Dachau. Die Fans in der Sporthalle der Dachauer Montessori-Schule erlebten am Sonntagnachmittag eine überaus spannende, hochklassige Partie mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften. Zunächst schien der Gastgeber, der nur noch einen Punkt brauchte, um nicht mehr von Position zwei verdrängt werden zu können, einem klaren Sieg entgegenzustreben, doch dann kam der Gast aus dem südbadischen Dreiländereck mächtig auf und sicherte sich mit dem Unentschieden zumindest einen Achtungserfolg.
TSV Dachau 65 – ESV Weil 5:5
Vor diesmal leider nur etwas über 100 Zuschauern - die, die bei dem zugegeben tollen Ausflugswetter nicht gekommen sind, haben eindeutig etwas verpasst – legte Dachau furios los. Beide Doppel gingen jeweils in vier Sätzen an den TSV, Winter/Pranjkovic schlugen Hursey/Lachenmayer und Byun/Itagaki hielten Ortega/Riliskyte auf Distanz. Defensiv-Ass Seoyoung Byun hatte Daniela Ortega – bis auf den zweiten Satz – gut im Griff und siegte ebenfalls mit 3:1. Dass Weil auch noch da war, stellte Anna Hursey unter Beweis. Zwar machte Sabine Winter einen 0:2-Satzrückstand wett und lag im Entscheidungsdurchgang mit 8:7 vorne, doch die junge Waliserin blieb cool und machte vier Punkte in Folge zum 11:8. Koharu Itagaki ließ anschließend gegen die Litauerin Kornelija Riliskyte beim 3:0 nichts anbrennen: 4:1.
Nun musste den Weilerinnen etwas einfallen, sonst wäre die Sache schnell vorbei gewesen. Und tatsächlich schaltete das Gästeteam auf einmal den Turbo ein. Zunächst konnte Abwehrstrategin Lea Lachenmayer durch ein 3:1 über Naomi Pranjkovic den Anschluss herstellen. Es folgten zwei sehenswerte Einzel im Spitzenpaarkreuz mit nicht ganz erwarteten Ergebnissen. Dass Anna Hursey auch schon richtig zwingend gegen Abwehr spielen kann, bewies sie gegen Seoyoung Byun, die ihr Metier bekanntlich gekonnt beherrscht – 11:7, 11:9, 11:13, 11:9 hieß es am Ende zugunsten der jüngsten ESV-Spielerin. Doch richtig überraschend war der Vier-Satz-Erfolg der für die verletzte Ievgeniia Sozoniuk nach vorne gerückten Daniela Ortega gegen Sabine Winter. Der Chilenin, die mit dem Antitop-Belag der deutschen Nationalspielerin gut zurechtkam, gelang durch ein 11:9, 11:7, 8:11, 11:9 tatsächlich der für ihr Team so wichtige Ausgleich zum 4:4.
Zwei spannende Matches über die volle Distanz beendeten die unterhaltsame Begegnung. Die glänzend aufgelegte Lea Lachenmayer bezwang Koharu Itagaki, die zuvor einen 0:2-Satzrückstand egalisiert hatte. Bemerkenswert der Entscheidungssatz, in dem Lachenmayer aus einem 3:4 ein 10:4 machte und damit die Weichen zu ihrem Erfolg stellte. Dass es nach dem starken Beginn nicht sogar eine Niederlage für die Oberbayern wurde, war der nervenstarken Naomi Pranjkovic zu verdanken, die gegen Kornelija Riliskyte mit 2:0 Sätzen führte, den Ausgleich hinnehmen musste, im Entscheidungsdurchgang aber von den letzten neun Punkten sieben für sich verbuchte.
Dachaus Cheftrainer Alexander Yahmed haderte ein wenig, dass sein Team den Sack nicht zumachen konnte, erkannte aber die starke Leistung des Gegner an: “Wenn Sabine ihr knappes Spiel gegen Anna Hursey gewinnt, kann es kurz darauf 5:0 heißen, aber im Großen und Ganzen muss man anerkennen, dass Weil es gut gemacht hat und das 5:5 in Ordnung geht. Wir sind froh nach einer extrem starken Runde Zweiter zu sein und freuen uns auf die Play-offs. Bis dahin werden wir uns ein wenig erholen und wieder neu sortieren, um wenn möglich noch einen Schritt weiter zu gehen.“
Doris Spiess, die selbst nicht dabei sein konnte, aber am Ticker mitfieberte, kommentierte das letzte Punktrundenspiel ihres ESV: „Es war eine furiose Aufholjagd. Das war nervenaufreibend. Vor allem die letzten beiden Spiele hatten es in sich. Da war alles möglich, Niederlage, Sieg oder Unentschieden. Aber mit dem Unterschieden sind wir zufrieden. Es war ein tolles und spannendes Match, ein würdiger Abschluss der Saison.“ Weils Abteilungsleiterin geht noch mehr in die Details: „Nachdem wir wieder auf Ievgeniia Sozoniuk verzichten mussten, sie hat immer noch Knieprobleme, haben wir uns im Vorfeld nicht so viel ausgerechnet. Aber Anna Hursey zeigte, dass wieder mit ihr zu rechnen ist. Und auch Daniela Ortega überzeugte mit ihrem Sieg über Sabine Winter. Lea Lachenmayer hat ihre gesundheitlichen Probleme überwunden und zeigte sich in Topform. Mit ihren zwei Siegen im hinteren Paarkreuz sicherte sie das Unentschieden. Etwas schade aus unserer Sicht, dass die Aufholjagd von Kornelija Riliskyte gegen Naomi Pranjkovic nicht belohnt wurde.“
Beim TSV war während der Punktrunde das Spitzenpaarkreuz (Byun Seoyoung 15:6, Sabine Winter 13:7) richtig stark. Erfreulich aber auch die ausgeglichene Bilanz der 15-jährigen Koharu Itagaki (7:7). Und Tin-Tin Ho (5:7) sowie Naomi Pranjkovic (7:9) blieben nicht weit von ausgeglichenen Bilanzen entfernt. Spitze war das Doppel Byun/Itagaki (7:1).
Bei den Weilerinnen überragte die 18-jährige Spitzenspielerin Anna Hursey mit einer tollen 13:5-Bilanz, doch auch die Chilenin Daniela Ortega (10:5, davon 3:2 im vorderen Paarkreuz) konnte Akzente setzen. Die 20-jährige Defensivspielerin Lea Lachenmayer kann mit ihrer beinahe ausgeglichenen Bilanz hinten (6:7) gut leben. Am erfolgreichsten im Doppel schnitt die Kombination Hursey/Sozoniuk ab (5:2).
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Nur noch drei Partien sind in der aufgrund von nur sieben Teilnehmern - kommende Saison dürfte die Sollstärke von acht Teams wieder erreicht werden - nach der Anzahl der Spiele ein wenig kurzen, aber umso kurzweiligeren Punktrunde auszutragen. Einen Monat müssen wir uns aber noch gedulden, bis diesbezüglich die letzten Entscheidungen gefallen sein werden.
Im Einzelnen spielen noch:
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV DJK Kolbermoor (16.03.)
ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim (22.03.)
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor (04.04.)
Besonders die beiden Partien in Berlin sind äußerst attraktiv.
Was steht jetzt bereits fest?
Dachau, Langstadt und Weil haben die Runde abgeschlossen. Die ersten beiden Plätze, verbunden mit dem direkten Halbfinal-Einzug, sind an Weinheim und Dachau vergeben, wobei die Oberbayern theoretisch sogar noch Platz eins erreichen könnten. Weinheim müsste aber schon hoch in Berlin verlieren, mit 1:6 oder 0:6, ansonsten läuft das Team aus Nordbaden auf der Spitzenposition ins Ziel ein. Die Teams aus Langstadt, Kolbermoor, Weil und Berlin belegen die weiteren Play-off-Plätze – die Reihenfolge ergibt sich aus den Ergebnissen der letzten drei Partien. Fest steht einstweilen nur, dass Weil und Berlin nicht mehr an Langstadt vorbeiziehen können. Bingen kann den siebten Platz trotz einer deutlichen Steigerung in der Rückrunde nicht mehr verlassen und verfehlt die Play-offs.
Apropos Play-offs: Am Wochenende 25.-27.04. wird die erste Play-off-Runde ausgetragen, die Halbfinals werden am 30.05.-01.06. gespielt und die Endspiele steigen am 27. und 29.06. Wir müssen uns also noch 14 Wochen gedulden, bis wir wissen, wer Deutscher Meister 2025 sein wird.
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