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Der SV DJK Kolbermoor will sich gegen Weinheim keine Blöße geben, v.l. Naomi Pranjkovic, Laura Tiefenbrunner, Kristin Lang, Yuan Wan, Svetlana Ganina, Trainer Michael Fuchs (Bild: Verein).
2. Spieltag im Damen-Oberhaus

Weinheim auf Oberbayern-Tour, Langstadt und Weil steigen ein

Dr. Stephan Roscher 10.09.2021

Frankfurt/Main. Das Auftaktprogramm von Liganeuling Weinheim ist heftig. Gegen die wieder erstarkten Bingenerinnen setzte es trotz enger Matches eine 1:6-Niederlage. Und nun müssen die Nordbadenerinnen in den tiefen Süden. Klar, dass sie beim letztjährigen Tabellenvierten Schwabhausen sowie beim Meisterschafts- und Pokalfinalisten Kolbermoor die Außenseiterrolle einnehmen, aber eigentlich unbeschwert aufspielen können, da sie überhaupt nichts zu verlieren haben. In die Runde steigen der hoch gehandelte TSV Langstadt und die Überraschungsmannschaft der Saison 2020/21, ESV Weil, ein. Ein interessantes Duell.

 

Samstag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – TTC 1946 Weinheim

Mit dem Play-off-Viertelfinalisten der Vorsaison werden die Weinheimer Profidamen auf einen sperrigen Gegner treffen, eine gut eingespielte Truppe mit vorzüglicher kämpferischer Moral, die sich um die absolute Führungsspielerin Sabine Winter gruppiert.

Hinter der unbestrittenen Nummer eins verfügt Schwabhausen über vier ziemlich ausgeglichene Spielerinnen, nämlich die Kroatin Mateja Jeger, die Ungarinnen Mercedesz Nagyvaradi und Orsolya Feher und die weißrussische Defensivspielerin Alina Nikitchanka. Gemeldet sind ferner Liu Yangzi (China/Australien) und Crystal Wang (USA). Doch ob und wann diese beiden ohne Frage starken Spielerinnen zum Einsatz kommen, steht noch in den Sternen. Ausschließen kann man aber gar nichts, auch nicht, dass Liu am Samstag plötzlich am Tisch steht. Nicht von ungefähr war man beim 4:6 zum Auftakt in Berlin nur hauchdünn von einem Punktgewinn entfernt.

Weinheim wird wieder zu fünft sein, verrät aber diesmal nicht, wer dieses Quintett im Einzelnen bilden wird und ob erstmals Neuzugang Sophia Klee für den TTC am Tisch stehen wird. Interessant wird auch sein, ob die Brasilianerin Caroline Kumahara erneut auf der Spitzenposition zu finden sein wird. Kumahara war mit zwei denkbar knappen Niederlagen, jeweils in der Verlängerung des Entscheidungssatzes – gegen Archana Girish Kamath sogar nach 7:0-Führung im letzten Durchgang –, der Pechvogel des Auftaktspiels. Es könnte diesmal ja auch ihre allgemein noch einen Tick stärker eingeschätzte Landsfrau Bruna Takahashi (Weltrangliste Platz 47) als Nummer eins auflaufen. Man darf gespannt sein.  

„Wir freuen uns auf unser erstes Heimspiel vor Zuschauern seit langem wieder“, bekräftigt TSV-Trainer Alexander Yahmed. „Wir wollen ihnen guten Sport liefern. Ich denke, es wird ein ausgeglichenes und spannendes Spiel. Ich kann im Moment keinen Favoriten ausmachen, hoffe aber auf den Heimvorteil.“ 

Auch Helmut Pfeil warnt davor, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Weinheim wurde etwas unter Wert geschlagen. Von fünf knappen Spielen gingen vier verloren. Da heißt es für uns schon: Achtung aufpassen!“ Der Schwabhausener Abteilungsleiter merkt weiterhin an: „Die Teams sind in etwa gleich stark und so wird es eventuell wieder ein knappes Ergebnis geben. Aber wir wissen nach dem Spiel in Berlin, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen. Einen deutlichen Favoriten sehe ich in diesem Spiel nicht. Doch mit Hilfe unserer treuen Zuschauer werden wir unseren Heimvorteil hoffentlich in zählbare Punkte ummünzen können.“ 

Weinheims Vorsitzender Christian Säger lässt das ominöse Bingen-Spiel nochmals Revue passieren: „Frust war es nicht nach dem 1:6, eher die Art und das Zustandekommen der Niederlage haben uns aufgewühlt. Wir waren auf Augenhöhe, aber nicht kaltschnäuzig genug und Bingen spielte sehr gut an diesem Tag. Nach drei Meisterschaften in der zweiten Liga und nur einer Niederlage in dieser Zeit muss man auch mit diesem negativen Ergebnis umgehen können.“ Säger kündigt an: „Wir fahren mit fünf Spielerinnen nach Bayern und können ganz locker und befreit aufspielen, da wir keinen Druck haben. Wir brauchen natürlich auch ein bisschen Glück, um etwas Zählbares mitnehmen zu können.“ 

 

Sonntag, 13.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TTC 1946 Weinheim

Die zweite Übung des Wochenendes für die TTC-Frauen und vielleicht noch einen Tick schwieriger als die erste. Einen leichten Gegner haben sich die Weinheimerinnen gewiss nicht „ausgesucht“. Man kann schon sagen, dass Kolbermoor, auch wenn es nicht in der Champions League spielt, zu den besten Mannschaften Europas zu zählen ist. Doch egal, wie es ausgeht, spätestens nach dieser Partie wird der Aufsteiger in Europas Topliga richtig angekommen sein.

Mit Kristin Lang, der gegen Böblingen fehlenden Yuan Wan und Svetlana Ganina verfügt man über drei Ausnahmespielerinnen – und da ist die an zwei gemeldete Matilda Ekholm, von der wir noch keine Info haben, wann sie zum ersten Mal für den Vizemeister aufschlagen wird, noch gar nicht mitgerechnet. Zudem warten die Toptalente aus der 2. Mannschaft – namentlich Laura Tiefenbrunner und die erst 16-jährige Naomi Pranjkovic – auf ihre Einsätze, Spielerinnen, die auch in der 1. Liga bereits einiges bewegen können. Und was, wenn Not an der Frau sein sollte, eine Ex-Weltklassespielerin wie Krisztina Toth mit 47 noch an den Tisch bringen kann, hat sie am Sonntag gegen Böblingen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die SV Böblingen wehrte sich in der Auftaktbegegnung nach Kräften und hatte mit Qianhong Gotsch und der immer stärker werdenden Annett Kaufmann auch zwei echte Asse am Start, doch das 6:3 für den SV DJK war letztlich leistungsgerecht – eine echte Siegchance besaßen die Württembergerinnen nicht.

Kolbermoor zählt auch in dieser Saison zum Kreis der Titelaspiranten und will sich natürlich nicht von einem Aufsteiger in die Suppe spucken lassen, wohl wissend, dass der TTC 46 Weinheim kein „stinknormaler“ Aufsteiger ist und eine Menge Qualität im Kader hat.

Auch Kolbermoors Trainer Michael Fuchs hält wenig davon, dem Gegner an dem 1:6 gegen Bingen zu messen und glaubt nicht an einen entspannten Sonntagsspaziergang für sein Team: „Weinheim bleibt ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf. Beim Spiel gegen Bingen waren viele knappe Spiele dabei, die an Bingen gegangen sind. Wir hoffen, dass Yuan wieder fit sein wird und am Wochenende spielen kann. Ich erwarte ein schweres Spiel und freue mich auf die neuen Gesichter in der Liga.“

TTC-Chef Christian Säger legt Wert auf die Feststellung, dass man bei den bayrischen Teams nichts zu verlieren habe und locker aufspielen könne. „Alle Spielerinnen sind motiviert und wir fahren gut vorbereitet in den Süden Deutschlands“, so Säger. 

 

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Langstadt – ESV Weil

Der TSV Langstadt, Play-off-Halbfinalist der Saison 2020/21, hat als einziger Profiklub nur deutsche Spielerinnen im Kader, nachdem die Ägypterin Dina Meshref und die Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu die Südhessen verlassen haben. Es handelt sich immerhin um drei aktuelle Nationalspielerinnen und eine ehemalige Auswahlspielerin, die auch schon Deutsche Meisterin im Damen-Einzel war. Man war bereits in der vergangenen Saison zur Nummer drei Deutschlands avanciert und will diese Position nun festigen.

„Es kribbelt gewaltig. Alle Spielerinnen und Verantwortlichen beim TSV freuen sich, dass es endlich wieder los geht“, so der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer. „Dass auch wieder Zuschauer dabei sein dürfen, freut uns natürlich ganz besonders.“ Dass die Besucherzahl im Lauf der Saison teilweise limitiert sein könnte, empfindet man als nicht so tragisch: „Und wenn es nur die Hälfte sind, müssen die eben Lärm wie in der vollen Halle machen.“ Zum Auftakt gegen Weil gibt es allerdings keine Mengenbeschränkung, lediglich die 3G-Regelung hat Gültigkeit und schränkt den Zuschauerkreis ein. 

„Schön ist, dass wir zum alten System zurückkehren und wieder mit Doppel spielen“, erläutert Kämmerer. „Wir haben ausweislich vier gute Doppelspielerinnen, das könnte uns zu Gute kommen.“ Wie die Doppel aufgestellt werden, lässt man einstweilen offen: „Wir wollen den Gegner schließlich auch etwas im Unklaren lassen.“ 

Der ESV Weil am Rhein, im südbadischen Dreiländereck beheimatet, sorgte als Aufsteiger letzte Saison für Furore, zog auf Anhieb ins Pokal Final Four ein und schaffte es in der Meisterschaft sensationell bis ins Halbfinale. Man weiß aber, dass es diese Saison schwerer wird – das berühmt-berüchtigte zweite Jahr eben nach der mit viel Euphorie bestrittenen Premierensaison.  

Spitzenspielerin des „Eisenbahnersportvereins“ ist die Bulgarin Polina Trifonova, es folgen die Serbin Izabela Lupulesku, die Ukrainerin Evgeniia Sozoniuk, die Kroatin Hana Arapovic und als einzige deutsche Spielerin Vivien Scholz - ein international besetztes Quartett also. Weil musste zwar den Abgang der 18-jährigen Sophia Klee (nach Weinheim) hinnehmen, hat dafür aber mit der noch ein Jahr jüngeren Hana Arapovic eines der größten europäischen Talente dazu bekommen. In Langstadt schätzt man die Weilerinnen daher mindestens genauso stark ein wie letzte Saison, als man beide Partien mit jeweils 6:2 recht deutlich gewinnen konnte. 

Langstadts Coach Thomas Hauke hält den ESV Weil gewiss nicht für einen „Prügelknaben“, auch wenn man noch nicht weiß, ob Arapovic auf Anhieb einschlägt: „Das wird sicher keine einfache Aufgabe. Wir müssen gleich hellwach sein und alles reinlegen um einen guten Saisonstart hinzulegen.“ 

Bei Langstadt feiert Neuzugang Chantal Mantz ihren Einstand. Vom Ligakonkurrenten Bingen stieß die 25-Jährige zum Team, die in der vergangenen Saison in vielen Duellen auf Augenhöhe mit Topspielerinnen zu gefallen wusste und zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften in Bremen „Abo-Meisterin“ Nina Mittelham eine fast ebenbürtige Finalgegnerin war. Mantz wird an Position zwei aufschlagen, hinter der unbestrittenen Führungsspielerin Petrissa Solja, aktuelle Nummer 17 der Welt und amtierende Europameisterin. Man kann damit rechnen, dass Tanja Krämer und Franziska Schreiner die Positionen drei und vier einnehmen, das Team also in Bestbesetzung an die Tische geht.

„Mit Chantal Mantz haben wir den Abgang von Dina Meshref kompensiert“, so Manfred Kämmerer zur sportlichen Prognose. Ziel ist es, wieder ins Halbfinale einzuziehen und die beiden großen Vereine Berlin und Kolbermoor nach Möglichkeit noch etwas mehr zu fordern als zuletzt.“ 

Die Gäste aus dem äußersten Südwesten werden aber selbstbewusst anreisen. Die Favoritenrolle liegt klar und eindeutig bei Langstadt, folglich hat man nichts zu verlieren. „Wir sind natürlich heiß auf das erste Spiel der Saison“, freut sich Doris Spiess auf die Auftaktpartie. „Dabei hat uns der Spielplan gleich einen dicken Brocken zu Beginn beschert. Der TSV Langstadt geht als klarer Favorit in die Begegnung.“ Die Abteilungsleiterin des ESV fügt hinzu: „Für uns ist es interessant zu sehen, wie sich unser Neuzugang Hana Arapovic schlägt. Klar wollen wir versuchen, Langstadt etwas zu ärgern, aber ein Sieg wäre schon so etwas wie eine Sensation. Aber wie sagt man so schön: alles muss erst gespielt werden.“

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