Doha. Der Mittwoch bei den Individual-Weltmeisterschaften 2025 in Katar begann aus deutscher Sicht spektakulär. Patrick Franziska schaffte gegen den Südkoreaner Cho Daeseong ein Comeback, das in Erinnerung bleiben dürfte. Und Sabine Winter sowie Yuan Wan kämpften sich in einem nervenaufreibenden Doppel nach 0:2-Satzrückstand ins Viertelfinale vor. Heute Abend spielen Sabine Winter (gegen die Japanerin Satsuki Odo) und Ying Han (gegen die Chinesin Wang Manyu) noch um den Einzug in das Einzel-Achtelfinale.
Patrick Franziska: "So ein Spiel hatte ich noch nie"
„So ein Spiel hatte ich noch nie“, sagt Franziska nach dem 4:3-Erfolg. „Bis zum 0:3 war ich überhaupt nicht im Spiel. Ich habe viele erste Bälle rausgespielt.“ Mit einer Ansage von Bundestrainer Jörg Roßkopf fand er mental zurück: „Rossi hat dann nach dem 0:3 gesagt: 'Wir zählen jetzt bis vier und jeder Satz ist eine Nummer.' Das war eine echt gute mentale Hilfestellung.“ Außerdem nutzte der 31-jährige vierfache WM-Medaillengewinner die Möglichkeit des Videobeweises beim nicht regelgerechten Aufschlag seines Gegners erfolgreich. „Ich bin eigentlich nicht der Typ, der gerne beim Spiel dazwischengrätscht, aber wenn es die Regel gibt, dann kann man es auch tun und alle legalen Mittel ausnutzen.“
Achtelfinale gegen Taiwans Besten Lin Yun-Ju
Nach dem Coup gegen Cho blickt er optimistisch auf das Achtelfinale, in dem der Taiwanese Lin Yun-Ju nach seinem Sieg über den Österreicher Daniel Habesohn der nächste Gegner sein wird. Gegen Lin hat Franziska bislang zwar noch gewinnen können, aber geht mit Selbstvertrauen in die Parie: „Gegen Lin lautet meine Bilanz null zu hoch. Aber wenn ich gegen Cho ein 0:3 drehe, gegen den ich auch nur einmal gewonnen habe, als er 12 war, dann ist alles möglich bei dieser WM. Ich gehe genauso rein wie heute – nur spiele ich am Anfang hoffentlich ein bisschen besser.“
Dass er sich nach dem letzten Punkt an die Stirn tippte, hatte übrigens eine tiefere Bedeutung: „Das ist ein Insider zwischen Ric (Ricardo Walther, Anm. d. Red.) und mir. Ich habe das schon beim Singapore Smash im Januar gemacht. Es spielt sich einfach vieles hier oben im Kopf ab.“ Ideengeber der Geste ist der Schweizer Tennisprofi Stan Wawrinka, der sie nach wichtigen Siegen zu seinem Markenzeichen gemacht hat.
Nicht minder beeindruckend war der Auftritt von Sabine Winter und Yuan Wan.
Das Doppel hatte mit 3:2 gegen Yun-En Tsai/Yi-Hua Huang aus Taiwan die Nase vorn – nach zwei verlorenen Sätzen zum Auftakt. „Die ersten beiden Sätze war ich überrascht, wie gut die Taiwanesinnen gegen uns platziert haben“, erklärte Wan. „Aber dann hat mich Sabine wirklich richtig, richtig gut gepusht und gesagt: 'Komm, wir holen uns die noch und wir genießen es jetzt einfach!'“
Winter erlebte das Match als psychische Herausforderung: „Nach dem Erfolg gegen die Chinesinnen war es das mental schwierigere Spiel für uns.“ Erst eine taktische Umstellung brachte die Wende, Spielzüge, die ihr neues Material, den Anti-Topspin, besser zur Geltung brachten: „Ich kann meinen Anti sicher noch viel mehr einsetzen, aber das wird mit der Zeit kommen", so Winter.
Winter nach fünf WM-Achtelfinals in Doha in der Runde der besten Acht
Für Winter ist der Viertelfinaleinzug ein weiterer Meilenstein in ihrer bisherigen Karriere, unter anderem mit sechs Europameistertiteln, davon zwei im Doppel. „Es ist bisher mein erstes WM-Viertelfinale im Doppel. Bisher bin ich immer im Viertelfinale gescheitert – mit ich weiß gar nicht wie vielen verschiedenen Partnern. Das ist ein neuer Rekord für mich.“
Fünf Achtelfinals waren es für die 32-jährige Dachauerin bislang – mit fünf verschiedenen Partnerinnen. Auch das Coaches-Duo aus Bundestrainerin Tamara Boros und Co-Trainer Zoltan Batorfi bekam ein Sonderlob vom neuen Top-Doppel, das bei der EM 2024 seine Premiere gefeiert hatte. „Sie investieren sehr viel Zeit, damit wir uns vor dem Match so wohl wie möglich fühlen", so Winter. Wan ergänzte: „Dass wir hier so performen konnten, wie wir das getan haben, dafür möchte ich ein großes Dankeschön ans Trainerteam sagen.“
Chinas Topfavoriten ausgeschieden
China verlor in der Morgensession den nächsten Medaillenkandidaten. Die als Weltranglistenerste topgesetzten Lin Shidong/Kuai Man unterlagen dem erst im vergangenen Jahr neu formierten japanischen Mixed Maharu Yoshimura/Satsuki Odo mit 1:3. Der 31-jährige Yoshimura, zehn Jahre älter als seine Partnerin, hatte Freudentränen nach diesem Triumph in den Augen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jenseits der 30 noch mal eine WM-Medaille gewinnen könnte“, erklärte er im Interview über das Hallenmikro.
Die weiteren Spiele am Mittwoch
Damen-Einzel
Ying Han - Wang Manyu CHN 18:30 Uhr, Tisch 1
Sabine Winter - Satsuki Odo JPN 19:10 Uhr, Tisch 1
Die Ergebnisse der Deutschen am Mittwoch
Damen-Doppel, Achtelfinale
Sabine Winter/Yuan Wan - Yun-En Tsai/Yi-Hua Huang TPE 3:2 (-8,-9,8,7,7)
Herren-Einzel, 3. Runde (beste 32)
Patrick Franziska - Cho Daesong KOR 4:3 (-7,-9,-7,7,8,4,3)
Die Spiele der Deutschen am Donnerstag
Damen-Doppel, Viertelfinale (ab frühestens 10 Uhr)
Sabine Winter/Yuan Wan - Balazova/Matelova SVK/CZE oder Polcanova/Szöcs AUT/ROU
Herren-Einzel, Achtelfinale (ab frühestens 10 oder 16 Uhr)
Patrick Franziska - Lin Yun-Ju TPE
Ergebnisse und Live-Ticker (WTT-Website)
Livestream Tische 2-8 (kostenlos, WTT-YouTube-Kanal)
Livestream Tisch 1 (DYN) (kostenpflichtig)
Herren
Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, WR: 11), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 13), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 14), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, WR: 20), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 35)
Damen
Sabine Winter (TSV Dachau, WR: 45), Ying Han (KTS Tarnobrzeg/Polen, WR: 47), Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 50), Yuan Wan (TTC Weinheim, WR: 62). Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor, WR: 111)
Herren-Doppel
Benedikt Duda/Dang Qiu, Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
Damen-Doppel
Annett Kaufmann/Xiaona Shan, Yuan Wan/Sabine Winter
Gemischtes Doppel
Annett Kaufmann/Patrick Franziska, Yuan Wan/Benedikt Duda
Sportliche Leitung
Richard Prause (DTTB Vorstand Sport)
Trainerteam
Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Zoltan Batorfi (Assistenz-Bundestrainer Damen), Sascha Nimtz (Experte für Videoanalysen, Wissenschaftskoordinator IAT Leipzig)
Medizinische Abteilung
Dr. Thomas Garn (Teamarzt), Dr. Christian Zepp (Sportpsychologischer Experte), Annette Zischka, Christian Bressau-Krabbe (Physiotherapeuten, OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Organisationsleiter
Rainer Kruschel (Leiter Referat Leistungssport)
Schiedsrichter
Melanie Timke (Sielmingen)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Manfred Schillings (DTTB)