Düsseldorf. Der Mann mit dem Händchen fürs Tischtennis hat ein Talent für eigentlich alle Ballsportarten. Und mehr. „Es gibt wenige Sportarten, die ich gar nicht kann. Da fällt mir nur Turnen ein“, erzählt Ricardo Walther. „Sonst kann ich alles zumindest ein bisschen oder einigermaßen vernünftig.“ Das kommt ihm beim Sommerlehrgang der Herren-Nationalmannschaft in Düsseldorf gerade wieder zugute. Im Kanu-Dreier mit Kilian Ort und Nils Hohmeier am Mittwoch war er der Kapitän, hat seine Besatzung selbst bei starkem Regen zum Durchhalten motiviert. „Ob ich der geborene Captain bin, weiß ich nicht“, überlegt er. „Dafür mache ich das zu selten. Aber wenn ich mal sagen soll, wo es langgeht, dann hört auch jeder auf mich.“
Auch der Besuch im Hochseilgarten war kein Problem. Ein bisschen Höhenangst habe er schon gehabt, lediglich gesichert durch die Teamkollegen am Boden, die das Seil unten festhielten. Er wiederum im Duo mit Patrick Franziska musste hoch oben eine Art Balkenbrücke bewältigen. Zwei sich gegenüberliegend aufgehängte Baumstämme in gut neun Metern Höhe liegen zu Beginn noch nah beieinander und laufen nach hinten immer weiter auseinander. Um das zweite Ende zu erreichen, müssen sich die Partner gegenseitig mit den Armen stützen, die Körperspannung halten und sich möglichst synchron bewegen. „Du musst dich auf deinen Partner 100-prozentig verlassen können, sonst wären wir beide da runtergefallen. Das war eine sehr gute Maßnahme. Ich hoffe, dass ich mich mit Patrick als Team so gestärkt habe, dass wir in Korea und Australien angreifen werden.“ Das Duo steht bei beiden World-Tour-Turnieren der Platinum-Reihe im Juli als gesetzt bereits in der Hauptrunde.
Vom Kanufahren bis Bogen-Biathlon
Mittwochs ist der Überraschungstag beim Lehrgang. Die Herren erfahren vorher nicht, welche Aktivität das Trainer-Team für sie ausgewählt hat. Das bringt die Gerüchteküche in Gang. „Dass wir diese Woche Kanu fahren würden, war vorher schon durchgesickert“, verrät Walther. „Aber letzte Woche, vom Bogen-Biathlon, waren wir überrascht. Das wusste vorher gar keiner. Als wir erfahren haben, dass es an den See geht, haben wir gegoogelt, was man da machen kann, sind aber nicht auf das Bogenschießen gekommen.“
Sei es drum, vorzubereiten braucht sich das Allround-Talent eh nicht großartig, um gegenüber den Kollegen erfolgreich zu sein. „Ultimate Frisbee, Bogenschießen, Beachvolleyball – alles, was wir an sportlichen Aktivitäten gemacht haben, habe ich eigentlich ganz gut gemeistert und hat mein Team eigentlich auch immer gewonnen, fällt mir gerade auf“, sagt er beim kurzen Nachdenken über die bisherigen Aktivitäten.
Dass es auch mal Spaß macht während des anstrengenden Athletiklehrgangs, ist zusätzliche Motivation für Nationalteam- und U23-Anschlusskadermitglieder. An dieser Stelle ein großes Lob an Athletiktrainer Ralph Färber vom Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main. „Der Ralph hat bisher einen sehr guten Job gemacht, sehr viele und schöne Sachen mit uns gemacht. Alles natürlich sehr, sehr anstrengend, aber so soll es ja auch sein“, sagt Walther.