Frankfurt/Main. Mit Ricardo Walther ist am Freitag der letzte Deutsche im Teilnehmerfeld des Frankfurter WTT Champions ausgeschieden. Er unterlag mit 1:3 dem Düsseldorfer TTBL-Kollegen Anton Källberg. Eine Rolle spielte auch eine Verletzung. Der Tag im Rückblick.
Als der Countdown von zehn an hinab läuft, steigt die Spannung in der Süwag Energie ARENA. Das Publikum an diesem Abend weiß, wen es zu feiern hat: Ricardo Walther hat sich mit zwei fulminanten Siegen ins Viertelfinale des mit 500.000 Dollar dotierten WTT Champions gespielt. Er ist der letzte Spieler aus dem deutschen Team, der am Freitag noch beim Champions einläuft. Entsprechend groß ist die Freude über seinen bisherigen Weg im Heimatland. „Die Halle war laut, es hat sehr viel Spaß gemacht“, erklärte der 32-jährige Routinier im Anschluss an sein Spiel. Die Kulisse erinnert ihn an ein Großereignis, das mittlerweile schon einige Jahre zurück liegt: Die Heim-WM 2017 in Düsseldorf. „Heute war es etwas Besonderes, vor allem, weil nur an einem Tisch gespielt wird“, meinte der Profi und Team-Europameister von 2017. Beim Champions wird in einem sechseckigen Court, der sogenannten Infinity-Arena, gespielt. Die Scheinwerfer, der Beat, das Klatschen des Publikums: In Frankfurt herrscht eine Stimmung, die dem hochkarätigen Teilnehmerfeld vollends gerecht wird.
Medizinisches Timeout bei Walther
Walthers Gegner an diesem Abend ist ein guter Bekannter, der wie er selbst auch aktuell in Topform aufspielt: Anton Källberg. Der TTBL-Spieler von Borussia Düsseldorf hatte erst am Mittwoch den Weltranglisten Wang Chuqin mit 3:0 aus dem Turnier geworfen. Walther und Källberg waren auf der internationalen Bühne zuletzt beim ITTF Mixed Team World Cup 2023 aufeinander getroffen, damals hatte Källberg mit 3:0 gewonnen. Beim Champions heute ist ein Satz mehr drin, obwohl es zwischenzeitlich gar nicht danach aussah: Walther griff sich im zweiten Satz an die Schulter, es folgte ein medizinisches Timeout. Der Profi verließ kurz die Halle, seine Diagnose: „Bisschen verletzt, bisschen gezerrt an der Schulter.“ Nach dem Timeout kam Walther aber im vierten Satz noch einmal zurück, verkürzte auf 1:2. Aufgeben sei für ihn laut eigener Aussage nie eine Option gewesen. Letztlich behielt dann aber doch sein schwedischer Kontrahent die Oberhand, für Walther ist das Turnier nach der Viertelfinalpartie beendet. „Anton war der bessere Spieler und ich wünsche ihm alles Gute für den Rest des Turniers“, sagte er anerkennend. „Wir wissen, dass Ric taktisch einer der besten Spieler der Welt ist“, meinte Bundestrainer Jörg Roßkopf in seiner Analyse. Er habe sich in der internen Vorausscheidung durchgesetzt und dann in Frankfurt ein erfolgreiches Turnier gespielt. Ein Spiel wie dieses ist eines besonderen Datums würdig: Heute feierte der Deutsche Tischtennis-Bund seinen 99. Geburtstag.
Für die Zuschauer war die Partie Walther/Källberg nicht die einzige rein europäische Paarung am Freitag. Während in der Damen-Konkurrenz bereits alle Europäerinnen ausgeschieden waren, begeisterten Truls Moregardh und Félix Lebrun beim letzten Spiel des Abends. Der 18-jährige Franzose Lebrun, der spätestens seit den Olympischen Spielen vollends im Rampenlicht steht, hatte kürzlich erst das WTT Champions in Montpellier gewonnen, Moregardh sicherte sich in Paris die Silbermedaille. Große Namen also und gute Voraussetzungen für einen Kracher. Und der wurde es dann auch: Moregardh ging direkt zwei Sätze in Führung. Nachdem der Schwede im dritten Satz einen Aufschlag abgezogen bekommen hatte, kämpfte sich Lebrun zurück ins Spiel und gewann den Satz. Im vierten Satz ging es Kopf an Kopf in die Verlängerung, die Moregardh schlussendlich für sich entschied. „Das Spiel war spielerisch wirklich interessant“, meinte danach Tobias Hippler, Zweitliga-Spieler des 1. FC Köln, der heute auf Einladung von Ricardo Walther in der Halle anwesend war.
Ein Schwede wird im Finale stehen
Der Sieg des Asses mit dem sechseckigen Schläger hat nun eine außergewöhnliche Folge: Im Halbfinale kommt es mit Anton Källberg zum schwedisch-schwedischen Duell, auch im Finale wird damit ein Schwede stehen. Er wird dort auf Lin Yun-Ju oder Lin Shidong treffen, die Teilnehmenden des zweiten Halbfinals am morgigen Samstag.
Miwa Harimoto als Bollwerk gegen China
Bei den Damen stehen unterdessen drei Chinesinnen im Halbfinale. Wang Manyu trifft auf Chen Xintong, Wang Yidi muss gegen die Japanerin Miwa Harimoto ran. Die zog am heutigen Tage gleich mehrfach die Aufmerksamkeit auf sich. Erst gewann sie mit 3:1 gegen He Zhuojia, dann gab sie fleißig Autogramme und machte Selfies mit ihren Fans. Aus dem Schatten ihres Bruders Tomokazu ist Miwa längst hinausgetreten. Angesprochen auf Querleien der beiden als Kinder, besänftigte sie. Früher habe man sich unter anderem häufiger mal um die Spielekonsole gestritten. „Damals habe ich meinen Bruder immer beneidet, das ist jetzt nicht mehr so. Wir haben nun beide eine PlayStation“, sagte die sympathische 16-Jährige.
Halbfinals locken in die volle Halle
Morgen geht es dann in die heiße Phase des Champions-Turniers. Ab 14 Uhr schlagen die ersten Profis in der Süwag Energie ARENA auf. Noch sind vereinzelte Tickets für das Wochenende vorhanden – und das an der der Tageskasse und online.
Die Spiele am Samstag
Herren-Einzel, Halbfinale:
14.45 Uhr: Lin Yun-Ju TPE – Lin Shidong CHN
16.15 Uhr: Anton Källberg SWE – Truls Moregardh SWE
Damen-Einzel, Halbfinale:
14.00 Uhr: Wang Manyu CHN – Chen Xingtong CHN
15.30 Uhr: Miwa Harimoto JPN – Wang Yidi
Die Ergebnisse vom Freitag, 08. November:
Damen
Shin Yubin KOR – Wang Yidi CHN 0:3 (-8,-7,-8)
He Zhuojia CHN – Miwa Harimoto JPN 1:3 (-6,-9,6,-6)
Chen Xingtong CHN – Satsuki Odo JPN 3:1 (-11,6,9,6)
Wang Manyu CHN – Qian Tianyi CHN 3:0 (6,8,10)
Herren
Sora Matsushima JPN – Lin Shidong CHN 1:3 (-2,8,-7,-9)
Lin Yun-Ju TPE – Hugo Calderano BRA 3:2 (8,-9,5,4,9)
Anton Källberg SWE – Ricardo Walther GER 3:1 (7,4,-9,4)
Félix Lebrun FRA – Truls Moregardh SWE 1:3 (-7,-6,5,13)
Die bisherigen Ergebnisse
Sonntag, 03. November 2024:
Damen
Chen Xingtong CHN – Dina Meshref EGY 3:0 (7,6,3)
Bruna Takahashi BRA – Mima Ito JPN 0:3 (-5,-10,-7)
Cheng I-Ching TPE – Natalia Bajor PLN 3:2 (-8,-7,7,4,5)
Shin Yubin KOR – Manika Batra IND 3:0 (6,11,6)
Miu Hirano JPN – Lily Zhang USA 3:0 (4,4,10)
Herren
Patrick Franziska GER – Darko Jorgic SLO 2:3 (-5,4,-7,11,-9)
Quadri Aruna NGR – Tomokazu Harimoto JPN 3:2 (-7,-11,5,12,3)
Anton Källberg SWE – Omar Assar EGY 3:0 (9,7,3)
Felix Lebrun FRA – Simon Gauzy FRA 3:1 (3,-8,10,8)
Lim Yonghoon KOR – Kirill Gerassimenko KAZ 1:3 (-10,-7,6,-5)
Montag, 04. November 2024:
Damen
Nina Mittelham GER – Miwa Harimoto JPN 0:3 (-9,-10,-8)
Jia Nan Yuan FRA – Satsuki Odo JPN 2:3 (-4,-12,9,7,-3)
Joo Cheonhui KOR – Yangzi Liu AUS 3:1 (-4,4,10,10)
Bernadette Szöcs ROU – Suh Hyo Won KOR 3:1 (8,6,-8,10)
Prithika Pavade FRA – Jeon Jihee KOR 3:0 (9,6,1)
Wang Manyu CHN – Orawan Paranang THA 3:1 (9,5,-11,6)
Herren
Dang Qiu GER - Marcos Freitas POR 3:1 (-8,7,7,8)
Benedikt Duda GER – Edward Ly CAN 3:0 (7,5,6)
Wang Chuqin CHN – Shunsuke Togami JPN 3:0 (10,3,14)
Nicholas Lum AUS – An Jaehyun KOR 0:3 (-7,10,8)
Jonathan Groth DEN – Truls Moregardh SWE 1:3 (-6,-10,7,-6)
Lin Yun-Ju TPE – Alexis Lebrun FRA 3:2 (5,5,-9,-9,10)
Dienstag, 05. November 2024:
Damen
Xiaona Shan GER – Elizabeta Samara ROU 2:3 (7,8-6,-5,-11)
Qian Tianyi – Annett Kaufmann GER 3:1 (-5,5,8,9)
Hana Goda EGY – He Zhuojia CHN 1:3 (-2,-1,8,-4)
Adriana Diaz PUR – Sreeja Akula IND 3:0 (3,4,8)
Huang Yi-Hua TPE – Wang Yidi CHN 0:3 (-8,-10,-4)
Herren
Ricardo Walther GER – Alvaro Robles ESP 3:0 (6,10,9)
Liam Pitchford ENG – Dimitrij Ovtcharov GER 3:0 (9,11,9)
Mattias Falck SWE – Lin Shindong CHN 1:3 (-7,-8,10,-7)
Kao Cheng-Jui TPE – Sora Matsushima JPN 1:3 (-6,-8,4,5)
Oh Junsung KOR – Hugo Calderano BRA 0:3 (-8,-7,-7)
Mittwoch, 07. November 2024:
Damen
Miu Hirano JPN – Miwa Harimoto JPN 1:3 (8,-7,-10,-11)
Chen Xingtong CHN – Bernadette Szöcs ROU 3:1 (-6,4,3,5)
Prithika Pavade FRA – Satsuki Odo JPN 0:3 (-3,-8,-3)
Shin Yubin KOR – Adriana Diaz PUR 3:2 (7,-8,-11,8,20)
Herren
Wang Chuqin CHN – Anton Källberg SWE 0:3 (-8,-5,-6)
Ricardo Walther GER – Quadri Aruna NGR 3:2 (-9,6,-4,7,10)
Félix Lebrun FRA – An Jaehyun KOR 3:1 (9,5,-7,9)
Lin Yun-Ju TPE – Dang Qiu GER 3:2 (-5,8,6,-7,4)
Donnerstag, 07. November 2024:
Damen
Qian Tianyi CHN – Mima Ito JPN 3:0 (3,1,10)
Wang Manyu CHN – Joo Cheonhui KOR 3:1 (7,-9,8,8)
Elizabeta Samara ROU – Wang Yidi CHN 0:3 (-6,-5,-8)
Cheng I-Ching TPE – He Zhuojia CHN 0:3 (-4,-6,-10)
Herren
Darko Jorgic SLO – Sora Matsushima JPN 1:3 (-7,6,-4,-9)
Liam Pitchford ENG – Truls Moregardh SWE 0:3 (-10,-5,-9)
Kirill Gerassimenko KAZ – Hugo Calderano BRA 0:3 (-9,-6,-4)
Benedikt Duda GER – Lin Shidong CHN 0:3 (-4,-9,-7)
WTT Champions Frankfurt: Gut zu wissen