Chengdu. Die Nationalmannschaften des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) bekommen es bei den am Freitag beginnenden Team-Weltmeisterschaften im chinesischen Chengdu in ihren Vorrundengruppen mit anspruchsvollen Gegnern zu tun. Auf die von Europameister Dang Qiu angeführte Herren-Auswahl warten als härteste Konkurrenten Frankreich und Indien, das Damen-Team um Europe-Top-16-Gewinnerin Ying Han trifft unter anderem auf Ägypten und ebenfalls Indien. Die Männer beginnen am Freitag um 7 Uhr deutscher Zeit gegen Kasachstan, einen Tag später zur gleichen Zeit bestreiten die Frauen ihr Auftaktmatch gegen Indien.
In Chengdu kämpfen bis zum 9. Oktober 32 Herren- und 28 Damen- Mannschaften um die begehrten Wandertrophäen, den Swaythling- beziehungsweise Corbillon-Cup. Die 16 Achtelfinalisten, die in der Endrunde ab dem 5. Oktober im K.-o.-System die neuen Weltmeister ermitteln, werden in der ersten Turnierstufe (30. September bis 4. Oktober) bei den Herren aus sieben, bei den Damen aus sechs Vorrundengruppen ermittelt. Die Gruppenersten sowie die Zweitplatzierten erreichen sicher das Achtelfinale, außerdem zwei (Herren) bzw. vier (Damen) Gruppendritte. Bei der letzten WM 2018 in Halmstad (Schweden) waren Deutschlands Männer erst im Finale an China gescheitert, die Damen hatten Platz 9 belegt. Die Team-WM 2020 in Busan (Südkorea) war wegen der Pandemie abgesagt worden. Titelverteidiger und Topgesetzte in Chengdu sind die Mannschaften von Gastgeber und Seriensieger China.
Europameister Dang Qiu: „Die Gruppe ist eine Herausforderung“
Die vom Weltranglistenneunten Dang Qiu angeführte DTTB-Auswahl ist in der Gruppe zwei vor den Teams von Frankreich, Indien, Kasachstan und Usbekistan gesetzt und damit erster Anwärter auf den Gruppensieg. Dieser wird angesichts der starken Konkurrenz mit Frankreich, das erstmals die in der Tischtennis-Welt seit Monaten für Furore sorgenden Teenager-Brüder Alexis und Felix Lebrun in ein WM-Rennen schickt, sowie dem solide starken Indien allerdings kein Selbstläufer, wie Bundestrainer Jörg Roßkopf betont: „Wir hätten natürlich auch eine etwas bessere Auslosung bekommen können. Frankreich ist sicherlich in der zweiten Position der gefährlichste Gegner, den wir erwischen konnten. Auch Commonwealth-Champion Indien hat ein gefährliches Team, das inzwischen auch über viel Erfahrung verfügt. Kasachstan hat in Gerassimenko einen echten Spitzenspieler. Lediglich die Uzbeken sind für uns noch ein relativ unbeschriebenes Blatt.“ Deutschland beginnt am Freiag gegen Kasachstan, dann folgen nach einem spielfreien Samstag die Duelle mit Indien (Montag), Frankreich (Dienstag) und Usbekistan (Mittwoch).
Der DOSB-Trainer des Jahres 2021 will mit seiner Mannschaft in Chengdu trotz der besonderen Konstellation – Deutschland tritt ohne die olympischen Silbermedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska an – auch diesmal wieder um Edelmetall spielen: „Mehr noch als auf die Gegner konzentrieren wir uns in der Vorbereitung auf uns und unsere Leistung, die wir abrufen wollen. Die Mannschaft ist hoch motiviert und wird um jeden Ball kämpfen, das ist förmlich zu spüren. Bei einer WM ist man immer von Anfang an gefordert, und wir nehmen den Kampf an.“
Neben Europameister Qiu gehen für Deutschland bei der WM auch der Weltranglisten-36. Benedikt Duda, der Deutsche Ex-Meister Ricardo Walther sowie erstmals auch die Youngster Fanbo Meng und Kay Stumper an den Start. Führungsspieler Dang Qiu sagte nach der Ziehung: „Es ist eine schwere Auslosung, aber bei einer WM kann man auch keine einfache Auslosung oder leichte Gegner erwarten. Die Gruppe ist eine ziemliche Herausforderung für unser junges Team. Wir müssen sie annehmen und versuchen, alle unser Bestes zu geben.“
Deutschlands Damen wollen Gruppensieger werden
Deutschlands Damen - 2012, 2014 und 2016 jeweils im Viertelfinale vertreten – müssen zwar diesmal auf die an der Bandscheibe verletzte Ex-Europameisterin Petrissa Solja verzichten, haben aber ansonsten mit der Weltranglistenachten Ying Han, der EM-Zweiten Nina Mittelham, den EM-Dritten Xiaona Shan und Sabine Winter sowie der erst 16 Jahre alten U19-Europameisterin Annett Kaufmann die Bestbesetzung am Start.
Gegner von Europameister Deutschland in der Vorrundengruppe fünf sind Ägypten, Indien und Tschechien. Damen-Bundestrainerin Tamara Boros geht optimistisch mit ihrer Mannschaft ins Rennen und visiert den ersten Platz an: „Wir haben eine sehr starke Gruppe erwischt. Aber es gibt bei dieser WM auch keine leichten Gegner. Indien hat einige unangenehme Materialspielerinnen in seinen Reihen, auch Ägypten ist durchaus nicht zu unterschätzen. Wir hoffen aber, dass wir uns in der Vorrunde als Gruppensieger durchsetzen können und uns gut in das Turnier hineinspielen, um im Achtelfinale voll da zu sein.“ Die DTTB-Auswahl spielt ihre Vorrundenphase an drei aufeinanderfolgenden Tagen und startet am Samstag mit der schweren Partie gegen Indien in die WM, am Sonntag und Montag folgen die Duelle mit Ägypten und Tschechien.
Sportdirektor Prause: „Zunächst einmal in das Turnier hineinfinden“
DTTB-Sportdirektor Richard Prause sagte nach der Auslosung: „Wir werden uns mit beiden Mannschaften zunächst einmal in das Turnier hineinfinden müssen. Ziel ist es, beide Mannschaften in die K.-o.-Runde zu bringen, im Idealfall natürlich als Gruppensieger. Aber in der Gruppenphase kann natürlich sehr viel geschehen. Um ihre Vorrundengruppe zu gewinnen, müssen unsere Teams auf jeden Fall ihr bestes Tischtennis abrufen. Bei den Herren sind natürlich vor allem Frankreich mit Lebesson und den Lebruns, aber auch Indien und Kasachstan mit Gerassimenko anspruchsvolle Gegner. Bei den Damen sind Indien, aber auch Ägypten und Tschechien nicht zu unterschätzen.“
Herren – Die Gruppeneinteilungen
Gruppe 1
China, Slowenien, USA, Puerto Rico, Thailand
Gruppe 2
Deutschland, Frankreich, Indien, Kasachstan, Usbekistan
Die Ansetzungen:
30.09., 7 Uhr: Deutschland - Kasachstan (Tisch 2); Frankreich - Usbekistan
01.10., 4 Uhr: Frankreich - Kasachstan; Indien - Usbekistan
02.10., 7 Uhr: Deutschland - Indien (Tisch 1); Kasachstan - Usbekistan
03.10., 7 Uhr: Deutschland - Frankreich (Tisch 2); Indien - Kasachstan
04.10., 7 Uhr: Deutschland - Usbekistan (Tisch 2); Frankreich - Indien
Gruppe 3
Japan, Hongkong, Rumänien, Iran, Ungarn
Gruppe 4
Südkorea, Ägypten, Tschechien, Kanada, Saudi Arabien
Gruppe 5
Schweden, England, Australien, Polen
Gruppe 6
Brasilien, Portugal, Dänemark, Slowakei
Gruppe 7
Taiwan, Kroatien, Belgien, Singapur
Damen - Die Gruppeneinteilungen
Gruppe 1
China, USA, Puerto Rico, Kanada, Malaysia
Gruppe 2
Japan, Ungarn, Polen, Slowakei, Uzbekistan
Gruppe 3
Honkong, Brasilien, Frankreich, Italien, Südafrika
Gruppe 4
Südkorea, Singapur, Thailand, Luxemburg, Iran
Gruppe 5
Deutschland, Ägypten, Indien, Tschechien
Die Ansetzungen:
01.10., 7 Uhr: Deutschland - Indien (Tisch 5); Ägypten - Tschechien
02.10., 4 Uhr: Deutschland - Ägypten (Tisch 4); 10 Uhr: Indien - Tschechien
03.10., 7 Uhr: Deutschland - Tschechien (Tisch 4); Ägypten - Indien
Gruppe 6
Rumänien, Taiwan, Schweden, Portugal
In der Endrunde der Team-Weltmeisterschaften 2022 spielen bei den Herren 32 Mannschaften um den Swaythling Cup. Bei den Damen kämpfen 28 Teams um den Corbillon-Cup.
In einem Mannschaftsspiel werden mindestens 3, maximal 5 Einzel austragen. Mit dem Gewinn des dritten Einzels für eine Nation ist ein Mannschaftskampf beendet.
Die Spielreihenfolge für ein Mannschaftsspiel ist wie folgt festgeschrieben: A vs X, B vs Y, C vs Z, A vs Y, B vs Z. Welche Mannschaft die Positionen A, B und C bekleidet und welche X, Y und Z, wird spätestens 30 Minuten vor Matchbeginn ausgelost.
Die 32 Männer-Teams wurden auf Basis der Team-Weltrangliste des Monats September in sieben Gruppen zu je vier bzw. fünf Mannschaften gelost, die 28 Damen-Teams wurden auf sechs Gruppen verteilt.
In der ersten Phase des Turniers spielen die Mannschaften in den jeweiligen Gruppen untereinander ‚jeder gegen jeden‘. Insgesamt 16 Teams qualifizieren sich aus der Gruppenphase für die Endrunde, die ab dem Achtelfinale im K.-o.-System austragen wird. Der dritte Platz wird nicht ausgespielt: beide Halbfinalisten erhalten Bronze.
Im Achtelfinale ist das Aufeinandertreffen von Mannschaften, die sich bereits in der Gruppenphase gegenüberstanden, ausgeschlossen.
Bei den Herren werden die sieben Sieger der einzelnen Gruppen sowie ein Gruppenzweiter auf die acht Setzungspositonen gesetzt bzw. gelost. Die Gewinner der Gruppen 1 und 2 erhalten die Positonen 1 und 16, die Gewinner der Gruppen 3 und 4 werden auf die Positionen 8 oder 9 gelost. Die Gewinner der Gruppen 5, 6, 7 sowie ein Gruppenzweiter werden auf die Positionen 4, 5, 12 und 13 verteilt. Die übrigen sechs Gruppenzweiten werden nach dem Zufallsprinzip in das Achtelfinale gelost. Allerdings: Die Positonen 2 und 15 im Achtelfinale werden mit den besten Drittplatzierten der Vorrundengruppen aufgefüllt.
Bei den Damen werden die sechs Sieger der einzelnen Gruppen sowie zwei Gruppenzweite auf die acht Setzungspositonen gesetzt bzw. gelost. Die Gewinner der Gruppen 1 und 2 erhalten die Positonen 1 und 16, die Gewinner der Gruppen 3 und 4 werden auf die Positionen 8 oder 9 gelost. Die Gewinner der Gruppen 5 und 6 werden auf die Positionen 5 oder 12 gelost, auf die verbleibenden Positionen 4 und 13 werden zwei Gruppenzweite gelost. Die übrigen vier Gruppenzweiten werden nach dem Zufallsprinzip ins Achtelfinale gelost. Allerdings: Die Positionen 2, 15, 7 und 10 im Achtelfinale werden von den besten Drittplatzierten der Vorrundengruppen aufgefüllt.
Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)
Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Texte
Livestream, Ergebnisse, Spielsystem