Bremen/Hamburg. Der offizielle Teaser wurde bei Youtube bereits 11.500 Mal angeklickt, auf das Gesamtwerk müssen Tischtennisfans noch ein bisschen warten. Der knapp 90-minütige Dokumentarfilm "Die Chinesen Europas" ist für alle ab Dezember auf DVD erhältlich (online per Amazon.de sowie in ausgewählten Tischtennis-Shops). Die Protagonisten - Spieler und Betreuer der deutschen Herrennationalmannschaft - haben den Film bereits gesehen. Am Rande der German Open in Bremen fand in einer Loge der ÖVB-Arena die "Uraufführung" statt. Mit dabei waren unter anderem Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf, DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig sowie die Spieler Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger. "Wir sind mit dem Produkt sehr zufrieden, mit der WM natürlich auch. Es war eine tolle Zusammenarbeit, die uns sehr viel Spaß gemacht hat, Das Projekt und die DVD sind richtig gut", sagte Jörg Roßkopf beim offiziellen Medientermin in der ÖVB-Arena. "Wir haben einige Mal gelacht", so der Bundestrainer, der aber auch nicht verhehlte, Zweifel gehabt zu haben. "Wir waren anfangs skeptisch, so etwas in so einem Jahr mit der Heim-WM und Olympia zu machen. Die Spieler standen unter einem enormen Druck. Sie haben das aber gut angenommen. Kameras und Mikrofone waren schließlich immer dabei. Bei Dingen, die intern bleiben mussten, wurde die Kamera ausgemacht. Das war aber nur einmal der Fall. Irgendwann haben die Spieler die Kameras und Mikrofone gar nicht mehr gespürt."
"Ich möchte zeigen, was Tischtennis ausmacht"
Bei dem Medientermin in der ÖVB-Arena wurde Journalisten ein siebenmütiger Zusammenschnitt gezeigt. Knallhartes Balleimertraining mit Patrick Baum kommen darin ebenso vor wie eine Taktikbesprechung zwischen Timo Boll und Jörg Roßkopf vor dem WM-Halbfinale gegen Japan. Der Hamburger Regisseur Milan Skrobanek, selbst ein Spieler mit Regionalligaformat, möchte mit dem Dokumentarfilm vor allem auch Nicht-Tischtennisfans ansprechen. "Meine Intention war die Frage: Was macht den Sport aus, was ist die Essenz des Sports?" Schnitt und Dramaturgie des Films seien auch auf ein Publikum zugeschnitten, das bislang nichts mit Tischtennis am Hut hattte.
Skrobanek beschrieb den Journalisten zudem die Entstehungsgeschichte von "Die Chinesen Europas". Circa 100 Stunden Filmmaterial seien zu knapp 90 Minuten verarbeitet worden. Bevor für Skrobanek mit der kreativen Schnitt-Arbeit anfing, musste er zunächst den Ton mit den Bildern synchronisieren. "Das ist keine schöne Arbeit, sie hat allein vier Monate gedauert", berichtete der 28-Jährige.
Über den Film
Nach „Deutschland, ein Sommermärchen“ für Fußball und „Projekt Gold“ für Handball hat nun auch der Tischtennissport einen Film über die Weltmeisterschaften im eigenen Land. Mehr als drei Monate hat Regisseur Milan Skrobanek mit bis zu vier Kameras das deutsche Team um Bundestrainer Jörg Roßkopf und Spitzenspieler Timo Boll vor und während der LIEBHERR Mannschafts-WM 2012 in Dortmund begleitet.
Herausgekommen ist der knapp 90 minütige Dokumentarfilm „Die Chinesen Europas“, der all das zeigt, was den üblichen Fernsehkameras verwehrt bleibt: bisher nie gesehene Bilder vom harten Training, intime Interviews mit den Stars, Pressetermine, Massagen, Mannschaftssitzungen und die WM-Tage vom Frühstück bis zu den Taktikbesprechungen kurz vor Spielbeginn. Gepaart mit actiongeladenden und spannenden Montagen aller WM-Spiele, die uns das Großereignis in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle näher bringt, setzt „Die Chinesen Europas“ neue Maßstäbe in der Sportdokumentation.
„Die Chinesen Europas“ ist der erste Langfilm des Regisseurs Milan Skrobanek, der an der Hochschule für bildende Künste Hamburg von seinen Professoren Wim Wenders (Der Himmel über Berlin, Pina) und Pepe Danquart (Höllentour, Am Limit) betreut wurde.
Der Filmemacher
Milan Skrobanek, geboren 1984 in Ahlen/Westfalen, begann bereits im Alter von vier Jahren mit dem Tischtennissport. In seiner Schüler- und Jugendzeit nahm er für den WTTV regelmäßig an nationalen und internationalen Turnieren teil und spielte für die DJK Borussia Münster in der Regionalliga. Im Laufe seiner Karriere war er unter anderem Trainingspartner bzw. Teamkollege von Christian Süß sowie Japans Topspielern Jun Mizutani und Seiya Kishikawa.
Schon zu dieser Zeit prägte ihn die starke Liebe zum Film und der Wunsch, eines Tages selbst Film zu studieren. Nach dem Abitur 2004 zog er nach Hamburg, wo er seit Oktober 2007 Film an der Hochschule für bildende Künste studiert und mit seinen drei Kurzfilmen „Seit dem Tod meiner Mutter“ (2009), „Henrik“ (2011) und „Wie in schlechten Zeiten“ (2012) auf zahlreichen Filmfestivals vertreten war.
In seinem Abschlussfilm „Die Chinesen Europas“ nutzt er die Fachkenntnisse seiner eigenen sportlichen Vergangenheit, „die bei mir bis heute extreme Spuren hinterlassen hat“ (Milan Skrobanek). Er ist sicher: „Tischtennis ist aus vielerlei Gründen eine der filmischsten Sportarten unserer Zeit ist. Aber kaum ein anderer Sport leidet an einer größeren Diskrepanz zwischen filmischem Potenzial und qualitativ adäquater Visualisierung in der Film- und Fernsehbranche.“