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Elena Waggermayer, mit 14:1-Siegen erfolgreichste Hinrundenspielerin an Position drei (Foto: TuS Bad Driburg)

WRW Kleve löst Herbstmeister TuS Uentrop an der Tabellenspitze ab, doch Hannover lauert bereits

MS 21.01.2011

Was zur Halbzeitpause im Dezember eine Hierarchie der Stärke mit Tendenzen für das Saisonfinale auswies, ist unmittelbar nach Beginn der Rückrunde nicht mehr als ein Dokument der Ungewissheit in Meisterschafts- und Abstiegsfrage. In der Tabelle der 2. Bundesliga Nord der Damen ist mitte Januar schier nichts, wie es vor der Weihnachtspause noch war: Der TuS Uentrop, inoffizieller Herbstmeister mit nur drei Verlustpunkten, kassierte innerhalb von acht Tagen gleich zwei Niederlagen und musste seinen Platz an der Wintersonne zumindest bis auf weiteres an die TTVg WRW Kleve abgeben. Im gleichen Atemzug schloss Halbzeit-Schlusslicht MTV Tostedt II bereits zum mehr denn je gefährdeten Tabellenachten SC Poppenbüttel auf. Die vor Saisonbeginn bei der Ligaumfrage am häufigsten genannten Titelanwärter, Hövelhof und Marßel Bremen, dümpeln im Mittelfeld herum.

Uentrops Glanz der Herbstmeisterschaft schon wieder erloschen

15:3-Punkte lautete im Dezember die stolze Bilanz des TuS Uentrop nach neun von achtzehn Spieltagen. Angeführt von der überragenden Spitzenspielerin Andrea Scheld, die in der Hinrunde als drittbeste Spielerin der Liga in siebzehn Einzeln nur zwei Niederlagen kassierte und zudem im Doppel an der Seite von Talent Nadine Sillus mit einer 8:1-Bilanz glänzte, sicherte sich der TuS als konstantestes Team vor der jedoch nahezu gleichwertigen Konkurrenz von Hannover 96 (14:4) und TTVg WRW Kleve (13:5) die vor Saisonbeginn nicht unbedingt erwartete Herbstmeisterschaft. Uentrops Teammanagerin Carina Lehmköster blieb zur Halbzeit trotz der Spitzenposition im Dezember mit beiden Füßen auf dem Boden: "Klar wollen wir ganz oben bleiben. Das ist nach der tollen ersten Serie ja auch verständlich. Ob uns die Realisierung dieses Vorhabens gelingt, bleibt abzuwarten. Platz zwei oder drei wäre auf jeden Fall aber auch ein großer Erfolg.“


Doch Uentrops Glanz des Herbsttitels war schnell erloschen. Zwei Auftritte später im Januar hatte der TuS bereits mehr Punkte verloren als in der gesamten Hinrunde. Gastspiele innerhalb von acht Tagen bei Halbzeit-Schlusslicht Tostedt sowie bei der heimstarken DJK Holzbütten stellten das bis dahin gültige Tabellengefüge auf den Kopf. Das Fehlen der etatmäßigen Nummer drei Lara Broich (Adduktorenverletzung) konnte zwar durch das passable Zweitligadebüt von Schülerin Katja Brauner teilweise kompensiert werden, zusammen mit Andrea Schelds ersten Saisonniederlagen gegen des Gegners Nummer zwei (Tostedts Yvonne Kaiser und Holzbüttgens Fang Yin Wei) waren Niederlagen des Spitzenreiters bei Tostedt und Holzbüttgen aber nicht zu verhindern. Lehmköster: „Klar, damit hatte wohl keiner gerechnet. Aber unser Team hat in dieser Spielzeit viele großartige Partien abgeliefert. Da muss man eine schlechte Leistung nicht dramatisieren.“ Trainer Dieter Ende sieht es genauso: „Abhaken und nach vorne schauen. Jetzt zählen nur die nächsten Spiele.“

Traditionsverein WRW Kleve mit Konstanz an die Spitze

Nutznießer des doppelten Ausrutschers ist die TTVg WRW Kleve, die sich unverhofft, aber nicht unverdient an der Tabellenspitze wiederfindet. Immerhin konnte sich der Traditionsverein nach dem 1:6-Saisonfehlstart gegen Hannover im Laufe der Saison erheblich steigern und gab bis jetzt kein einziges Spiel mehr verloren. 2011 verlief der Start für das Team vom Niederrhein wesentlich besser. Mit 6:1 bezwang WRW Marßel Bremen, das Kleve im Hinspiel einen Zähler abgeknöpft hatte. Schon vor dem Match hatte die Trainerin und Vorsitzende Sabine Böttcher auf einen Sieg spekuliert, "um sich oben festbeißen zu können".

Eine besondere Art der Vorbereitung auf den Saisonendspurt absolvierte Kleves Nummer zwei Carla Nouwen, die in der Hinrunde nur neun Einzel bestritt und aktuell eine 5:5-Bilanz aufweist. Die Niederländerin verbrachte die Weihnachtstage sowie den Jahreswechsel in China, wo sie mit der niederländischen Nationalmannschaft ihres Landes ein Trainingslager absolvierte. Nouwen: "Wir haben dort am Tag bis zu drei Einheiten gemacht und individuell dabei viel verbessert. Ich hoffe, dass sich die Mühen bezahlt machen."

Auch Ilka Böhning und Jessica Wirdemann haben sich intensiv auf die Rückserie vorbereitet. Kleves Spitzenspielerin Böhning, bei der nach zehn Spieltagen zwölf Siege bei acht Niederlagen zu Buche stehen, peilt eine ähnliche gute Bilanz wie in der Hinrunde an. Jessica Wirdemann kassierte zwar in der Hinrunde als Nouwen-Vertreterin an Position zwei so manche Niederlage, bei ihren regulären Auftritten sammelte sie jedoch eine 6:3-Bilanz und bildet zusammen mit Suzanne Dieker (8:2) im hinteren Paarkreuz eine Bank.

Hannover 96 ist der heimliche Tabellenführer

Heimlicher Tabellenführer ist das Team von Hannover 96, das einen Verlustpunkt weniger aufweist als der neue Spitzenreiter WRW Kleve, aber erst am Sonntag gegen Marßel Bremen sein erstes Rückrundenmatch bestreitet. Siege gegen Bremen und am darauf folgenden Samstag gegen Schlusslicht Kaltenkirchen vorausgesetzt, kommt es am 30. Januar zum vielleicht vorentscheidenden Duell mit Kleve, das im Hinspiel in der Höhe vollkommen überraschend mit 6:1 überrollt werden konnte. Die jüngste Mannschaft der Liga, die im ersten Saisonabschnitt lediglich Niederlagen gegen Uentrop und den Tabellenvierten Hövelhof kassierte, ist in den Saisonbilanzen überragend vertreten. Fünfzehnmal trat Barbora Balazova in neun Mannschaftsspielen an den Tisch, lediglich einmal – gegen Uentrops Andrea Scheld – verließ sie als Verliererin den Tisch. Für die ehrgeizige Slowakin bedeutet dieses Resultat Rang zwei in der Liga-Bestenliste hinter Holzbüttgens Jing Tian-Zörner, die sie allerdings bezwingen konnte. Bereits auf dem siebten Rang folgt Hannovers Serbin Andrea Todorovic, die mit 7:4 an Position zwei ebenfalls überzeugte. Zudem wird als Nummer sechs das 96-Talent Meike Müller mit ihrem 7:2-Ergebnis im hinteren Paarkreuz gelistet, die gemeinsam mit Balazova auch das vierbeste Doppel der Liga stellte.

Hövelhof noch in Lauerstellung

Noch mit Kontakt zur Spitzengruppe und damit in Lauerstellung befindet sich der TTV Hövelhof. Der vor Saisonbeginn meistgenannte Titelaspirant befindet sich derzeit auf Rang vier und steht mit aktuell 13:7-Zählern durchaus noch in engem Kontakt zur Meisterschaftsschale. Zudem hat Hövelhof mit dem 6:2-Erfolg über Holzbüttgen am ersten Rückrundenspieltag bereits einen Zähler gegenüber der Vorrunde wettgemacht. Dass der Vorjahreszweite nicht besser dasteht, das hat er vor allem seinen sportlichen Leistungen im Spitzenpaarkreuz zu verdanken. Sowohl Tetyana Tkachova (7:8) als auch Dong Li (6:9) weisen keine meisterschaftswürdigen Bilanzen auf. Dafür glänzten aber im hinteren Paarkreuz der niederländische Neuzugang Nicky Zetsen (8:1) als zweitbeste Spielerin der Liga und Elena Shapovalova (7:2) als Nummer sechs. Damit nicht genug: Hövelhofs Nummer fünf, die Holländerin Monique Posthuma, taucht noch mit einer passablen 5:7-Bilanz immerhin noch an Position zwölf auf.

Sorgenfreier Aufsteiger Holzbüttgen spielt das Zünglein an der Waage

Prächtig geschlagen hat sich im bisherigen Saisonverlauf die DJK Holzbüttgen. Mit 13:11 Punkten steht der Aufsteiger, der vor Saisonbeginn lediglich vom Klassenverbleib geträumt hatte, derzeit auf dem fünften Tabellenplatz. Würde Fang Yin Wei, Holzbüttgens Nummer zwei, nicht nur im Wesentlichen bei Heimspielen zum Einsatz kommen, so käme den Kaarsterinnen in Ermangelung eines Topfavoriten wohl durchaus ein Mitspracherecht in der Meisterschaftsfrage zu. Doch immerhin spielt die DJK mit ihrer Heimstärke gegen die Favoriten in dieser Saison vielleicht das Zünglein an der Waage, zuletzt eindrucksvoll beim Sturz von Tabellenführer Uentrop demonstriert. Herzstück der Mannschaft ist ihr Neuzugang, die unweit des Vereins ansässige Senioren-Weltmeisterin Jing Tian-Zörner, die mit einer 21:-Bilanz  die aktuell beste Spielerin der Liga (21:2) ist. Holzbüttgens Nummer zwei Fan taucht auch ohne Dauereinsatz mit einer 9:6-Bilanz immerhin noch auf dem achten Rang der Bestenliste auf. Auch die zweite personelle Verstärkung, Nina Mittelham, erwies sich wie Tian-Zörner als Glücksgriff. Das Ergebnis der Jugendlichen zählt mit 11:3 zu den besten der Liga.

TuS Bad Driburg hofft auf die Rückrunde

Ein wenig hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist der TuS Bad Driburg. „Oben mitspielen“, so hatte der erfahrene Teamchef Franz-Josef Lingens die Devise ausgegeben, nachdem der TuS sein Team nach dem freiwilligen Rückzug aus der 1. Bundesliga vollkommen neu formiert hatte. Dieses Unterfangen ist im ersten Saisonabschnitt der Ausgeglichenheit der Ligaspitze zum Opfer gefallen, zumindest was den Tabellenplatz anbelangt. Rang sechs mit 10:8-Punkten lässt auf den ersten Blick nicht auf eine Spitzenmannschaft schließen. Blick zwei aber genügt, um zumindest die Perspektiven ins Auge zu fassen, die der TuS Bad Driburg für die Rückrunde noch besitzt, eine Leistungssteigerung vorausgesetzt. Immerhin trennen die Westfalen nur drei Punkte auf Spitzenreiter WRW Kleve und nur vier Zähler auf das nach Verlustpunkten beste Team, Hannover 96. Erfolgreichste Spielerin der Hinrunde war Elena Waggermayer an Position drei mit beeindruckenden 14:1-Siegen, auch die 10:7-Bilanz von Spitzenspielerin Carinna Jönsson (Schweden) kann sich angesichts der respektablen Konkurrenz noch sehen lassen – gemeinsam bildeten die beiden zudem das zweiterfolgreichste Doppel der Liga. Waggermayers überragendes Ergebnis und das enttäuschende 2:15-Resultat von Rumäniens Bad-Driburg-Rückkehrerin Cristina Kont an Position zwei führten für die Rückrunde auch zu einem Plätzetausch in der Mannschaftsaufstellung. Der TuS ist übrigens mit einem Schnitt von 100 Zuschauern auch Spitzenreiter einer nicht aussagekräftigen Statistik, denn Bad Driburg absolvierte erst zwei Heimspiele. Siebenmal Heimrecht in der Rückrunde – das könnte allerdings auch der Hinweis auf eine mögliche Aufholjagd sein.

Marßel Bremen jenseits von Gut und Böse

Marßel Bremen rangiert zur Halbzeit auf Rang fünf der Tabelle, rutschte aber gleich zum Rückrundenauftakt mit zwei Niederlagen am Doppelspieltag in Kleve und Holzbüttgen auf den siebten Rang ab und steht an diesem Wochenende in Hannover vor einer hohen Auswärtshürde. Bremens Saisonausrichtung verändert das jedoch nicht ins Dramatische: Das Team, das vor Saisonbeginn von der Konkurrenz unterstellte Titelambitionen stets verneinte, hat keinen ernsthaften Vorstoß in den oberen Tabellenbereich mehr im Sinn, außerdem sollte es in dieser Saison bei zehn Pluspunkten mit dem Abstiegskampf in keinem Fall etwas zu tun haben. Herausragend spielte in der Hinrunde Bremens Nummer drei, Katarina Michajlova, die im Einzel zwölfmal siegte und nur eine Partie verlor. In Holzbüttgen kam gegen Margit Freiberg-Nolten nun allerdinsgs die zweite Niederlage hinzu. Ebenfalls nur eine Niederlage kassierte im ersten Saisonabschnitt das Spitzenduo Lin Sievers/Ying Ni-Zhan.

Trio Poppenbüttel, Tostedt und Kaltenkirchen im Abstiegsstrudel

Bei sechs (Poppenbüttel und Tostedt) beziehungsweise acht Punkten (Kaltenkirchen) Rückstand auf Marßel Bremen und Bad Driburg sind in dieser Saison drei Teams heftig in den Sog des Abstiegsstrudels geraten. Der SC Poppenbüttel verpflichtete mit der ehemaligen Mannschafts-Europameisterin und Europe-Top-12-Gewinnerin Jie Schöpp (9:2) zwar eine echte Spitzenspielerin, doch hinter der als Trainerin im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf arbeitenden Weltklasseakteurin gelang keiner weiteren SC-Spielerin eine positive Bilanz. Bei der mehrfachen nigerianischen Olympiateilnehmerin Funke Oshonaike (4:12) ist dies in der undankbaren Position zwei nicht weiter verwunderlich, im hinteren Paarkreuz allerdings fehlte es Krisztina Kovac (3:6) und Nicole Meyer (1:7), die nun Jasmin Kersten Platz machen muss, deutlich an Stabilität.


Mit ähnlichen Problemen haben auch die derzeit auf den Abstiegsrängen vertretenen Mannschaften zu kämpfen. Die Bundesligareserve des MTV Tostedt als Tabellenneunter sammelte durch Abwehrass Tatsiana Kostromina (Weißrussland/5:5-Bilanz) und durch Yvonne Kaiser (3:3) in ausgeglichenem Maße Punkte, dafür weist bei Schlusslicht TS Kaltenkirchen Katalin Jedtke mit 11:7 ein exzellentes Ergebnis aus, ist aber aber als zuverlässige Punktesammlerin quasi Alleinunterhalterin.

 

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