Bremen. Der Oberste der Regelhüter spielt selbst seit Jahren aktiv beim TSV Schott Mainz Tischtennis und ist als Funktionär, u.a. Präsident des Rheinhessischen Tischtennis-Verbands, sowie als Schiedsrichter in der Tischtenniswelt tätig. In Bremen erzählt Markus Baisch über seinen Weg in die Schiedsrichterwelt, damit verbundene Reisen und die anstehenden Olympischen Spiele.
Angefangen hat die Schiedsrichterkarriere des 42-Jährigen 1999 als Verbandsschiedsrichter. Mit großer Begeisterung für die Sache kamen 2004 und 2006 Weiterbildungen zum nationalen und internationalen Schiedsrichter hinzu. Ein bis zwei Jahre später sollte es weitergehen. Es stellte sich die Frage „Blue Badge“ oder „Referee“, also klassischer Zählschiedsrichter oder Oberschiedsrichter. Markus Baisch hat den Weg des Oberschiedsrichters eingeschlagen. „Mir liegt die Turnieradministration. Ich arbeite in der öffentlichen Verwaltung, insofern fühle ich mich in diesem Bereich schon sicher.“ Aktuell fungiert der Tischtennisbegeistere als Ressortleiter der Schiedsrichter beim Deutschen Tischtennis-Bund.
Tischtennis als Spieler, Schiedsrichter und Funktionär
Auch privat steht Tischtennis ganz oben. Markus Baisch, geboren in Rotenburg an der Wümme, schwingt seit 1983 den Schläger. „Das Hobby ist Tischtennis, ganz klar: als Spieler, Schiedsrichter und Funktionär. Früher waren beinahe alle Urlaubsreisen vor allem von Tischtennis geprägt“, sagt er.
In seinem Werdegang hat der sympathische Regelhüter schon fast ganz Europa sowie einige Länder in Asien und im arabischen Raum bereist. Das ständige Reisen ist heute nicht mehr wegzudenken. Früher hieß es noch: „Ich werde nie in meinem Leben ein Flugzeug besteigen.“ Diese Einstellung hat sich beim gebürtigen Rotenburger natürlich schnell geändert.
Mentale Belastung: Wenn 9.000 Leute jubeln oder buhen
In nun 20 Jahren Schiedsrichtererfahrung hat der Wahl-Mainzer einiges miterlebt. „Wir haben bei vielen Turnieren kleine Verständigungsprobleme, sowohl mit Schiedsrichtern als auch mit Spielern. Unter den Schiedsrichtern wird fast ausschließlich auf Englisch kommuniziert. Trotzdem gibt es hier und da Sprachbarrieren, besonders mit asiatischen Kollegen.“
Auch das Thema mentale Belastung ist in der Branche aktuell. Unter Zeit- und Entscheidungsdruck muss jeder Schiedsrichter funktionieren – und das unter Beobachtung von Tausenden von Zuschauern. Markus Baisch hat als Schiedsrichter ebenfalls solche Momente erlebt. „Wenn ich in der Halle sitze und bei Aufschlägen Fehler sehe, und 9.000 Zuschauer fangen an zu jubeln oder zu buhen, ist das schon eine Belastung.“ Das weltweite Publikum an den Livestreams und vor den Fernsehern gar nicht mitgerechnet.
„Ich muss hinterher noch in den Spiegel schauen können“
Für ihn ist es wichtig, Entscheidungen so zu treffen, dass sie auch in der Nachbetrachtung persönlich vertretbar sind. „Meine Maßgabe ist, dass ich hinterher noch in den Spiegel schauen kann. Es muss so sein, dass ich mich noch wohl damit fühle. Im Oberschiedsrichterbereich haben wir etwas mehr Spielraum als die Schiedsrichter am Tisch. Für nur wenige Entscheidungen gibt es ein richtig oder falsch.“
Das größte sportliche Highlight im nächsten Jahr sind natürlich die Olympischen Spiele in Tokio. Für die Auswahl der „Blue Badges“ sowie der Oberschiedsrichter gibt die ITTF ein relativ enges Auswahlverfahren vor. Der Weltverband wünscht sich jüngere Schiedsrichter und einen möglichst hohen Frauenanteil. Bei Olympia sollen die „Blue Badges“, die international besten Schiedsrichter am Tisch, von allen Kontinenten kommen. „Damit wird es aus Europa und als Mann besonders eng“, so Baisch.
Traum von Olympia im eigenen Land
Das Team der Referees, der Oberschiedsrichter, wird normalerweise aus je einem Vertreter pro Kontinent gebildet. Der letzte Deutsche war 2012 Michael Zwipp. Die Chancen für Markus Baisch, Olympialuft zu schnuppern, sind somit sehr klein.
Sein großer Wunsch sind Olympische Spiele im eigenen Land. Das würde die Chancen auf einen Einsatz im Oberschiedsrichterteam deutlich erhöhen. Ein solches Erlebnis wünscht man Markus Baisch, der seit 20 Jahren und einen Großteil seines Lebens auf den Tischtennissport ausgerichtet hat. Man könnte sagen, dass Markus Baisch als Teil der „Tischtennis-Familie“ die DNA des Sports in sich trägt.
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