Dortmund. Für die 12-jährigen Fiston Nduwayezu und Billy Quentin Nkingi sowie Tania Gateka und Yvette Bimenyimana (beide 14 Jahre alt) aus Burundi war der Besuch der LIEBHERR Team-WM ein Erlebnis pur, das ihnen Einblicke in viele andere Welten bot. Mit ihrem Betreuer Guy Emmanuel Girukwishaka (41) waren sie der Einladung des Internationalen Tischtennis-Verbandes (ITTF) und des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) nach Dortmund gefolgt.
Die Jugendlichen sind Teil des Projekts „Ping Pong Paix“ (Frieden durch Tischtennis) der Organisation „Peace and Sport“, in das in Zentralafrika etwa 400 Kinder aus Burundi und der Demokratischen Republik (DR) Kongo eingebunden sind. Aus visatechnischen Gründen mussten die ebenfalls eingeladenen Kongolesen kurzfristig ihre Teilnahme absagen.
"Hoher symbolischer Stellenwert"
„Erstmals stellt Peace and Sports mit dieser Aktion seine Aktivitäten außerhalb der Zielregion vor", erläutert Generalsekretär Ludovic Hubler (Monaco) diese Aktion. „Sie hat für uns einen hohen symbolischen Wert. So können wir einen noch größeren Kreis von Ansprechpartnern erreichen, um darauf aufmerksam zu machen, was der Sport im sozialen Bereich erreichen kann.“
Seit dem Jahr 2007 ist die Organisation unter der Schirmherrschaft von Prinz Albert II. von Monaco in sozialen Brennpunktgebieten tätig, um Kindern und Jugendlichen durch gemeinsames Sporttreiben eine bessere Perspektive in ihrem gesellschaftlichen Umfeld zu eröffnen. „Der Sport baut die Brücke zu einem besseren Umgang der Menschen miteinander.“ Die Aktionen von „Peace and Sports“ sind weltweit gestreut, wobei es vorwiegend um die Sicherung des Friedens in Gebieten ausklingender Konflikte oder mit einem hohen Armutspotential geht.
Friedensstiftende Maßnahmen in Kongo und Burundi
Dazu gehört auch Zentralafrika. Hubler blickt in die Geschichte: „Diese Gegend – Ruanda, DR Kongo, Burundi - hat lange Jahre unter Bürger- und Stammeskonflikten gelitten.“ Die friedensstiftende Maßnahme begann hier vor zwei Jahren, als „Peace and Sports“ mit dem Partner ITTF und Sponsor Butterfly zunächst eine Trainerausbildung startete – und dann die 400 Kinder zusammen führte, die nun abwechselnd in grenznahen Dörfern in Burundi und der DR Kongo mindestens einmal in der Woche in entspannter Atmosphäre gemeinsam Tischtennis spielen.
Schon die Anreise nach Dortmund war beschwerlich. Der Flughafenstreik in Frankfurt am Main verzögerte die Ankunft um einen halben Tag – und die Koffer blieben mehrere Tage unauffindbar. Für den gastgebenden DTTB und die ITTF ging es darum, ein kind- und jugendgerechtes Programm zusammenzustellen.
Mit im Boot war dabei der Dortmunder Verein Dorkin (Dortmund-Kinshasa). Vor allem im Ruhrgebiet lebende Schwarzafrikaner unterstützen auf diese Weise Projekte in ihrer Ursprungsheimat. Für die Aktion erklärten sie sich bereit, die Unterbringung der Gäste in Familien zu übernehmen. Der nimmermüde Vorsitzende Joao Kipling nahm eine Woche Urlaub und war immer zur Stelle, wenn irgendwo etwas gebraucht wurde.
Vielfältiges Programm in Dortmund
Zur Bewältigung dieses Kulturschocks in einer anderen Welt war das für die Burundis dringend notwendig. So hatten sie immer wieder Rückzugsinseln aus der Hektik der WM. Zudem genossen sie den Kontakt zu deutschen Jugendlichen, mit denen sie am ersten Tag ihres Aufenthalts gemeinsam die WM entdeckten – oder einen Besuch in dem zweisprachigen Max-Planck-Gymnasium. Dazu gehörte auch die weitere Betreuung durch den Schweizer Georg Silberschmidt, der bereits in Burundi die Kinder trainiert hatte oder die Einsätze der Verbandspräsidenten von Burundi, Adolphe Ndikumana, und der DR Kongo, Muana Mbuta.
Auf der anderen Seite standen viele repräsentative Termine, die in einem Auftritt in einer Donnerstagsitzung des Board of Directors gipfelten. Hier stellte „Peace and Sports“ seine Aktionen in einem Film vor und die Kinder überreichten ITTF-Präsident Adham Sharara beziehungsweise DTTB-Präsident Thomas Weikert selbst gefertigte Zeichnungen. Musikalisch wurde Shunsaku Yamada, der Generaldirektor des Sponsors Butterfly, mit einem selbst gefertigten Zupfinstrument bedacht. Yamada freute sich über die Initiative: „Wir fühlen uns in unserem Engagement bestätigt und es ist großartig, dass diese Hilfe jetzt Gesichter hat.“
Auf "du" und "du" mit den Stars
Eher locker waren da die Begegnungen mit den Nationalmannschaften aus der DR Kongo, aus Sri Lanka und Kamerun, die von sich aus den Kontakt mit den Kindern suchten. Erstaunen erregten im ITTF-Museum die Ursprünge der Sportart – und der Besuch des Stadions von Borussia Dortmund. Zwei Höhepunkte waren jedoch die fast schon abschließenden Termine Timo Boll und Dimitri Ovtcharov, die sich nach dem Viertelfinalsieg gegen Schweden für die kleinen Burundis Zeit nahmen.
Diese hatten sich im Verlauf der Tage entwickelt. Sehr scheu und zurückhaltend in den ersten Tagen, öffneten sie sich immer mehr und begannen auch das Erlebte zu überdenken. Dennoch wird es noch einige Zeit dauern, bis die nachhaltigen Eindrücke dieser Reise in eine andere und friedvolle Welt tatsächlich verarbeitet sind. „Wir werden daheim berichten, wie schön es bei euch war“, versprach Betreuer Girukwishaka, wobei Tanja einschränkte: „Bis auf das kalte Wetter…“