Paris. Deutschlands Tischtennis-Asse Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov haben am Morgen das Viertelfinale des mit 250.000 Dollar dotierten Men's World Cup in Paris erreicht und sind damit nur einen Sieg von einem deutschen Halbfinale entfernt. Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov bezwang in einer dramatischen Siebensatzpartie den Schweden Mattias Falck, Europameister Timo Boll ließ gegen Frankreichs Lokalmatador Emmanuel Lebesson beim 4.1 nichts anbrennen und trifft nun um 21.15 Uhr auf Japans Weltranglistenachten Tomokazu Harimoto. Ovtcharov kämpft zuvor um 20.30 Uhr gegen Lee Sangsu (Südkorea) um den Einzug in das Halbfinale.
Kampfstarker Ovtcharov
In der mit 4.000 Zuschauern ausverkauften Disney Event Arena vor den Toren von Paris verdankte es Dimitrij Ovtcharov nicht zuletzt seinem Willen und seinem Kampfgeist, dass er nach sieben Sätzen gegen Mattias Falck als Sieger den Tisch verließ. Der schwedische Haudrauf, den Sportfans bis zu seiner Hochzeit im Sommer unter dem Namen Karlsson bekannt, steigerte sich nach verlorenem ersten Durchgang und schien bei einer 2:1-Satzführung und 10:8 im vierten Durchgang gegen einen verunsichert wirkenden Ovtcharov auf der Siegerstraße. Doch der Europameister der Jahre 2013 und 2015 glich zum 2:2 aus und spielte fortan besser. Am Ende verwandelte der Deutsche im Entscheidungssatz nach drei verpassten Chancen in Folge seinen vierten Matchball 12:10.
Die Erleichterung über den Sieg stand dem an Position drei gesetzten Weltranglistenvierten, der nach einer langen Verletzungspause im Frühjahr und Sommer immer noch nicht zu alter Form zurückgefunden hat, ins Gesicht geschrieben: "Wenn Mattias den vierten Satz nach Hause bringt, dann wäre das Match wohl durch gewesen. So ist er aber nervös geworden und ich habe mich zudem steigern können. Ich bin froh, dass mir nach dem knappen Erfolg über Pitchford zuletzt in der Champions League nun erneut ein wichtiger Sieg gegen einen starken Spieler gelungen ist. Ich freue mich jetzt auf das Match heute Abend. Da muss ich dann sicherlich besser spielen, als ich es gerade getan habe."
Nächster Gegner Ovtcharovs ist heute Abend um 20.30 Uhr der WM-Dritte Lee Sangsu. Der Südkoreaner setzte sich in einer dramatischen Viertelfinalpartie am späten Nachmittag nach 2:3-Rückstand mit 11:8 im Entscheidungssatz gegen Frankreichs Lokalmatador Simon Gauzy durch. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sagte nach dem Match: "Das war ein ganz wichtiger Sieg für Dima gegen Falck. Der Schlüssel zum Sieg war der Gewinn des vierten Satzes, danach hat Dima dann auch viel besser gespielt. Mal schauen, wie es am Abend läuft. Lee Sangsu ist ein schwieriger Gegner für Dima."
Hellwacher Boll beherrscht Lebesson und trifft nun auf Harimoto
Keine Dramatik aufkommen ließ Timo Boll. Der Vorjahresfinalist beherrschte den Europameister des Jahres 2016, Emmanuel Lebesson, von Beginn nach Belieben. Als der Franzose im im zweiten Durchgang besser spielte und zum 1:1 ausglich, steigerte sich der Weltranglistenzweite aus Düsseldorf ebenfalls mühelos. Boll war mit seiner Vorstellung zufrieden: "Dafür, dass ich am frühen Morgen mein erstes Einzel spielen musste, lief es schon ganz rund. Lebesson ist ja ein gefährlicher Gegner, den man nicht ins Spiel kommen lassen darf. Deshalb war es ganz wichtig, ihn gleich nach dem Satzausgleich wieder auf Distanz zu halten, damit die 4.000 Zuschauer erst gar keinen Grund haben, laut zu werden." Gegner Bolls ist heute Abend um 21.15 Uhr Japans 16 Jahre altes Wunderkind Tomokazu Harimoto. Die Nummer acht der Weltrangliste überließ dem Südkoreaner Jeong Sangeun keinen Satzgewinn. Boll hatte zwar keine Präferenzen für seinen Viertelfinalgegner, verrät aber augenzwinkernd: "Ich wäre auch nicht böse gewesen, wenn es nicht Harimoto geworden wäre. Gegen Jeong Sangeun hatte ich noch nie gespielt." Bundestrainer Jörg Roßkopf sah einen starken Boll gegen Lebesson: "Timo war von Anfang an hellwach. Seine Rückhand war von Beginn an sehr gut und er konnte das Spiel kontrollieren. Das war der Schlüssel zum Sieg. Im Viertelfinale ist alles offen. Mal schauen, wie Harimoto spielt, er kommt ja gerade aus Buenos Aires." In Argentinien hatte der Japaner an den Youth Olympic Games teilgenommen und Silber gewonnen.
Deutsches und chinesisches Duell im Halbfinale möglich
Während im Siegfall die beiden Deutschen am Sonntagvormittag im Halbfinale aufeinandertreffen, könnte es in der oberen Turnierhälfte zu einem Duell zwischen den Chinesen Fan Zhendong und Lin Gaoyuan kommen. Doch auch die beiden müssen zunächst noch ihre Viertelfinalpartien gewinnen. Der an Position eins gesetzte Weltranglistenerste Fan Zhendong (China) trifft auf den in starker Form spielenden, dreimaligen Gewinner Vladimir Samsonov (Weißrussland), der Weltranglistenfünfte Lin Gaoyuan bekommt es mit dem fünf Plätze im ITTF-Ranking hinter ihm notierten Japaner Koki Niwa zu tun.
DIE SPIELE AM SAMSTAG
VIERTELFINALE
Fan Zhendong CHN - Vladimir Samsonov BLR 4:0 (3,6,10,6)
Lin Gaoyuan CHN - Koki Niwa JPN 4:1 (10,-5,12,9,5)
Dimitrij Ovtcharov GER - Lee Sangsu KOR 4:3 (7,5,-11,-9,-5,5,5)
Timo Boll - Tomokazu Harimoto JPN 4:1 (-9,3,11,5,9)
ACHTELFINALE
Fan Zhendong CHN - Gustavo Tsuboi BRA 4:0 (7,9,6,8)
Vladimir Samsonov BLR - Wong Chun Ting HKG 4:1 (6,10,9,-7,7)
Koki Niwa JPN - Jonathan Groth DEN 4:1 (8,5,-4,10,5)
Lin Gaoyuan CHN - Kanak Jha USA 4:1 (8,-6,7,6,3)
Dimitrij Ovtcharov GER - Mattias Falck SWE 4:3 (5,-4,-7,11,3,-5,10)
Lee Sang Su KOR - Simon Gauzy FRA 4:3 (6,-4,-6,7,-6,8,8)
Tomokazu Harimoto JPN - Jeong Sangeun KOR 4.0 (6,6,7,7)
Timo Boll GER - Emmanuel Lebesson FRA 4:1 (8,-8,8,5,7)
Ergebnisse, weitere Infos
Der World Cup in TV und Livestream
DIE SPIELE AM SONNTAG
11.00 - ca. 13.00 Uhr
Halbfinale
15.00 Uhr
Spiel um Platz 3
16.00 Uhr
Finale
DIE GRUPPENENDSTÄNDE DER VORRUNDE AM FREITAG
Gruppe A: 1. Vladimir Samsonov BLR 2:0, 2. Emmanuel Lebesson FRA 1:1, 3. Hugo Calderano BRA 0:2
Gruppe B: 1. Simon Gauzy FRA 2:0, 2. Kanak Jha USA, 3. Quadri Aruna NIG 0:2
Gruppe C: 1. Jeong Sangeun KOR 2:0, 2. Gustavo Tsuboi BRA 1:1, 3. Panagiotis Gionis GRE 0:2
Gruppe D: 1. Jonathan Groth DEN 2:0, 2. Mattias Falck SWE 1:1, 3. Hu Heming AUS 0:2
MEN'S WORLD CUP (19.-21. Oktober)
DIE TEILNEHMER / DIE SETZUNGSLISTE
Setzungspositionen 1-4
1 (Weltranglistenposition 1) Fan Zhendong CHN
3 (WR 3) Timo Boll GER
3 (WR 4) Dimitrij Ovtcharov GER
4 (WR 5) Lin Gaoyuan CHN
5-8
5 (WR 7) Lee Sangsu KOR
6 (WR 8) Tomokazu Harimoto JPN
7 (WR 9) Won Chung Ting HKG
8 (WR 10) Koki Niwa JPN
9-12
9 (WR 11) Hugo Calderano BRA
10 (WR 16) Simon Gauzy FRA
11 (WR 17) Jeong Sangeun KOR
12 (WR 18) Jonathan Groth DEN
13-16
13 (WR 19) Matthias Falk SWE
14 (WR 21) Quadri Aruna NGR
15 (WR 30) Vladimir Samsonov BLR
16 (WR 48) Gustavo Tsuboi BRA
17-20
17 (WR 50) Emmanuel Lebesson FRA
18 (WR 67) Kanak Jha USA
19 (WR 70) Panagiotis Gionis GRE
20 (WR 170) Hu Heming AUS
DAS PREISGELD
Gesamt: 250.000 US-Dollar
Gewinner: 60.000,00
2. Platz: 40.000,00
3. Platz: 20.000,00
4. Platz: 14.000,00
5.-8. Platz: 10.000,00
9.-16. Platz: 7.000,00
17.-20.: Platz: 5.000,00
DIE BISHERIGEN MEDAILLENGEWINNE DER DEUTSCHEN
Timo Boll
Gold (2002, 2005)
Silber (2008, 2012, 2017)
Bronze (2010, 2014)
Jörg Roßkopf
Gold (1998)
Silber (1995)
Bronze (2001)
Dimitrij Ovtcharov
Gold (2017)
Bronze (2013, 2015)
DER WORLD CUP IN TV UND LIVE STREAM
- Den Men's World Cup mit Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov gibt im ITTF-Livestream zu sehen.
- Außerdem übertragen Eurosport und Eurosport 2 live und als Aufzeichnung.
- Einen Beitrag in der ARD-Sportschau gibt es am Sonntag zwischen 18 und 18.30 Uhr, falls ein deutscher Spieler am Sonntag noch im Turnier vertreten sein sollte.
Samstag, 20. Oktober
10.00 - 13.00 Uhr: Achtelfinale - Eurosport, live
23.30 - 01.10 Uhr: Viertelfinale - Eurosport 2, Aufzeichnung
Sonntag, 21. Oktober
09.30 - 11.00 Uhr: Eurosport, Aufzeichnung vom Vortag
11.00 - 13.00 Uhr: Halbfinale - Eurosport, live
15.00 - 16.00 Uhr: Spiel um Platz 3 - Eurosport 2, live
16.00 - 17.00 Uhr: Finale - Eurosport 2, live
Bei deutscher Beteiligung am Sonntag:
18.00 - 18.30 Uhr: Sportschau
DAS SPIELSYSTEM
Der World Cup wird in zwei Stufen ausgetragen. Stufe 1 am Freitag, Stufe 2 am Samstag und Sonntag.
- Stufe 1: Vorrunde in Gruppen mit 12 Spielern (die von Position neun bis 20 Gesetzten): Vier Gruppen à drei Spielern. Die Erst- und Zweitplatzierten jeder Gruppe qualifizieren sich für Stufe 2.
- Stufe 2, Hauptrunden im K.-o.-System mit 16 Spielern: Die Hauptrunde beginnt mit dem Achtelfinale. Dabei werden die acht Qualifikanten aus Stufe 1 den acht topgesetzten Spielern zugelost.
Alle Partien werden auf vier Gewinnsätze gespielt (Modus: „Best of seven“).
DIE TEILNAHMEKRITERIEN
Jeweils 20 Spieler nehmen an den Weltpokalturnieren der Damen und Herren teil.
Teilnahmeberechtigt sind:
- Weltmeister
- Sieger der kontinentalen Qualifikationsturniere (z.B.in Europa: Europe Top 16 Cup)
- Zweit- und Drittplatzierte der kontinentalen Qualifikationsturniere in Asien und Europa
- über ihre Weltranglistenposition in Kombination mit dem Abschneiden beim kontinentalen Qualifikationsturnier Qualifizierte
- 1 wild card der ITTF
- 1 Vertreter der Gastgebernation
(Einschränkung: Es dürfen maximal 2 Spieler einer Nation an den Start gehen)