Frankfurt/New York. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass Tischtennis mit besonders ausgewählten Übungsformen eine ideale Sportart zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems ist. Weniger bekannt: Tischtennis verhilft als physikalische Therapie auch unheilbar an Parkinson erkrankten Menschen zu besserer Lebensqualität.
Die erste Weltmeisterschaft für Parkinsonerkrankte soll nun dem therapeutischen Aspekt des Tischtennisspiels rund um den Globus zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Seit gestern und noch bis Sonntag sind rund 60 Teilnehmer aus 20 Nationen aller Winkel der Welt im Westchester Table Tennis Centre in Pleasantville, etwa 30 Meilen vor den Toren Manhattans am Start - darunter Thorsten Boomhuis, Jens Greve und drei weitere Deutsche.
Langsames, fortschreitendes Absterben von Nervenzellen, Bewegungsstörungen als unvermeidliche Konsequenz. Aufgehalten werden kann Parkinson bis heute nicht, Medikamente bekämpfen nur die Symptome der Zelldegeneration. Ergänzend kann mit alternativmedizinischen Therapien dazu beitragen, Mobilität länger aufrechtzuerhalten.
Sport hat positiven Einluss
Patienten und Mediziner betonen aber immer häufiger vor allem den überaus positiven Einfluss von Sport, insbesondere von Tischtennis. Seit fast vier Jahrzehnten aktiver Spieler, erhielt Thorsten Boomhuis vor sechs Jahren die Diagnose Parkinson. Medikamente zählen seitdem für den 45-Jährigen zum Alltag. Außerdem spielte Boomuis beim SV Vorwärts Nordhorn weiter regelmäßig Tischtennis - und bis heute äußert sich die Nervenerkrankung bei ihm nur mit geringen Symptomen. Boomhuis ist überzeugt: „Tischtennis ist ein idealer Sport für Parkinson-Erkrankte: Es trainiert die Reaktion, die Motorik und die Koordination.“ Boomhuis ergänzt noch einen weiteren Aspekt: „Auch aus psychologischer Sicht gesehen ist Tischtennis perfekt. Man kann es nicht allein spielen. Also kommt man unter Leute, kann sich unterhalten, knüpft Kontakte.“
"Tischtennis kann sehr vielen Erkranken helfen"
Die WM für Parkinsonerkrankte im US-Bundesstatt New York betrachtet Boomhuis als wichtigen Schritt in die richtige Richtung: „Tischtennis als physikalische Therapie wird damit weltweit noch bekannter. Tischtennis kann sehr vielen Erkrankten helfen.“ Ausrichter des Turniers ist die ITTF Foundation, die gemeinnützige Stiftung des Weltverbands ITTF, in Zusammenarbeit mit der Initiative Ping Pong Parkinson, dessen Gründungsmitglied Nenad Bach selbst von der Therapieform Tischtennis profitierte. Der in den USA lebende Musiker und Komponist berichtet: „Fünf Jahre, nachdem bei mir Parkinson diagnostiziert wurde, war ich nicht mehr in der Lage, Gitarre zu spielen, Dann begann ich mit Tischtennis. Bald ging es mir um bis zu 50% besser. Heute spiele ich wieder Gitarre.“ Der Deutsche Jens Greve, Botschafter des ITTF-Foundation-Programms TT4Health, sagt: „Es ist wundervoll, dass die ITTF nicht nur Top-Level-Events für gesunde Menschen organisiert, sondern sich auch um kranke und behinderte Menschen kümmert. Solche Events haben eine starke soziale Komponente – sie bringen Menschen zusammen und geben ihnen Mut, gegen ihre Krankheit anzukämpfen. Es ist sehr wichtig, die Aufmerksamkeit für eine Krankheit wie Parkinson zu erhöhen und gegen Stigmatisierung anzukämpfen.“
Tischtennisturniere für Parkinsonerkrankte auch in Deutschland
Der Kontakt zur ITTF kam über den ehemaligen Weltklassespieler Zoran Primorac zustande, nachdem der Vorsitzende der Athletenkommission den gebürtigen Kroaten Bach 2017 in Zagreb auf dem Welt-Parkinson-Tag kennenlernte. Primorac wird auch zur Parkinson WM in New York erwartet. ITTF-Präsident Thomas Weikert, der ebenfalls vor Ort ist: „"Wir freuen uns sehr, dass das erste von unserer Stiftung unterstützte Projekt die Parkinson-WM ist. Wir hoffen, dass wir mit unserer Stiftung vielen Erkrankten und Menschen in Not auf der ganzen Welt helfen werden."
Tischtennis-Turniere für Parkinsonerkrankte gibt es auch Deutschland. So fand im Juli bereits zum neunten Mal unter der Regie des TTC Eschmar 1981 das bundesweite „Tischtennis-Turnier für Parkinson-Betroffene“ der Regionalgruppe Siegburg der Deutschen Parkinson Vereinigung statt. Unter den Teilnehmern: Thorsten Boomhuis. Dem Niedersachsen, der die Initiative Ping Pong Parkinson in Deutschland unterstützt, ist das Heranführen von Erkrankten an den Tischtennissport eine Herzensangelegenheit. Auf der deutschen Webseite finden Betroffene und Interessierte Erläuterungen, Hinweise auf Vereine, Infos über neue Entwicklungen. Auch als Ansprechpartner steht Thorsten Boomhuis gerne zur Verfügung.
Links
Infos zur WM: https://www.ittf.com/2019/10/11/well-organised-serious-business-win/
Kontakt Thorsten Boomhuis: thorsten@boomhuis.com
Infos: www.pingpongparkinson.de
You-Tube-Video mit TT4Health-Botschafter Jens Greve: https://www.youtube.com/watch?v=9sS0N5fQJBI