Aktualisierte Fassung - Düsseldorf. 21 Jahre nach der Ausrichtung der Team-Weltmeisterschaften ist das Emirat Katar vom 17. bis 25. Mai zum zweiten Mal Gastgeber der Tischtennis-Weltmeisterschaften. In der Lusail Arena sowie im Qatar University Sports Complex werden bei Damen und Herren die Weltmeister in den Wettbewerben Einzel, Doppel und Mixed ermittelt.
Auch bei der WM 2025 tragen die Favoriten überwiegend das Trikot der Tischtennis-Weltmacht China. Wenn in der entscheidenden Phase des Turniers um die Medaillen gekämpft wird, wollen jedoch auch die deutschen Topspielerinnen und -spieler, die in der kommenden Woche nach Doha reisen, in der einen oder der anderen Konkurrenz noch vertreten sein.
Bänderdehnung bei Annett Kaufmann diagnostiziert: WM-Start nicht in Gefahr
Ob es nach dem bislang letzten Medaillengewinn – 2023 holte das Doppel Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov in Durban Bronze – auch diesmal realistische Chancen auf einen Podestplatz gibt, wie es um die aktuelle Form und den Gesundheitszustand der Aktiven bestellt ist, warum die erstmals 18 Tage vor Veranstaltungsbeginn vorgenommene Auslosung nicht nur Vorteile mit sich bringt und warum auch Chinesinnen und Chinesen schlagbar sind, darüber gaben die zehnköpfige Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) und das verantwortliche Trainerteam beim Medientag im Rahmen ihres WM-Vorbereitungslehrgangs im Deutschen Tischtennis-Zentrum (DTTZ) in Düsseldorf Auskunft.
Am Dienstagabend hatte das deutsche Team jedoch zunächst einen Schreckmoment zu überstehen: Beim Mixed-Training mit Patrick Franziska knickte Annett Kaufmann leicht um. Die U19-Weltmeisterin hatte Glück im Unglück: Die seit heute Nachmittag vorliegende Diagnose von Mannschaftsarzt Dr. Thomas Garn lautet auf Bänderdehnung. Damit ist nach aktuellem Stand der WM-Start der U19-Weltmeisterin nicht gefährdet.
Aktuell sind Sie als Weltranglistenachter der bestplatzierte Deutsche. Welche Form und welches Selbstvertrauen nehmen Sie mit nach Doha?
„Ich fahre mit einer guten Form und vor allem mit viel Vorfreude zur Weltmeisterschaft. Die WM ist natürlich schon das ganze Jahr über in meinem Kopf – und deshalb kann es nun auch bald endlich losgehen.“
Sie gehören als Nummer acht der Setzliste klar zum Kreis der Medaillenkandidaten. Wie gehen Sie mit dieser Rolle um?
„Es ist natürlich schön, unter den besten acht Spielern gesetzt zu sein – aber das allein hilft auch nicht. Ich schaue da wie immer klassisch Runde für Runde.“
Wie beurteilen Sie Ihre Auslosung, in der mit dem Taiwanesen Liao Cheng-Ting direkt in Runde eins ein guter Bekannter wartet?
„Liao und ich haben ein Jahr in Saarbrücken zusammengespielt und sehr viel zusammen trainiert. Ich werde mich in den letzten Tagen vor der WM noch gut auf ihn vorbereiten.“
Ihre Saison verlief auch in diesem Jahr bislang bemerkenswert stabil – Ihre Position nahe der Top Ten haben Sie untermauert. In welcher Verfassung reisen Sie zur WM?
„Die Strapazen zu Beginn des Jahres mit vielen Reisen nach Asien habe ich ganz gut verkraftet. Ich bin körperlich in guter Verfassung und hole mir jetzt im Training bis zur WM auch spielerisch noch den letzten Feinschliff. Deshalb hoffe ich, dass ich in absoluter Topform zur WM nach Doha reisen kann.“
Die frühe Bekanntgabe der Auslosung ermöglicht eine gezielte Vorbereitung – auch hinsichtlich Tisch- und Ballmarke. Wie sehr hilft das bei der Abstimmung? Und wie bewerten Sie Ihre Auslosung?
„Die frühe Auslosung ist ein Novum für uns alle. Das gibt uns mehr Zeit für die Vorbereitung, unseren Gegnern allerdings auch – das hält sich also die Waage. Die Anpassung an Tisch und Bälle, die in unserer Sportart enorm wichtig ist, ist für Doha glücklicherweise gut möglich. Zur Auslosung etwas zu sagen, halte ich immer für schwierig. Man muss sie einfach nehmen, wie sie kommt – es kann ungemein viel passieren. Man muss einfach die Zähne zusammenbeißen und sich auf seine eigenen Stärken konzentrieren.“
Seit dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft im vergangenen Herbst spielen Sie so konstant wie nie zuvor auf höchstem Niveau. Beim World Cup trennten Sie nur Nuancen vom Halbfinale. Was hat sich seit Oktober 2024 bei Ihnen verändert?
„Ich denke nicht, dass sich bis zu meinem Durchbruch in die Top 20 oder danach etwas verändert hat. Das Niveau, das ich jetzt regelmäßig bei Turnieren an den Tisch bringe, habe ich schon sehr lange im Training gespielt, konnte es allerdings nie im Wettkampf zeigen. Ich habe trotz meiner Rückschläge aber einfach immer weitergemacht und mich Stück für Stück verbessert.“
Reisen Sie mit dem Gefühl nach Doha, jeden schlagen zu können?
„Natürlich kann ich in Doha jeden schlagen, aber ich muss auch gegen alle vorsichtig sein. Leider weiß ich das aus eigener Erfahrung: Vor zwei Jahren in Durban bin ich direkt in der ersten Runde ausgeschieden. Das war damals der Tiefpunkt meiner Karriere.
Wie beurteilen Sie Ihre Auslosung, bei der mit Alberto Miño ein ehemaliger Teamkollege zum Auftakt wartet?
„Alberto und ich kennen uns sehr gut. Wir waren jahrelang Teamkollegen und haben heute noch zahlreiche gemeinsame Trainingseinheiten. Er ist kein leichter Auftaktgegner, und ich bin mir seiner Qualitäten bewusst.“
Die Weltrangliste spiegelt Ihre zuletzt starken Leistungen – etwa beim World Cup – nur bedingt wider. Mit welchen Ambitionen gehen Sie ins Einzelturnier?
„In letzter Zeit waren meine Ergebnisse zumeist nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte – obwohl ich einige gute Matches gespielt habe. Zum Beispiel beim Singapore Smash: das 3:0 gegen Xiang Peng, anschließend hatte ich viele Matchbälle gegen Liang Jingkun. Beim World Cup mein Sieg über Lin Yun-Ju, und dann folgte die knappe Niederlage gegen Benne. Einige bittere, nur hauchdünne Niederlagen haben hier ein besseres Abschneiden verhindert – dann wäre meine Weltranglistenposition besser als die aktuelle.
Aber ich versuche, das Positive aus den Spielen mitzunehmen und mich so intensiv wie möglich auf die WM vorzubereiten. Die Breite im Tischtennis ist im Moment sehr groß. Bei der WM ist deshalb alles möglich – in alle Richtungen. Mein Wunsch ist es, im Einzel meine Setzung zu erfüllen und die dritte Runde zu erreichen. Im Spiel um den Einzug in das Achtelfinale würde dann wieder Lin Yun-Ju warten. Er ist zwar extrem gut, aber ich habe schon einige Duelle gegen ihn für mich entschieden und würde das auch gerne diesmal wieder tun. Ich gehe sehr positiv in die WM, schaue von Runde zu Runde und setze mich nicht zu sehr unter Stress. Am Ende schauen wir dann, wie weit es reicht. Vielleicht bin ich ja für eine Überraschung gut.“
Im Doppel mit Patrick Franziska gewannen Sie in Durban Bronze. Wie schätzen Sie Ihre Chancen bei der WM 2025 ein?
„Im Doppel sieht es so ähnlich aus. Die erste Runde müssten wir schaffen, eigentlich auch die zweite. Klar, Ionescu/Robles waren zwar 2019 Vize-Weltmeister. Aber es ist schon unser Anspruch, auch dieses Spiel zu gewinnen. Harimoto/Matsushima in einem möglichen Achtelfinale sind natürlich extrem stark. Aber wir gehen nach unserer Medaille vor zwei Jahren und dem im gleichen Jahr errungenen Titel beim WTT-Turnier im Oman mit Selbstvertrauen in die WM, setzen uns aber auch hier nicht enorm unter Druck.“
Mit starken Leistungen bei hochklassig besetzten Turnieren und einem schnellen Aufstieg in der Weltrangliste haben Sie sich die Nominierung für die WM verdient – und mehrfach bewiesen, dass Sie auch Topspielern gefährlich werden können. Mit welchem Anspruch treten Sie in Doha an?
„Es ist nach 2017 meine zweite Einzel-WM. In Düsseldorf habe ich damals in Runde zwei verloren. In Doha bin ich durch meine Verbesserung in der Weltrangliste an 32 gesetzt. Deshalb würde ich mich sehr freuen, gutes Tischtennis zu spielen, meine Setzung zu erfüllen und die Runde der besten 32 zu erreichen. Danach möchte ich jeden, der noch kommen sollte, möglichst viel ärgern und mit etwas Glück auch noch ein paar Runden weiterkommen. Denn man sollte sich immer hohe Ziele stecken und nie zu früh zufrieden sein.“
Erstmals führen Sie eine deutsche Mannschaft als Spitzenspielerin zu einer Weltmeisterschaft. Dafür gibt es viele Gründe – einer davon ist Ihre bemerkenswerte Entscheidung, als Angriffsspielerin im Dezember auf einen Verteidigungsbelag auf der Rückhand zu wechseln. In dieser kurzen Zeit haben Sie bereits bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Zahlt sich die Umstellung bereits aus?
„Ich bin mit meinem Lernprozess der letzten sechs Monate, also seit ich den sogenannten Glanti draufhabe, sehr zufrieden. Ich bin sicherlich auch schon weiter, als ich es vor sechs Monaten erwartet hatte. Aber es gibt noch viel zu lernen, und ich habe nicht vor, mich auf den bisherigen Ergebnissen auszuruhen, sondern werde weiter fleißig trainieren, um das Beste aus meinem neuen Spielsystem herauszuholen.
Wie bewerten Sie Ihre Auslosung, die ein mögliches Wiedersehen mit der Top-Ten-Spielerin Satsuki Odo ebenso bereithält wie das frühzeitige Aufeinandertreffen mit den Chinesinnen Chen Xingtong/Qian Tianyi im Doppel?
Über meine Einzelauslosung darf ich mich nicht beschweren – das hätte sicherlich schlimmer kommen können. Ziel ist es, bis zum Odo-Spiel zu kommen. Aber ich muss mich auf die Runden zuvor konzentrieren und von Spiel zu Spiel denken. Es ist noch ein sehr weiter Weg bis zu einem erneuten Duell mit einer Top-Ten-Spielerin.
Die Doppelauslosung hätte sicherlich besser sein können, und es ist schade, schon so früh auf zwei Mitfavoritinnen aus China zu treffen. Yuan und ich haben aber fleißig Doppel trainiert, und ich persönlich freue mich auch, wenn wir uns noch einmal mit der absoluten Elite messen dürfen. Beim letzten Contender-Turnier in Tunis lief das ja auch schon erstaunlich gut.“
Nach langer Pause aufgrund einer Bandscheibenproblematik im Nackenbereich sind Sie zurück im Trainings- und Wettkampfalltag. Hat sich die alte Form bereits wieder eingestellt?
„Nach intensiver Rehabilitation und mit Unterstützung des Medizinteams habe ich große Fortschritte gemacht. Jedes Comeback ist ja auch ein kleiner Neuanfang. Die volle Wettkampfform erreiche ich zwar erst schrittweise, aber meine Trainingsleistungen sind bereits nahe am alten Niveau.“
Mit welchen Erwartungen reisen Sie zur Weltmeisterschaft nach Doha?
„Das vergangene Jahr war aufgrund meiner Verletzung sehr schwierig, und meine Ergebnisse waren alles andere als zufriedenstellend. Nach dem dritten Platz beim Europe Top 16 habe ich jedoch das Gefühl, dass ich mich langsam wieder an meine alte Form herantaste. Im Moment ist das Wichtigste für mich, mein altes Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Was Doha betrifft – ich werde alles geben, und mein Ziel ist es, unter die besten 16 zu kommen. Es wäre toll, wenn Doha meine Bühne würde.“
„Schritt für Schritt nach vorne schauen“ – so lautete Ihre Prämisse nach ihren beiden Achillessehnenrissen im Jahr 2024. Der Sieg beim Europe Top 16 nach einem Jahr Pause war ein eindrucksvoller Wiedereinstieg. Wo sehen Sie sich aktuell im Vergleich zur Form vor den Verletzungen?
„Es stimmt – mit meinem dritten Triumph beim Europe Top 16 ist mir – unerwartet – auf Anhieb ein sehr, sehr großer Schritt gelungen. Danach sind die Schritte wieder kleiner geworden. Aber ich bin total happy und sage mir immer, dass ich Geduld haben muss.“
Ihr Los mit Ex-Weltmeisterin Wang Manyu in Runde drei hat es in sich. Gibt es eine spezielle Art der Vorbereitung?
„Das mögliche Aufeinandertreffen in der dritten Runde gegen Wang Manyu ist sicherlich nicht meine Wunschauslosung. Ich habe mir vorgenommen, die beiden ersten Matches zu gewinnen – und danach versuche ich, der Ex-Weltmeisterin einen großen Kampf zu liefern. Schritt für Schritt, Punkt für Punkt. Meine Vorbereitung ist ganz normal: Zuletzt habe ich noch zwei Ligamatches für meinen polnischen Verein Tarnobrezg bestritten, und aktuell versuchen wir, uns bei der WM-Vorbereitung in Düsseldorf in WM-Form zu bringen.“
Ihre Entwicklung in den vergangenen Monaten ist deutlich positiv – eine Konstanz, die inzwischen mehr als ein Jahr anhält. Was haben Sie verändert, um diesen kontinuierlichen Fortschritt zu ermöglichen?
„Die Teilnahme an den Olympischen Spielen hat mir sicherlich noch einmal einen Boost gegeben und mich für die weiteren Aufgaben zusätzlich motiviert. Auch die Europameisterschaften in Linz haben mich in meinem eingeschlagenen Weg bestärkt. Zudem hat es mir sehr geholfen, dass ich stets die Rückendeckung des Trainerteams gespürt habe.“
Zum Auftakt wartet mit Fu Yu die Siegerin der European Games, zudem treten Sie auch im Doppel mit Sabine Winter und im Mixed mit Benedikt Duda an. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
„Fu Yu ist eine sehr erfahrene Spielerin. Ich hatte für kurze Zeit das Vergnügen, mit ihr in Kolbermoor in einer Mannschaft zu spielen – deshalb bin ich mir ihrer Qualitäten sehr bewusst. Um sie schlagen zu können, muss ich vor allem im Aufschlag-Rückschlag-Spiel mein bestes Tischtennis zeigen.
Ich fühle mich geehrt, mit einer so starken Doppelpartnerin und einem so starken Mixed-Partner antreten zu dürfen. In den Doppelkonkurrenzen sind Überraschungen immer möglich – ich schließe deshalb im positiven Sinne nichts aus.“
Sie sind am Dienstagabend im Training leicht umgeknickt. Wie geht es Ihnen und ist die WM gefährdet?
"Ich denke nicht, dass die WM gefährdet ist. Es ist gestern im Mixed passiert, als ich vermeiden wollte, an das Tischgestell zu stoßen. Es war natürlich ein Schreck, weil ich 2023 schon einmal mit dem linken Fuß umgeknickt war. Unser Mannschaftsarzt, Dr. Thomas Garn, hat es sich gestern schon angeschaut. Wir haben sofort gekühlt und heute geht es schon viel besser."
In Ihrem ersten Profijahr wurden Sie U19-Weltmeisterin, auf der WTT-Tour sieht man sie aber noch relativ selten. Ist Ihnen ein solider Aufbau wichtiger als eine möglichst hohe Anzahl an Einsätzen?
„Für mich steht in meinem ersten Profijahr ganz klar der solide Aufbau im Vordergrund – nicht die Anzahl der Turniere oder ein schneller Sprung in der Weltrangliste. Nach dem U19-Weltmeistertitel hätte ich sicher die Möglichkeit gehabt, deutlich mehr zu spielen, aber ich habe bewusst auf ein intensives Turnierprogramm verzichtet.
Zweimal täglich zu trainieren war für mich komplett neu – das kannte ich vorher nur von Lehrgängen oder aus den Ferien. Deshalb war es mir wichtig, gemeinsam mit meinem Trainerteam und meinem Umfeld zunächst meine körperliche Basis zu stärken: Kraft, Schnelligkeit, Reaktion – aber auch Regeneration. Es ging darum, die Grundlagen zu legen, ohne dass mein Körper unter der neuen Belastung direkt an seine Grenzen stößt.
Dieser Prozess braucht Zeit – ich bin noch mittendrin. Aber ich sehe Fortschritte: Ich werde stärker, schneller, stabiler. Und genau das motiviert mich. Natürlich würde mir ein umfangreicheres Turnierprogramm kurzfristig mehr Weltranglistenpunkte bringen, aber die Rangliste spielt für mich aktuell keine entscheidende Rolle. Wenn sie sich positiv entwickelt, nehme ich das gerne als Bonus mit. Mein eigentliches Ziel ist jedoch, mein physisches Fundament und mein spielerisches Niveau Schritt für Schritt zu verbessern.
Die ersten Monate haben mir gezeigt, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der richtige ist.“
Bei der WM könnte es bereits in Runde zwei zum Duell mit der Weltranglistendritten Chen Xingtong kommen. Auch im Mixed mit Patrick Franziska verspricht die Auslosung Spannung. Mit welchem Ziel gehen Sie das Turnier an?
„Was die WM-Auslosung angeht, hat das Tischtennis-Schicksal es diesmal nicht unbedingt gut mit mir gemeint. Aber ich beschwere mich nicht – zumindest nicht, was das Einzel betrifft. Auch die Chinesinnen kochen am Ende nur mit Wasser. Hana Goda hat ja bereits gezeigt, dass sie auch Spielerinnen wie Chen schlagen kann.
Für mich zählt ohnehin: Spiel für Spiel, Punkt für Punkt. Mein Fokus liegt auf der ersten Runde. Ich treffe auf eine Linkshänderin aus Hongkong – ich habe noch nie gegen sie gespielt. Mal sehen, wie unangenehm sie ist. Sollte es tatsächlich zum Duell mit Chen kommen, freue ich mich. Vielleicht liegt mir ihr gradliniger Spielstil. Ich mache mir darüber aber keine großen Gedanken, sondern konzentriere mich auf mich selbst. Wichtig ist, dass ich die erste Runde gewinne.
Was das Mixed angeht, ist die Auslosung natürlich etwas unglücklich. In der ersten Runde direkt gegen Gauzy/Pavade – das ist nicht einfach. Aber auch die sind schlagbar. Ich habe großes Vertrauen in unser Mixed. Wir trainieren das gezielt in der Vorbereitung. Wenn wir die erste Runde gewinnen, wartet mit dem chinesischen Weltmeister-Duo natürlich eine große Herausforderung – aber auch das ist nicht unmöglich. Ich weiß, dass wir jeden schlagen können, wenn wir unser Spiel durchziehen.“
Es ist die erste WM, bei der die Auslosungen zweieinhalb Wochen vor Turnierbeginn feststehen. Nimmt das Einfluss auf Vorbereitungen?
„Wir waren auch etwas überrascht, dass in diesem Jahr die Auslosung erstmals so früh vorgenommen wurde. Die frühe Auslosung gibt allen Seiten die Möglichkeit, sich auf ihre Gegner vorzubereiten – das ist auf jeden Fall positiv. Für eventuelle kurzfristige Ausfälle hat die ITTF eigene Regularien erstellt, aber das tangiert uns aktuell nicht. Der Grund für die frühe Auslosung ist wohl vor allem ein medialer gewesen.“
Mit welchen Zielen reist der DTTB zur WM?
„Bei einer WM ändert sich an den grundsätzlichen Erwartungen auch trotz der bekannten Auslosung nichts. Wie in den Jahren zuvor sind auch diesmal schon in den ersten Runden sehr umkämpfte Spiele gegen anspruchsvolle Gegner zu erwarten. Eine Medaille wäre ein Traum. Aber wie unmöglich so etwas zu prognostizieren ist, hat ja unter anderem zuletzt in Durban der dritte Platz unseres Herren-Doppels Franziska/Ovtcharov vor zwei Jahren bewiesen. Wir haben sehr starke Spieler und Spielerinnen, aber um Edelmetall mit nach Hause zu nehmen, muss einfach alles wirklich optimal laufen.“
Wie ist der Stand der Vorbereitung: Sind Ihre Spieler bei bester Gesundheit und in guter Form?
„Unsere Jungs waren und sind die ganze Zeit im Training. Aber die gemeinsame Vorbereitung mit der Nationalmannschaft war relativ kurz. Alle sind fit und brennen auf die WM.“
Nie zuvor waren Auslosungen für Individualwettbewerbe so weit im Voraus bekannt wie diesmal. Nimmt das direkten Einfluss auf die Art der Vorbereitung?
„Durch die frühe Auslosung können wir natürlich einiges besser und früher vorbereiten, zum Beispiel taktische Analysen mit den entsprechenden Videos. Bei unserem Lehrgang werden wir sicherlich über das eine oder andere schon sprechen. Aber das ist auch von den individuellen Wünschen jedes Einzelnen abhängig.“
Wo sehen Sie die besten Chancen für Ihre Spieler, am Ende weit vorne landen zu können?
„Der World-Cup-Sieg von Calderano hat kurz vor der WM die Welt aufhorchen lassen und gezeigt, was alles möglich ist. Die Chinesen haben vor der WM ihre ganzen Spieler in einem großen Trainingslager zusammengezogen und legen ihre Konzentration auf ein möglichst optimales Abschneiden. Es wird spannend: Ich erwarte eine coole und auch für uns erfolgreiche WM.“
Nina Mittelham kann verletzungsbedingt nicht an der WM teilnehmen. Sind die fünf WM-Fahrerinnen bei bester Gesundheit?„Zunächst einmal wünsche ich Nina Mittelham gute Besserung. Ich hoffe, sie ist bald wieder gesund und in unserem Kreis zurück. Wann das ist, wissen wir nicht genau. Es ist wieder die Bandscheibe - sie soll das in Ruhe auskurieren. Glücklicherweise sind alle anderen Mädels fit und trainieren gut. Annett ist gestern im Training leicht umgeknickt. Aber es scheint nicht so schlimm zu sein."
Wie stehen Sie zu der frühzeitigen Auslosung?
„Eine Auslosung 18 Tage vor einem WM-Turnier findet bei mir keinen Gefallen. Es kann bis dahin viel zu viel passieren. Sollte zum Beispiel eine Gesetzte ausfallen, kann das nicht mehr für eine gerechte Umverteilung der Setzpositionen berücksichtigt werden. Dann erhält eine Nachrückerin, die ganz weit hinten in der Weltrangliste steht, diesen Platz. So etwas könnte im Extremfall zu Verzerrungen im Gesamtbild führen. Mir wäre eine Auslosung wie in der Vergangenheit, wenige Tage vor Turnierbeginn, wesentlich lieber gewesen.“
Die Ausgangsposition der Damen ist noch schwerer als die der Herren. Mit welcher Zielsetzung reisen Sie nach Doha?
„Ziel ist eigentlich immer, unsere Setzung zu bestätigen. Dieses Jahr aber ist in vielerlei Hinsicht ein sehr spezielles für uns. Zum Beispiel Ying Han, die wegen ihrer Achillessehnenrisse ein Jahr keine Wettkämpfe bestreiten konnte. Nun muss sie wieder in ihren Rhythmus finden und darüber dann hoffentlich auch langsam wieder komplett zu ihrer früheren Stärke zurückfinden. Auch Xiaona Shan war lange verletzt, aber sie trainiert wieder voll und spielt besser und besser. Sabine Winter hat ein neues Spielsystem, aber es ist unglaublich, was sie in diesen sechs Monaten gelernt hat. Das verdient meinen vollen Respekt. Yuan Wan hat im letzten Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht, und ich hoffe, sie kann das in Doha unter Beweis stellen. Annett Kaufmann ist zwar mit 18 Jahren noch sehr jung, aber sie hat schon viele Erfahrungen sammeln können. Diese WM ist eine weitere Möglichkeit, zu zeigen, wie gut sie schon spielen kann.“
Herren
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 8)
Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, WR: 10)
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 15)
Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, WR: 24)
Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 38)
Damen
Sabine Winter (TSV Dachau, WR: 48)
Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 49)
Ying Han (KTS Tarnobrzeg/Polen, WR: 51)
Yuan Wan (TTC Weinheim, WR: 59)
Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor, WR: 114)
Herren-Doppel
Benedikt Duda/Dang Qiu, Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
Damen-Doppel
Annett Kaufmann/Xiaona Shan, Yuan Wan/Sabine Winter
Gemischtes Doppel
Annett Kaufmann/Patrick Franziska, Yuan Wan/Benedikt Duda
Damen-Einzel, 1. Runde (beste 128)
Sabine Winter – Mariam Alhodaby EGY
Shan Xiaona – Sibel Altinkaya TUR
Ying Han – Ivana Malobabic CRO
Yuan Wan – Fu Yu POR
Annett Kaufmann – Ng Wing Lam HKG
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 128)
Patrick Franziska – Liao Cheng-Ting TPE
Dang Qiu – Filip Zeljko CRO
Benedikt Duda – Alberto Mino ECU
Dimitrij Ovtcharov – Daniel Habesohn AUT
Ricardo Walther – Eugene Wang CAN
Damen-Doppel, 1. Runde (beste 64)
Sabine Winter/Yuan Wan – Aia Mohamed/ Maryam Ali QAT
Shan Xiaona – Annett Kaufmann - Mo Zhang/Ivy Lao CAN
Herren-Doppel, 1. Runde (beste 64)
Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska - Hwan Bae/Aditya Sareen AUS
Benedikt Duda/Dang Qiu - Choowle Hamalambo/ Charles Banda ZAM
Mixed, 1. Runde (beste 128)
Patrick Franziska/Annett Kaufmann - Simon Gauzy/ Prithika Pavade FRAU
Benedikt Duda/Yuan Wan – Maria Xiao/Alvaro Robles ESP