Tokio. Nach den zwei knappen Erfolgen im Viertelfinale beweisen sich die beiden deutschen Teams morgen im olympischen Halbfinale. Die DTTB-Damen sind im Duell gegen China um 3 Uhr deutscher Zeit der klare Außenseiter. Die Herren um Bronzemedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov treffen um 12.30 Uhr auf ihre olympischen Dauerrivalen Japan.
2008, 2016 und 2021 – das Duell Deutschland gegen Japan im Mannschaftswettbewerb ist schon fast ein olympischer Klassiker. 2008 gewannen Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß unter Anleitung des damaligen Bundestrainer Richard Prause das Halbfinale mit 3:2 und damit die erste Medaille für Deutschland in dem neu eingeführten Mannschaftswettbewerb. Ganz anders lief es im Halbfinale in Rio de Janeiro vor fünf Jahren, als nur Dimitrij Ovtcharov bei der 1:3-Niederlage punkten konnte. Eins ist sicher, die Tischtennisfans können morgen im Tokyo Metropolitan Gymnasium ein offenes Spiel erwarten. „Gegen Japan erwarten wir ein ähnliches Spiel wie heute gegen Taiwan. Sie sind auf der dritten Position noch etwas besser besetzt als Taiwan, eigentlich können alle Matches in alle Richtungen gehen“, prophezeit Dimitrij Ovtcharov. Japan hatte zum Auftakt mit Australien keine Mühe, heute wartete mit Schweden schon ein deutlich härterer Brocken. Eine Überraschung gab es in der Aufstellung, in der Mixed-Olympiasieger Jun Mizutani aus dem Doppel genommen wurde und stattdessen für zwei Einzel eingeplant wurde. „Das war mutig und clever. Wie sie morgen aufstellen, wissen wir nicht. Vielleicht frage ich mal den japanischen Trainer“, schmunzelte Ovtcharov. Am Ende setzten sich die Japaner mit 3:1 gegen das Team von Jörgen Persson durch.
Im direkten Vergleich zwischen den beiden Mannschaften steht es 6:6. Zuletzt trafen sie beim World Team Cup 2019 aufeinander – damals auch im Tokyo Metropolitan Gymnasium und mit dem besseren Ende für die Gastgeber (3:1). Auf gleichem Terrain mussten sie aber auch schon eine bittere Niederlage einstecken. Nämlich bei der Heim-WM 2014, als sie im Halbfinale den Deutschen klar unterlagen. Damals vor ausverkaufter Halle, die morgen natürlich bis auf einige Delegierte und Journalisten leer bleiben wird. Die Statistik wird aber Makulatur sein, denn nach dem Sieg gegen Schweden, so vermutet Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf, werden die Japaner mit viel Selbstvertrauen ins Halbfinale gehen. Auch wenn die Olympiabilanz der Gastgeber bei den Herren bis jetzt eher durchwachsen ist. Das kürzlich 18 Jahre alt geworden „Wunderkind“ Tomokazu Harimoto verlor im Achtelfinale gegen Darko Jorgic aus Slowenien. Für Koki Niwa war ebenfalls im Achtelfinale gegen Dimitrij Ovtcharov Endstation. Und Jun Mizutani musste sich heute dem Schweden Mathias Falck mit 1:3 geschlagen geben.
Damen vor maximal schwerer Aufgabe: „Wir müssen sie schwitzen lassen“
„Wir gehen nicht ins Spiel mit der Einstellung, dass wir sowieso verlieren. Die Chinesen stehen unter enormen Druck und selbst wenn wir verlieren, sehen wir das als gute Vorbereitung für das Spiel um Bronze.“ Petrissa Solja gibt sich vor dem Duell gegen den haushohen Favoriten China zuversichtlich, auch wenn mit Chen Meng, Sun Yingsha und Wang Manyu die Nummern eins, zwei und vier der Weltrangliste morgen in die Box gehen werden. Zuletzt duellierten sich die Deutschen mit China im Finale der Olympischen Spiele 2016. Damals gab es nur einen Satzgewinnen und für Bundestrainerin Jie Schöpp ist auch die Devise, erst einmal Satz für Satz zu gewinnen. „Wir müssen sie schwitzen lassen und selbst wenn wir nicht gewinnen, in Form bleiben und im Kopf die Anspannung halten.“ Ein Blick in die Datenbank des Weltverbands ITTF verrät, dass die Deutschen bei elf Begegnungen nur eine gewinnen konnten. Und zwar 1994 beim World Team Cup in Nantes, Frankreich. Mit zwei Einzelsiegen maßgeblich am Sieg damals beteiligt: Bundestrainerin Jie Schöpp. Vielleicht ein gutes Omen für morgen, wenn ab 3 Uhr deutscher Zeit Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona versuchen werden, das Unmögliche möglich zu machen.
Damen-Viertelfinale wieder für Frühaufsteher
Die Damen werden wie heute schon am Tokioter Morgen um 10 Uhr Ortszeit spielen. Für alle Fans in Deutschland heißt das früh aufstehen, nämlich um 3 Uhr. Die Herren spielen erst um 12.30 Uhr deutscher Zeit. Die Spiele werden in den Livestreams von ARD/ZDF und Eurosport übertragen und in Ausschnitten auch im Hauptprogramm.
Herren-Mannschaft, Halbfinals am 4. August
Deutschland - Japan, Mittwoch, 12.30 Uhr
China - Südkorea, Mittwoch, 7.30 Uhr
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Herren-Team: Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ergänzungsspieler: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen-Team: Petrissa Solja (TSV Langstadt), Han Ying (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg, Polen), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Ergänzungsspielerin: Nina Mittelham (ttc berlin eastside)
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Einzel: Petrissa Solja, Han Ying
Gemischtes Doppel: Patrick Franziska/Petrissa Solja
Teilmannschaftsleiter: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainer-Team: Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Jie Schöpp (Bundestrainerin Damen), Lars Hielscher (Assistenztrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (OSP Hessen)
Arzt: Dr. Antonius Kass (Düsseldorf)
Schiedsrichterin: Anja Gersdorf (Düsseldorf)
Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst (Frankfurt/Main)