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Goldene Sektflaschen für die Bronze-Herren: Feier-Auftakt im Deutschen Haus in London (Foto: SH)

Verhinderte Feierbiester

SH 09.08.2012

London. „Nach Bronze-Coup: Boll wird zum Feierbiest“ – so hatten einige Medien am Mittwochabend nach der Team-Siegerehrung getitelt und sich die große Sause der deutschen Herren nach der gewonnenen Bronzemedaille ausgemalt. In der Praxis fehlte den „Biestern“ für die Feier aber die Gelegenheit. „Außerdem mussten wir die Contenance bewahren, weil wir heute noch ein paar Termine haben“, erklärte Timo Boll, der zusammen mit Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger schon um neun Uhr am Donnerstagmorgen auf dem Podium zur obligatorischen Medaillengewinner-Pressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes im Deutschen Haus saß.

Dort, nur zwei Etagen tiefer, hatte die Party gestern Abend begonnen – und leider auch vorzeitig geendet. Nach der Siegerehrung in der ExCel-Arena stand zunächst das abendliche Interview in der ARD mit Moderator Gerhard Delling auf dem Programm. Vom International Broadcasting Centre im Londoner Olympiapark ging es per Shuttle zum Deutschen Haus im Docklands Museum. Als das Team um 22 Uhr Ortszeit dort eintraf, wurden Spieler und Bundestrainer direkt auf die Bühne gebeten für ein paar Statements und die Präsentation ihrer Bronzemedaillen.

Eine Magnum-Flasche Sekt getrunken, drei verloren

Schöner Ort zum Feiern: das Deutsche Haus des DOSB in London (Foto: SH)Nach vielen Erinnerungsfotos mit den anderen Gästen des Hauses begann der inoffizielle Teil zusammen mit den Athleten und Coaches anderer Sportarten mit Getränken und ein bisschen gutem Essen frisch vom Grill und vom Büffet. Gemeinsam leerten sie Dimitrij Ovtcharovs Magnum-Sekt-Flasche einer Wiesbadener Kellerei (Bastian Steger: „Alleine hätten wir das nicht geschafft.“), die jeder vom Trio inkl. Bundestrainer Jörg Roßkopf auf der Bühne des Deutschen Olympischen Sportbundes zusammen mit „Waldi“, einer Nachbildung des Olympia-Maskottchens von 1972, erhalten hatte. „Die anderen Flaschen haben wir nicht mehr“, versicherte Bastian Steger am nächsten Morgen glaubhaft. „Keine Ahnung, wie die im Deutschen Haus weggekommen sind.“

Das Haus schließt standardmäßig um zwei Uhr nachts, das DTTB-Team sah sich nach einer Anschluss-Party-Location um. Fehlanzeige im ehemaligen Hafengebiet Canary Wharf, dem Finanzzentrum der City of London. Dort gibt es neben Bürogebäuden ausreichend Cafés und Restaurants, aber die sind nicht auf späte Gäste eingerichtet. „Wir waren alle enttäuscht, dass hier die Läden relativ früh dicht machen“, sagte Timo Boll. So nahm das Deutsche Aufgebot den letzten Shuttle-Bus zum Olympischen Dorf.

Um drei Uhr nachts "ein gutes Frühstück"

„Um noch in die Stadt zu fahren und etwas zu suchen, dafür hatten wir alle nicht mehr die Energie“, so der Rekord-Europameister. Im Dorf haben die Herren noch „ein gutes Frühstück zu uns genommen“ (Boll). Bastian Steger erklärte, was das Team gegen drei Uhr morgens „ein gutes Frühstück“ nennt: „Ein bisschen Fastfood war’s.“ Das typische Festmahl vieler Olympioniken in London, die lange auf eben dies hatten verzichten müssen in der Vorbereitung. „Es ging gar nicht so lange weiter. Am Ende war es leider doch ein bisschen kurz“, bedauerte Timo Boll am Morgen danach. Um vier Uhr war das Team zurück in der Männer-WG im neunten Stock des Deutschland-Wohnhauses.

Für ihn, Dimitrij Ovtcharov und Ersatzspieler Patrick Baum geht es heute Nachmittag mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland. Bastian Steger bleibt noch bis übermorgen, um sich andere Wettbewerbe anzusehen, Leichtathletik und Hockey zum Beispiel, „wenn ich noch Karten bekomme“, schränkt der Deutsche Meister ein.

Typisch Tischtennis: Nach kurzer Erholungspause beginnt die Saisonvorbereitung

Eigentlich wollte er sie nicht nachmachen, diese Pose von Sprinter Usain Bolt. Das sei ja nur eine Kopie, fand er. Sie steht Dima Ovtcharov trotzdem gut (Foto: SH)Viel Zeit zum Durchatmen und Genießen des Erfolgs haben alle nicht.“Bei uns geht die Saison jetzt erst richtig los, international und auch im Verein“, erklärte Dimitrij Ovtcharov. „Bis zum Abflug zu den China Open in rund zehn Tagen ist nicht viel Zeit zum Regenieren und Ausspannen. Und langsam muss ich auch wieder anfangen zu trainieren.“

Timo Boll hat ein ähnliches Programm. Ende August beginnt zusätzlich die neue TTBL-Saison für ihn und den zweiten Düsseldorfer Borussen im Nationalteam, Patrick Baum, sowie Bastian Steger, der mit dem 1. FC Saarbrücken TT am 26. August die erste Partie des neuen Spieljahres bei den TTF LIEBHERR Ochsenhausen bestreiten wird. „Deshalb habe ich entschieden, möglichst schnell nach Hause zu kommen“, sagte Timo Boll. „Die paar freien Tage verbringe ich zu Hause mit der Familie. Die musste viel auf mich verzichten in der Vorbereitungszeit.“ Bastian Steger brachte es auf den Punkt: „In ein paar Tagen beginnt schon wieder der Alltag.“ Business as usual – aber mit der Bronzemedaille in der Vitrine fällt so mancher Arbeitstag bestimmt etwas leichter.

 

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