Doha. Die Individual-Weltmeisterschaften in Doha, Katar, sind Geschichte. Am Finaltag verpasste Brasiliens Hugo Calderano die Sensation. Sun Yingsha verteidigte in einem dramatischen Match ihren Titel. Die TTBL kann sich in der neuen Saison auf ein Weltmeister-Duo freuen.
Erster Herren-Doppel Titel für Japan seit 64 Jahren
In den vergangenen 32 Jahren der Weltmeisterschaften kamen die Titelträger im Herren-Doppel nur zweimal nicht aus China (2013: Chen Chien-An/Chuang Chih-Yuan TPE, 2021: Mattias Falck/Kristian Karlsson SWE). In der Lusail Sports Arena hatten es die Männer-Duos aus dem Reich der Mitte diesmal sogar nicht mal in die Medaillenränge geschafft. Stattdessen war es ein Endspiel der Youngster, bei dem der Sieger erst im entscheidenden fünften Satz gefunden wurde. Shunsuke Togami, der in Diensten der TTF Liebherr Ochsenhausen steht, und sein Partner Hiroto Shinozuka, der ab der neuen Saison für den ASV Grünwettersbach aufschlägt, konnten zwei Mal einen Satzrückstand gegen das taiwanesische Duo Lin Yun-Ju und Kao Cheng-Jui egalisieren, ehe sie den fünten Satz mit 11:6 gewannen. "Es hat 64 Jahre gedauert, bis wir wieder eine Goldmedaille im Herren-Doppel nach Japan geholt haben. Ich bin so froh und glücklich und möchte mich bei allen bedanken, die uns auf unserem Weg unterstützt haben", so Togami nach dem Spiel. Nobuya Hoshino und Koji Kimura hatten 1961 in Peking zuletzt WM-Gold gewonnen. Und die TTBL kann sich in der neuen Saison auf zwei Weltmeister freuen.
Sun Yingsha: Erst fehlen Millimeter, dann nervenstark zur Titelverteidigung
Viel Drama gab es im Duell von Chinas Einzel-Weltmeisterinnen Sun Yingsha (2023) und Wang Manyu (2021). Einen 2:0-Rückstand konnte Wang ausgleichen und im sechsten Satz beim Stand vom 6:10 sogar vier Matchbälle abwehren. Pech für Sun Yingsha: Beim Stand von 10:9 fiel eine hohe Ballonabwehr auf die Kante der Weltranglistenersten, die damit zunächst nur wenige Millimeter an der Titelverteidigung vorbeischrammte.
Tatsächlich konnte Wang Manyu einen Entscheidungssatz erzwingen, in dem sie eine 7:5-Führung herausspielte. Danach zeigte Sun Yingsha, warum sie seit fast einem Jahr durchgehend an der Spitze der Weltrangliste steht, und ließ ihrer Landsfrau keinen weiteren Punkt mehr. "Ich bin so glücklich, aber in dem Match waren wir beide Gewinner. Es war ein schweres Spiel, aber das war mir bewusst. Wir haben schon so oft gegeneinander gespielt. Ich habe 10:6 im sechsten Satz geführt, dann lag ich 0:3 in Satz sieben zurück. In diesem Moment war es mental schwierig. Ich habe etwas den Glauben verloren. Aber ich habe bestanden. Danke an meine Coaches und Fans, der Titel fühlt sich anders an als mein erster. Ich habe damals nicht so viel über das Ergebnis nachgedacht und von mir wurde nicht so viel erwartet."
Wang Chuqin: "Nach dem World Cup habe ich bei der WM nicht viel erwartet"
Wang Chuqin hat seinen ersten großen Einzelerfolg perfekt gemacht. Nach der WM-Finalniederlage in Durban 2023 gegen Fan Zhendong und dem frühen Olympia-Aus letztes Jahr in Paris, hat der 25-jährige Linkshänder nun den Tischtennis-Thron bestiegen. Schlüsselmoment im Finale gegen den "Thrill of Brazil" Hugo Calderano war der Auftaktsatz, als er einen 7:10-Rückstand noch in einen 12:10-Satzgewinn umdrehen konnte. Ab diesem Moment dominierte Wang Chuqin das Endspiel vor tausenden, frenetischen Fans, mehrheitlich aus China. Nur in Durchgang drei nahm er sich eine kurze Auszeit (4:11) und machte schließlich in Satz fünf seinen ersten WM-Titel im Einzel perfekt. Er folgt damit seiner Mixedpartnerin Sun Yingsha, an deren Seite er bereits gestern Gold gewonnen hatte. Für Hugo Calderano endet damit eine außergewöhnliche Reise. Nach seinem Sieg beim World Cup in Macau war er in Doha drauf und dran, der erste nicht-chinesische Weltmeister seit Werner Schlager 2003 zu werden. "Ich habe gegen Hugo oft gespielt. Er war gestern im Halbfinale herausragend und hatte kürzlich den World Cup gewonnen", lobte Weltmeister Wang. "Es war eine große Herausforderung für mich heute. Ich habe den Titel für mich und mein Team gewonnen, ich bin sehr glücklich. Nach dem World Cup habe ich etwas gezweifelt, vor allem während des Training und habe hier bei der WM gar nicht so viel erwartet."
18:0-Sätze: Kuai Man und Wang Manyu gewinnen Titel ohne einen einzigen Satzverlust
Weniger spektakulär war das letzte Match der Weltmeisterschaften 2025. Kuai Man und Wang Manyu verloren im Finale gegen Bernadette Szöcs aus Rumänien und ihre österreichische Partnerin Sofia Polcanova wie schon im gesamten Turnier keinen Satz (11:5, 11:5, 11:6) und krönten sich verdient zum Champion. "Ich bin sehr glücklich über meine Leistung im Einzel und Doppel und sehr froh, dass ich den Titel mit Kuai Man gewinnen konnte. Das war ein Erfolg für Team China", sagte Publikumsliebling Wang Manyu im Anschluss. Für die amtierenden Europameisterinnen Polcanova/Szöcs, im Viertelfinale die Bezwingerinnen der deutschen Turnier-Überraschung Yuan Wan/Sabine Winter und seit 2019 im internationalen Turnierzirkus als Doppel aktiv, ist Silber WM-Medaille Nummer eins.
Herren-Doppel, Finale
Kao Cheng-Jui/Lin Yun-Ju TPE - Hiroto Shinozuka/Shunsuke Togami JPN 2:3 (6,-6,7,-6,-6)
Damen-Einzel, Finale
Sun Yingsha CHN - Wang Manyu CHN 4:3 (6,10,-8,-5,10,-11,7)
Herren-Einzel, Finale
Wang Chuqin CHN - Hugo Calderano BRA 4:1 (10,3,-4,2,7)
Damen-Doppel, Finale
Wang Manyu/Kuai Man CHN - Sofia Polcanova/Bernadette Szöcs AUT/ROU 3:0 (6,6,5)
Mixed, Finale am Samstag
Wang Chuqin/Sun Yingsha CHN - Maharu Yoshimura/Satsuki Odo JPN 3:1 (7,8,-7,8,)
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