Macau. Bedeutende Nominierung für Kerstin Duchatz: Die deutsche Gold-Badge-Schiedsrichterin leitete beim prestigeträchtigen World Cup in Macau das Herren-Finale - wie stets souverän und unaufgeregt. Bereits 2023 war die Hernerin für ihre konstant starken Leistungen zur Weltschiedsrichterin des Jahres gekürt worden. Beim World Cup bestätigte sie erneut eindrucksvoll, dass sie zur absoluten Weltklasse ihres Fachs gehört.
Das Endspiel der Herren selbst schrieb Sportgeschichte: Hugo Calderano krönte sich als erster Spieler aus Lateinamerika zum Sieger des World Cups. Der Brasilianer, der in der TTBL für Ochsenhausen aktiv ist, bezwang Lin Shidong (China) mit 4:1. Auf dem Weg ins Finale hatte Calderano mit Lin, Wang Chuqin (China) – dem Viertelfinal-Bezwinger von Benedikt Duda – sowie Japans Topstar Tomokazu Harimoto die Nummern 1, 2 und 3 der Welt aus dem Turnier geworfen. Bei den Damen hatte sich zuvor in einem chinesischen Endspiel Titelverteidigerin Sun Yingsha gegen Kuai Main in vier Sätzen durchgesetzt.
Kerstin Duchatz: "Das Finale war sehr gut zu leiten"
Dass das Herren-Finale des prestigeträchtigen World Cups regelkonform und fair über die Bühne ging, war auch dem sicherem Gespür und der unaufgeregten Autorität der Hernerin Kerstin Duchatz zu verdanken. Die Leiterin des DTTB-Ressorts Schiedsrichter sagte im Anschluss an das Finale: „Das Spiel war sehr gut zu leiten. Es gab keinerlei unfaire Verhaltensweisen, keine diskussionswürdigen Punkte. Von daher habe ich mich am Tisch sehr wohl gefühlt – auch im Zusammenspiel mit meinem polnischen Assistenten, mit dem ich zuvor noch kein Spiel gemeinsam geleitet hatte. Die Halle war gefühlt sogar etwas leiser als beim Damen-Finale, da Lokalmatador Lin schnell in Rückstand geriet. Beim Herren-Finale hatte ich eigentlich mit mehr Lautstärke gerechnet. Ich bin jedoch immer sehr konzentriert am Tisch, sodass mich die Geräuschkulisse – unabhängig von ihrem Pegel – nicht stört.“
Nominierung für das Finale eine Auszeichnung für gute Leistungen
Die Nominierung für das Herren-Finale bedeutete für Kerstin Duchatz eine große Auszeichnung: „Ich habe mich natürlich sehr gefreut, das letzte Spiel des Turniers leiten zu dürfen. Für uns Schiedsrichter ist das immer ein gutes Zeichen: Es bedeutet in der Regel, dass man über das gesamte Turnier hinweg gute Leistungen gezeigt hat.“
„Der Videobeweis muss sich noch weiter bewähren“
Die zur höchsten internationalen Schiedsrichter-Kategorie Gold Badge zählende Kerstin Duchatz sammelte in Macau ihre ersten Erfahrungen mit dem Table Tennis Review System (TTR), dem Videobeweis. Die 36-Jährige begrüßte die Premiere des Systems, sagte aber auch: „Der Videobeweis muss sich noch bewähren. Ich hoffe, dass TTR künftig auch einige unserer Schiedsrichterentscheidungen unterstützen wird – und nicht nur überwiegend von den Spielern als taktisches Mittel eingesetzt wird, wie ich es selbst erlebt habe. Grundsätzlich ist es aber gut, dass die vielen verschiedenen Kamerapositionen eine Hilfe für die Schiedsrichter sein können.“
Duchatz ergänzt: „Ich habe selbst die Hälfte des Turniers in der Videoregie verbracht und dabei vieles einschätzen gelernt.“ Eines habe die Einführung des TTR-Systems schon jetzt bewirkt: „Insgesamt hatten wir Schiedsrichter den Eindruck, dass der Aufschlag der Spieler häufiger korrekt ausgeführt wurde. Sie wissen um den Einsatz von TTR, das beim nächsten Mal bei der WM zum Einsatz kommen soll. Die Spieler gehen nun viel seltener das Risiko einer Challenge durch den Gegner ein.“
Die Veranstaltungsmanagerin an der Hochschule Bochum wird bei der WM in Katar allerdings selbst nicht im Einsatz sein: „So viel Urlaub habe ich nicht. Ich mache das ja ehrenamtlich und muss auch meinem Beruf nachgehen. Ich werde das nächste Mal Anfang Mai bei einem kürzeren Turnier, der U21-EM in Bratislava, im Einsatz sein.“
Benedikt Duda und Dimitrij Ovtcharov erreichen die Endrunde
Der EM-Zweite Benedikt Duda und der Gewinner der Auflage des Jahres 2017, Dimitrij Ovtcharov, waren die beiden einzigen Deutschen, die beim World Cup das Achtelfinale erreichten. In der Verlängerung des Entscheidungssatzes setzte sich Duda in einem epischen deutschen Duell durch. In einem grandiosen Viertelfinale gegen den Weltranglistenzweiten Wang Chuqin (China) fehlte dem Bergneustädter anschließend im Entscheidungssatz nur ein einziger Punkt zum Einzug ins Halbfinale.
Sechs DTTB-Asse hatten am dritten Vorrundentag den möglichen Einzug in die K.-o.-Runde verpasst. Sie mussten sich in ihren Gruppen fünfmal mit Platz zwei und einmal mit Rang drei zufriedengeben. Kurios: Durch das ausschließlich beim World Cup eingesetzte Vorrundensystem, bei dem alle Partien über exakt vier Sätze ausgetragen werden, verpassten der Weltranglistenachte Patrick Franziska (Saarbrücken), Ex-Europameister Dang Qiu (Düsseldorf) und U19-Weltmeisterin Annett Kaufmann (Kolbermoor) zwar den Einzug in die Endrunde, traten jedoch ungeschlagen die Heimreise an.
Europe-Top-16-Siegerin Ying Han (Tarnobrzeg, Polen) und die Europe-Top-16-Halbfinalistinnen Sabine Winter (Dachau) und Xiaona Shan (Berlin) blieben ebenfalls in den Gruppenspielen auf der Strecke. Die EM-Dritte Nina Mittelham (Berlin) musste wegen Rückenproblemen nach ihrem ersten Einzel das Turnier aufgeben.
Ergebnisse des World Cups der Damen und Herren
Re-Live und World-Cup-Videos auf YouTube
Die Finalspiele am Sonntag
Herren
Hugo Calderano BRA - Lin Shidong CHN 4:1 (-6,7,9,4,5)
Damen
Sun Yingsha CHN - Kuai Man CHN 4:0 (9,6,9,6)
World Cup der Damen und Herren in Macau (14. bis 20. April)
Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau), Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor)
Herren
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Zoltan Batorfi (Assistenz-Bundestrainer Damen)
Schiedsrichterin
Kerstin Duchatz (Herne)