Langstadt. Viele hatten mit zwei engen, umkämpften Samstagsspielen gerechnet, doch in beiden Fällen gab es souveräne Sieger. Der TSV Langstadt war mit einer 2:6-Niederlage in Weinheim in die Saison gestartet, am Samstagnachmittag verabschiedete er sich aus der Punkrunde mit einem erneuten 2:6 gegen Weinheim, das sich bei den Hessen in toller Form präsentierte. Nichts anbrennen ließ auch der ttc berlin eastside auf der ersten Station seiner Wochenend-Tour. Beim ESV Weil konnte ein nie gefährdeter 6:1-Sieg eingefahren werden. Auf der Spitzenposition spielte erstmals die zur Rückrunde verpflichtete 18-jährige Japanerin Yuka Kaneyoshi – und die feierte einen Einstand nach Maß.
TSV Langstadt – TTC 1946 Weinheim 2:6
170 Zuschauer waren in die Langstädter Eckehard-Colmar-Halle gekommen. Man war eigentlich auf einen beherzten Fight des Heimteams eingestellt, das bis dahin in heimischer Halle eine makellose 10:0-Bilanz erspielt hatte. In die meisten dieser Partien hatten sich die TSV-Asse regelrecht hineingebissen und über einen tollen Fighting Spirit die Gegner niedergerungen sowie die Fans mitgenommen. Doch das blieb diesmal aus.
Die eine, aus Langstädter Sicht angenehme Serie riss im letzten Punktrundenspiel der Hessinnen, die andere, weniger erfreuliche, wurde fortgeführt, es setzte nämlich die vierte Niederlage in Folge. Bis zum 9. Februar war alles in Butter gewesen, man stand mit 13:3 Zählern auf dem zweiten Tabellenplatz und schickte sich sogar an, Spitzenreiter Weinheim zu attackieren, doch dann folgte das Spiel in Weil, das nicht einmal in Bestbesetzung antrat und dennoch mit 6:3 gewann – von da an gab es nur noch Niederlagen.
So schließt man die Runde lediglich mit 13:11 Punkten knapp positiv ab und wird am Ende Dritter, Vierter oder Fünfter werden – je nachdem, wie die Konkurrenten ihre letzten Partien gestalten. Am Ende zeigte sich, dass die Mannschaft einfach eine starke Nummer eins braucht, denn auf die Thailänderin Orawan Paranang, die in den meisten Partien, in denen sie zum Einsatz kam, den Unterschied ausmachte, konnte in der gesamten Rückrunde nicht zurückgegriffen werden.
Es war nicht der Auftritt, wie ihn die Fans sehen sollten, allerdings auch gegen einen extrem starken, überaus konsequent seine Chancen nutzenden Gegner mit der Chinesin Liu Weishan auf der Spitzenposition, die nach dem wackligen Auftritt gegen Kolbermoor diesmal zeigte, was sie wirklich kann – und das ist eine ganze Menge. Das berühmte “Langstädter Feeling” kam am Samstag nur kurzzeitig auf, als Sophia Klee, die die Runde mit einer sensationellen Einzelbilanz von 12:2 abschloss, und Izabela Lupulesku im hinteren Paarkreuz ihren Gegnerinnen Ece Harac beziehungsweise Mateja Jeger das Nachsehen gaben. Doch da stand es bereits 0:4 und danach musste wieder das diesmal überforderte vorderen Paarkreuz ran, sodass das 2:6 unvermeidlich war und auch den Spielverlauf exakt widerspiegelte.
Es hatte ja bereits in den Doppel begonnen, die beide glasklar an Weinheim gingen. Man hatte die in dieser Saison nicht sonderlich überzeugenden Formationen geändert und ließ diesmal Chantal Mantz an der Seite von Franziska Schreiner und Sophia Klee gemeinsam mit Izabela Lupulesku auftreten – und das passte überhaupt nicht, diese Doppel harmonierten nicht und zwangen die Weinheimerinnen Liu Weishan/Yuan Wan und Ece Harac/Mateja Jeger bei ihren klaren Erfolgen nicht einmal dazu, Vollgas zu geben. Das war der Türöffner für die Gäste, die hoch fokussiert nachlegten. Einen Satz büßte Yuan Wan gegen Chantal Mantz ein, während Liu Weishan, wie später auch noch gegen Mantz, eindrucksvoll demonstrierte, weshalb sie schon einmal die Nummer 17 der Welt war. Gegen “Franzi” Schreiner gewann sie 11:7, 11:9, 11:3, gegen Mantz dreimal 11:5 – wobei ihre wirklich völlig chancenlosen Gegnerinnen schon mit den virtuosen Aufschlägen der Chinesin nicht zurechtkamen. Im letzten Match des Tages kam dann wenigstens nochmal ein wenig Spannung auf, da Schreiner das Spiel von Wan viel besser lesen konnte und beim 1:3 (6:11, 9:11, 12:10, 10:12) recht ordentlich mithielt.
Manfred Kämmerer räumte ein: “Ein völlig verdienter Sieg der sehr starken Weinheimer Mannschaft. Wir haben heute etwas in den Doppel verändert, nachdem diese zuletzt nicht gut liefen. Im Ergebnis liefen sie heute noch schlechter - da haben wir leider die ganze Saison schon Probleme.” Der Sportliche Leiter der Südhessen blickt aber nach vorne: “Jetzt gilt es, die ganze Konzentration auf die Play-offs zu legen, auch wenn natürlich noch gar nicht klar ist, gegen wen wir spielen werden.“
Sophia Klee sagte nach der Partie: "Natürlich sind wir jetzt enttäuscht nach einer so klaren Niederlage. Das Hauptproblem waren heute wieder die Doppel. Wir kommen in dieser Saison häufig nicht gut rein in die Spiele und wenn es dann 0:2 steht und man kommt gegen das starke vordere Paarkreuz von Weinheim, steht es dann schnell 0:4, und das hängt uns dann natürlich nach. Wir müssen uns dringend mit dem Doppelproblem weiter beschäftigen. Wir haben ja heute schon was ausprobiert, doch das hat leider nicht geklappt." Gegen Ece Harac hat sie - und das ist nicht nur ihr eigenes Urteil - sehr gut gespielt: "Ich selbst bin mit meiner Leistung sehr zufrieden, ich habe sehr gut gespielt und war recht aktiv. Leider konnte ich dem Team damit heute nicht helfen." Der Blick der 21-Jährigen ist mit vorsichtigem Optimismus nach vorne gerichtet: "Jetzt geht es in die Play-offs nach einer sehr guten Hinrunde und einer nicht so guten Rückrunde. Nun werden die Karten neu gemischt, wir geben alles und schauen dann mal, was dabei rauskommt."
Weinheims Manager Christian Säger hatte allen Grund zur Freude: “Wir sind natürlich hochzufrieden. Unser vorderes Paarkreuz war überragend. Liu spielte sensationell und wir sind sehr erfreut, schon sicher unter den Besten Zwei zu sein. Jetzt freuen wir uns auf die Play-offs.“ Der TTC 46 Weinheim hat noch eine Partie vor der Brust, allerdings eine richtig schwere, nämlich am 22.03. beim ttc berlin eastside. Gewinnt man in der Höhle des Löwen, schließt man die Punktrunde definitiv auf dem Spitzenplatz ab.
ESV Weil – ttc berlin eastside 1:6
Das Hinspiel hatte der ESV Weil im November mit 6:4 in der Hauptstadt gewonnen – und galt seitdem als der Favoritenschreck. Die Berlinerinnen hatten also etwas gutzumachen – und das taten sie. Man wusste im Vorfeld, dass eine einzige Personalie beim Titelverteidiger geändert werden würde, nämlich dass mit Sabina Surjan, Mia Griesel und Josi Neumann das eingespielte Team an die Tische gehen und das Deutschland-Debüt der 18-jährigen Japanerin Yuka Kaneyoshi erfolgen würde. Wie diese Truppe einzuschätzen sein würde, war den meisten unklar. Wie stark die Defensivspielerin Kaneyoshi tatsächlich ist, wusste außerhalb des ttc eastside kaum einer zu sagen, und ob sie bei ihrer Premierenvorstellung gleich Akzente würde setzen können, schien völlig offen. Von daher waren die Weilerinnen, die als heimstark gelten und vor der Partie fünf Punkte mehr auf dem Konto hatten als die Hauptstädterinnen, keineswegs als krasser Außenseiter an die Tische gegangen.
Da wusste man noch nicht, dass das Berliner Team klar überlegen sein würde, angeführt von einer Kaneyoshi, gegen die sich auch noch andere Gegner warm anziehen müssen. Was das junge Defensiv-Ass aus Fernost im Dreiländereck vorführte, trug das Prädikat absolut sehenswert. Die bis dahin so starke Chilenin Daniela Ortega – Ievegeniia Sozoniuk kam beim Gastgeber nur im Doppel zum Einsatz – wurde mit 11:5, 11:4, 11:3 gnadenlos abgefertigt, später benötigte sie aber fünf Sätze, um auch Anna Hursey in die Schranken zu weisen, doch auf welch hohem Niveau die junge Waliserin spielt, weiß inzwischen jeder. Auch im Doppel legte Kaneyoshi auf Anhieb einen guten Auftritt hin. Gemeinsam mit Mia Griesel hatte man Anna Hursey und Ievgeniia Sozoniuk bis auf den dritten Satz klar im Griff.
Auch Kaneyoshis Mitstreiterinnen wollten nicht nachstehen und zeigten richtig gutes Tischtennis, die wirklich geschlossene Teamleistung imponierte. Josi Neumann zeigte, dass sie auch gegen Abwehr stabil ist und besiegte Lea Lachenmayer ohne Satzverlust, Mia Griesel musste gegen eine starke Kornelija Riliskyte einen Tick härter kämpfen, gewann aber in vier Durchgängen, deren letzter mit 11:3 der eindeutigste war. Im Doppel punkteten zudem Sabina Surjan und Josi Neumann (3:1 gegen Ortega/Riliskyte).
Der Ehrenpunkt für den Gastgeber blieb Anna Hursey vorbehalten, die sich in einem heftig umkämpften, hochklassigen Fünf-Satz-Match gegen Surjan durchsetzen konnte (11:8, 14:12, 12:14, 10:12, 11:9).
Weils Abteilungschefin Doris Spiess sagte nach der Partie: “So langsam klappt es nicht mehr mit dem Überraschungseffekt. Uns war schon klar, als bekannt wurde, dass Berlin die junge Japanerin einsetzt, dass es kein Spaziergang wird. Es hat sich auf das ganze Team ubertragen. Die Berliner waren von Anfang an fokussierter und bissiger. Bei uns fehlte nach den letzten Niederlagen etwas der Glaube, das Spiel noch drehen zu können. Einzig Anna Hursey konnte zumindest einen Punkt für das Weiler Team holen. Wir lassen trotzdem den Kopf nicht hängen.”
Berlins Manager Andreas Hain freute sich über den starken Auftritt seines Teams: “Wir haben heute unser volles Potential abgerufen und sicherlich hochverdient gewonnen. Unsere Japanerin Yuka Kaneyoshi hatte einen tollen Einstand, aber auch alle anderen Spielerinnen waren einfach top vorbereitet und zeigten eine bärenstarke Leistung.“ Hain, der nach Beendigung seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender des DTTB nun wieder die Geschicke des Vereins übernommen hat, ergänzte augenzwinkernd: „Da merkt man halt doch, wenn der Manager wieder dabei ist und entsprechend Druck aufbaut.“
Der ESV Weil, Tabellenfünfter mit 10:12 Punkten, muss am Sonntag nächster Woche noch in Dachau antreten, wo die Trauben hoch hängen. Wo der ttc eastside, immer noch auf Platz sechs notiert, am Ende in der Tabelle landen wird, ist schwer vorauszusagen. Bei drei noch ausstehenden Partien könnte man sogar noch auf ein positives Punktekonto kommen, wobei die Gegner Dachau (02.03.), Weinheim (22.03.) und Kolbermoor (04.04.) hochkarätig sind. Irgendetwas zwischen Rang drei und fünf könnte am Ende herausspringen, doch das ist letztlich nicht so entscheidend, denn in den Play-offs werden die Karten sowieso neu gemischt.
---------------------
Zur Info: Am Wochenende 25.-27.04. wird die erste Play-off-Runde ausgetragen, die Halbfinals werden am 30.05.-01.06. gespielt und die Finals steigen am 27.-29.06. Wir müssen uns also noch vier Monate gedulden, bis wir wissen, wer Deutscher Meister wird.
Links