Weinheim. Der TTC 46 Weinheim konnte auch vom ESV Weil nicht gestoppt werden, hat die Südbadenerinnen mit 6:2 besiegt und ist weiter verlustpunktfrei. Der TSV Langstadt kommt immer besser in Tritt. Beim Auswärts-Angstgegner Bingen, wo man schon einige Male verloren hat, feierte man einen klaren 6:1-Erfolg. Mit 7:3 Punkten hat man einstweilen die Tabellenführung übernommen, allerdings ist Weinheim mit 6:0 Zählern „gefühlter“ Spitzenreiter.
TTC 1946 Weinheim – ESV Weil 6:2
Ein erfolgreiches Wochenende für die Weinheimerinnen mit 4:0 Punkten und einer wichtigen Erkenntnis, nämlich dass die 22-jährige Taiwanerin Chien Tung-Chuan, die im vorderen Paarkreuz spielen kann, wenn Cheng Hsien-Tzu nicht zur Verfügung steht, ebenso stark ist wie ihre Landsfrau. Vier Siege und zwei tadellose Doppel an der Seite von Yuan Wan können sich wirklich sehen lassen. Neben Orawan Paranang (Langstadt) und Byun Seoyoung (Dachau) die dritte neue Ostasiatin im Damen-Oberhaus – und alle drei scheinen richtige Volltreffer zu sein.
Der ESV Weil versuchte sein Bestes nach der hohen Niederlage in Langstadt - und natürlich weiterhin ohne Jungstar Anna Hursey, die aktuell bei der Jugend-WM in Helsingborg gefordert ist -, um dem Favoriten das Leben schwer zu machen. Man ging erneut mit Ievgeniia Sozoniuk, Kornelija Riliskyte, Lea Lachenmayer und Daniela Ortega an die Tische – keine dieser Spielerinnen kann man einfach so aus der Halle schießen, doch natürlich fehlt ohne Hursey, die bisher im Spitzenpaarkreuz 4:2 gespielt hat, die unbestrittene Nummer eins sowie eine gute Doppelspielerin.
Mit 11:21 Sätzen hielten die Weilerinnen im Baden-Württemberg-Derby recht ordentlich dagegen, ohne aber eine echte Chance auf etwas Zählbares zu besitzen. Dazu war die Qualität des Gegners einfach zu hoch. Lea Lachenmayer versäumte es beim 2:3 gegen Mateja Jeger, das Ergebnis für den Gast noch etwas freundlicher zu gestalten - die junge Defensivspielerin vergab nämlich drei Matchbälle im Entscheidungsdurchgang. Punkten konnten für Weil das Doppel Riliskyte/Ortega (3:1 gegen Harac/Jeger) sowie die Chilenin Daniela Ortega, die Ece Harac in vier Durchgängen schlagen konnte.
Für den TTC 46 trugen sich in der unterhaltsamen Partie das Doppel Wan/Chien (3:0 gegen Sozoniuk/Lachenmayer) sowie in den Einzeln neben Mateja Jeger je zweimal Yuan Wan (3:0 gegen Riliskyte, 3:1 gegen Sozoniuk) und Chien Tung-Chuan (jeweils 3:1 gegen Sozoniuk und Riliskyte) in die Siegerliste ein.
„Vom Ergebnis her ein klarer Sieg, aber Weil hat sich super verkauft“, so Weinheims Manager Christian Säger. „Im Endeffekt ist unser erstes Paarkreuz sehr gut und ausgeglichen besetzt. Vier Punkte sprechen eine klare Sprache. Unsere neue taiwanesische Spielerin Chien Tung-Chuan war absolut überragend am Wochenende mit vier Siegen. 6:0 Punkte sind natürlich eine super Ausbeute und lässt uns die Aufgaben in den nächsten Spielen gegen Dachau, Kolbermoor und Berlin selbstbewusst angehen.“
„Wir sind wieder in der Realität angekommen“, räumte Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess ein. „Wir haben natürlich auch heute Anna Hursey schmerzlich vermisst. Trotzdem waren die Matches heute wesentlich umkämpfter als gestern in Langstadt. Aber wir haben die Chancen leider nicht genutzt. So hat Ievgeniia Sozoniuk zweimal eine hohe Führung gegen Chien nicht nutzen können und Lea Lachenmayer vergab drei Matchbälle gegen Mateja Jeger. In den entscheidenden Momenten war Weinheim einfach abgeklärter und vielleicht auch ein wenig glücklicher.“ Der Blick ist nach vorne gerichtet: „Wir konzentrieren uns jetzt auf das letzte Vorrunden-Match am kommenden Samstag gegen Bingen, zu dem wir hoffentlich wieder komplett antreten können.“
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt 1:6
Doppel sind zurzeit nicht die Paradedisziplin der Langstädterinnen, auch in Bingen ging eines weg – erneut zogen Mantz/Lupulesku den Kürzeren, dafür gewannen aber Paranang/Schreiner, wie schon am Vortag beim 6:1 gegen Weil. Doch in den Einzeln zog der TSV abermals gnadenlos davon und ließ die eigentlich als heimstark geltenden Rheinhessinnen nicht zur Entfaltung kommen. Somit gewann man 10:0 Einzel am Wochenende – das kann sich sehen lassen.
Und wieder zog Thailand-Ass Orawan Paranang vorne einsam ihre Kreise - Bilanz nun 9:1, nach ihren letztlich ungefährdeten Erfolgen gegen Shi Qi (3:0) und Lea Rakovac (3:1). Was bei der nur 1,53 Meter großen Linkshänderin mit dem überragenden Ballgefühl immer wieder auffällt ist, dass sie nach einem verlorenen oder engen Satz die Zügel regelmäßig wieder straff anzieht und dann ihren Gegnerinnen meist gar keinen Stich mehr lässt.
Chantal Mantz indes hatte gegen Rakovac bange Momente zu überstehen, zeigte aber starke Nerven. Bingens Kroatin führte mit 2:1 Sätzen, doch Mantz sicherte sich den umkämpften vierten Durchgang mit 14:12 sowie den Entscheidungssatz nach 2:6-Rückstand mit 11:9. Izabela Lupulesku, der es wieder besser ging, besiegte die Russin Elena Kuzmina mit 3:1 und Franziska Schreiner die Tschechin Karolina Mynarova, ebenfalls in vier Durchgängen und ebenfalls nach verlorenem erstem Satz – der klare Auswärtssieg war somit in trockenen Tüchern.
Für die TTG konnte vor circa 125 Fans somit lediglich das gut harmonierende Doppel Qi Shi/Elena Kuzmina punkten, das sich gegen Mantz/Lupulesku mit 11:7, 12:10 und 11:9 durchsetzte.
Mit 1:7 Punkten ist die Ausbeute des Teams vom Rhein, das nach siebenmonatiger Pause so spät in die Saison gestartet war, nicht gerade berauschend, dabei hatte es vor einer Woche mit dem Punktgewinn in Kolbermoor eigentlich recht verheißungsvoll begonnen. Doch das kann sich alles noch ändern, es ist ja lediglich eine Momentaufnahme. Ein Schlüsselspiel wird gewiss die Partie beim ESV Weil (4:6 Punkte) am kommenden Samstag sein.
Joachim Lautebach meinte zu der Partie gegen die Hessen: „Wir haben heute gegen einen sehr starken Gegner verloren, der Sieg von Langstadt geht völlig in Ordnung. Es ist nur schade, dass Lea Rakovac, die eigentlich ein sehr gutes Tischtennis spielt, ihre Spiele immer wieder knapp verliert. Heute stand es 6:2 für sie im fünften Satz gegen Mantz und sie konnte es nicht heimbringen. Ich hoffe, dass sie demnächst wieder ein Erfolgserlebnis hat, zumal sie wirklich sehenswertes Tischtennis zeigt. Sie hat natürlich auch gegen sehr gute Gegnerinnen verloren, wobei die Taiwanesin heute extrem stark war, das ist eigentlich nochmal eine andere Liga.“ Bingens Vorsitzender hadert nicht mit dem Team: „Wir sind der Mannschaft keineswegs böse, denn sie versucht ja alles. Natürlich kommt auch ein bisschen Verletzungspech dazu, da uns Katerina Tomanovska jetzt schon vier Spiele wegen einer hartnäckigen Knieverletzung fehlt. Wir hoffen, dass sie bald wieder zurückkommt. Und dann hat sich Shi Qi heute in ihrem ersten Einzel am Schlagarm verletzt, vielleicht eine Zerrung. Wir hoffen, dass alle bis zum Spiel in Weil wieder fit sind.“
„Heute konnten wir an die guten Leistungen vom Spiel gegen Weil anknüpfen“, freute sich Anna Rauch. „Jede Spielerin hat eine super Leistung an den Tisch gebracht, auch wenn wir sehen müssen, dass wir die Doppel noch etwas konstanter gestalten. Wobei das Doppel von Orawan und Franzi gestern und heute aber schon ziemlich gut harmoniert hat.“ Die Thailänderin erhielt ein Sonderlob: „Man kann „Thip“ [so ihr Spitzname] wirklich hervorheben, sie spielt ein unglaublich hohes Niveau, es macht Spaß ihr zuzuschauen.“ Die Trainerin hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn ihr Team in der Erfolgsspur bliebe: „So kann es für uns gerne weitergehen.“ Auch der Sportliche Leiter, Manfred Kämmerer, strahlte über das ganze Gesicht: „Ein perfektes Wochenende für uns. Zweimal 6:1, das war im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten. Die Mannschaft hat das sehr gut und konzentriert gemacht. Unser Neuzugang Orawan Paranang hat sich in kurzer Zeit zu einem Publikumsliebling entwickelt. Die Fans waren vom Team begeistert.“
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