russen Denis Ivonin, gegen den die Nummer 19 der Setzungsliste nach einer 2:0-Satzführung und zwischenzeitlichem Ausgleich nur vorübergehend ins Wanken geriet. Nach einem klaren 11:4 in Durchgang 5 verwandelte Engemann dann seinen zweiten Matchball zum Einzug in das Halbfinale, in dem am Sonntag mit Vladimir Sidorenko der nächste Russe wartet. Im zweiten Halbfinale treffen der Rumäne Rares Sipos und Griechenlands Jugend-Europameister Ioannis Sgouropoulus aufeinander.
Helmut Hampl: "Von Spiel zu Spiel gesteigert"
U23-Cheftrainer Helmut Hampl lobte Engemann, der sich bereits an den beiden Tagen zuvor in den Gruppenphasen eins und zwei in starker Form präsentiert hatte, unter anderem mit einem Sieg über den Russen Artur Abusev, der heute den Titelaspiranten Darko Jorgic (Slowenien) aus dem Turnier beförderte: "Gerrit hat sich bei dieser EM bisher von Spiel zu Spiel steigern können. Heute musste er sich in zwei schweren Matches durchbeißen, das hat er gut gemacht. Ich muss mich aber wiederholen: Vor allem freue ich mich, dass bei Gerrit, aber auch bei Tobias Hippler, der heute ein gutes Spiel gegen einen bärenstarken Sidorenko gemacht hat, eine Weiterentwicklung in ihrem Spiel zu sehen ist. Beide haben heute spielerisch und kämpferisch überzeugt."
Tobias Hippler auch im Doppel ohne Edelmetall
Tobias Hippler, der sowohl im Einzel als auch im Doppel als Medaillenaspirant gestartet war, wird ohne Edelmetall aus Gondomar die Rückreise antreten. Im Einzel überließ der Jugend-WM-Viertelfinalist von 2016 im Achtelfinale dank einer starken Vorstellung dem Tschechen Patrik Klos zwar nur einen Satz, im Match um eine Medaille vermochte der Linkshänder allerdings aus einer 2:1-Satzführung gegen den Russen Vladimir Sidorenko kein Kapital zu schlagen und unterlag mit 2:4.
Somit endete der Tag für Hippler, wie er bereits am Morgen begonnen hatte: mit einer Niederlage. Der Spitzenspieler des Zweitbundesligisten TuS Celle hatte am Morgen zusammen mit seinem Vereinskollegen Nils Hohmeier vollkommen überraschend mit 0:3 gegen die Tschechen Jiri Martinko/Patrik Klos verloren. Auch wenn die Sätze knapp waren, das Ergebnis blieb hinter den Erwartungen und Möglichkeiten der Jugend-Europameister von 2016 zurück. Das sah auch U23-Cheftrainer Helmut Hampl nicht anders: "Das Match war vom Verlauf knapp, leider sind aber beide nie in einen Doppel-Rhythmus gekommen. Das Aus im Achtelfinale ist sehr schade für beide!"
Lung beendet den Siegeszug der 15-jährigen Sophia Klee
Mit 15 das Achtelfinale der U21-Europameisterschaften erreicht zu haben, dieses Ergebnis ist für Sophia Klee ein ausgezeichnetes. Das 1:4 der an Position 49 gesetzten Deutschen gegen die an zwei gelistete Titelanwärterin aus Belgien ändert daran nichts. Im Gegenteil: Die Bundesligaspielerin des TuS Bad Driburg, die im Einzelspielbetrieb für ihren Heimatverein SC Niestetal startet, darf nach der Niederlage gegen die vier Jahre ältere Lung durchaus ein wenig mit dem Verlauf des Matches hadern. Die Fünfsatzpartie gegen die Busenbacher Bundesligaspielerin hätte durchaus eine andere Richtung nehmen können: Bis auf den mit 7:11 verlorenen ersten Durchgang endeten die übrigen vier Sätze allesamt mit nur zwei Punkten Unterschied.
Mädchen-Bundestrainerin Dana Weber zog jedoch nicht allein deshalb eine eine positive Bilanz der U21-Titelkämpfe: "Wenn meine Mädchen verlieren, bin ich als Trainerin natürlich nie ganz zufrieden. Aber man muss es eben auch richtig einordnen. Dass Sophia hier mit 15 Jahren in ihrem ersten Mädchenjahr das Achtelfinale erreicht, ist ein sehr starkes Ergebnis. Im Match gegen Lung war sogar etwas mehr drin, aber Sophia hat in den entscheidenden Phasen die wenigen Chancen, die sie hatte, nicht genutzt. Aber, und das freut mich, man kann die Fortschritte sehen, die sie gemacht hat."
Dana Weber: "Alle drei Mädchen haben sich gut verkauft"
Klee, die an den drei Turniertagen in der ersten und zweiten Stufe nur eines von sechs Einzeln gegen die durchweg ältere Konkurrenz verlor, war nicht die einzige Spielerin, die Weber Freude bereitete: "Wir sind bei dieser U21-EM mit drei Spielerinnen angetreten, die dem Mädchen-Bereich angehören und allesamt noch schulpflichtig sind, während fast alle Gegnerinnen seit Jahren Vollprofis sind. Auch Franziska Schreiner und Anastasia Bondareva haben mit dem Erreichen der zweiten Stufe das für dieses Turnier gesetzte Ziel erreicht. Wir wollten hier viel Erfahrung für die künftigen internationalen Aufgaben mitnehmen, vor allem für die Jugend-EM im Juli, und das haben wir geschafft. Bis zur EM haben wir ein volles Programm: Für die Mädchen stehen neben Schule und Klausuren noch internationale Turniere in Italien, Frankreich und Belgien sowie nationale Verpflichtungen in der Bundesliga, bei Turnieren und Lehrgängen auf dem Plan." Übrigens: Auch im Doppel-Achtelfinale enttäuschten Klee/Bondareva und Schreiner an der Seite der russischen Abwehrspielerin Maria Malanina heute trotz der 1:3-Niederlagen gegen Lisa Lung/Margo Degraef (Belgien) und Marie Migot/Oceane Guisnel (Frankreich) nicht. Weber: "Wir hatten in beide Spielen unsere Chancen und waren nahezu gleichwertig. Am Ende hat diesmal noch ein Tick an Erfahrung gefehlt, um die Chancen in den wichtigen Situationen zu nutzen."
DIE SPIELEL AM SONNTAG, 10. März
U21, Herren-Einzel
Halbfinale
Gerrit Engemann- Vladimir Sidorenko RUS 13.30 Uhr
Rares Sipos ROU - Ioannis Sgouropoulus GRE
Finale
17.10
U21, Damen-Einzel
Halbfinale
Maria Malanina RUS - Tania Plaian ROU
Adriana Diacouno ROU - Nadezhda Bogdanova BLR
Finale
16.10
U21, Herren-Doppel
Halbfinale
Darko Jorgic/Peter Hribar SLO - Antonino Amato/Daniele Pinto ITA
Dennis Ivonin/Vladimir Sidorenko RUS - Tibor Spanik/Adam Brat SVK
Finale
15.20 Uhr
U21, Damen-Doppel
Halbfinale
Lisa Lung/Margo Degraef BEL - Anna Wegrzyn/Katarzyna Wegrzyn POL
Zhang Xuan ESP/Audrey Zarif FRA - Ho Tin-Tin ENG/Karoline Mischek AUT
Finale
14.40 Uhr
Auslosung und Ergebnisse auf der Webseite der ETTU
DIE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN AM SAMSTAG, 9. März
U21, Herren-Einzel
Achtelfinale
Gerrit Engemann - Luka Mladenovic LUX 4:2 (-7,3,9,-9,8,7)
Tobias Hippler - Patrik Klos CZE 4:1 (2,-5,10,7,3)
Viertelfinale
Gerrit Engemann- Denis Ivonin RUS 4:2 (7,12,-11,-3,4,10)
Tobias Hippler - Vladimir Sidorenko RUS 2:4 (-4,8,8,-7,-5,-7)
U21, Damen-Einzel
Achtelfinale
Sophia Klee - Lisa Lung BEL 1:4 (-7,11,-9,-11,-9)
U21, Herren-Doppel
Achtelfinale
Tobias Hippler/Nils Hohmeier - Jiri Martinko/Patrik Klos CZE 0:3 (-8,-11,-8)
U21, Damen-Doppel
Achtelfinale
Sophia Klee/Anastasia Bondareva - Lisa Lung/Margo Degraef BEL 1:3 (-9,8,-9,-8)
Franziska Schreiner/ Maria Malanina RUS - Marie Migot/Oceane Guisnel FRA 1:3 (10,-10,-7,-1)
Auslosung und Ergebnisse auf der Webseite der ETTU
DAS U21-AUFGEBOT DES DTTB
Damen: Anastasia Bondareva (Einzelspielbetrieb: VfR Fehlheim/Mannschaftsspielbetrieb: TV Busenbach), Sophia Klee (SC Niestetal/TuS Bad Driburg), Franziska Schreiner TV 1921 Hofstetten/TV Busenbach)
Herren: Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm), Tobias Hippler, Nils Hohmeier (beide TuS Celle)
Trainer: Helmut Hampl (U23-Cheftrainer), Tamara Boros (DTTZ-Trainerin), Dana Weber (Mädchen-Bundestrainerin
Physiotherapeut: Annette Zischka (Olympiastützpunkt Hessen)