Macau. Europameister Dang Qiu kehrt mit einer strahlend hell glänzenden Silbermedaille aus Macau zurück. Beim mit 800.000 Dollar dotierten WTT Champions unterlag der Düsseldorfer bei seinem ersten Turnierauftritt nach den Olympischen Spielen nur im Finale dem in überragender Form spielenden Chinesen Lin Shidong. Als Trostpflaster nimmt Dang Qiu ein Preisgeld in Höhe von 27.000 Dollar und satte 700 Weltranglistenpunkte mit nach Hause, die den aktuell auf Rang 13 notierten gebürtigen Nürtinger beim Erscheinen der neuen Weltrangliste am Dienstag auf Position elf vorrücken lassen. Der 19 Jahre alte Macau-Champion Lin Shidong klettert nach seinem Titelgewinn auf Platz sieben.
Wie hoch der Erfolg des für Borussia Düsseldorf spielenden Schwaben einzuschätzen ist, verdeutlicht ein Blick in die Statistik. Dang Qiu ist der erste Europäer, dem in den bisher acht Events der hochklassigen Champions-Serie des Veranstalters World Table Tennis der Einzug in das stets von Asiaten gewonnene Finale gelang. In diesem Jahr stehen noch zwei weitere Champions-Highlights in Europa auf dem Programm. Zunächst vom 22. bis 27. Oktober in Südfrankreich in Montpellier, der Heimat des Olympiadritten Felix Lebrun. Die deutsche Station des WTT Champions wird nach der Premiere im Jahr 2023 vom 3. bis 10. November zum zweiten Mal in der Süwag Energie ARENA Frankfurt ausgetragen.
Fehlerloser Lin Shidong stoppt Siegeszug von Dang Qiu
Dang Qiu musste sich in Macau nur im Finale dem seit Wochen in überragender Form spielenden Lin Shidong beugen. Der U19-Weltmeister, der bereits seit dem Vorjahr zur Garde der chinesischen Superstars zu zählen ist, gewann vergangenen Sonntag beim WTT Contender Almaty in Kasachstan die Titel im Einzel, Doppel und Mixed und beherrschte auch in Macau in beeindruckender Manier die Konkurrenz. Auf dem Weg in das Endspiel hielt der Erstrundenbezwinger des Deutschen Meisters Benedikt Duda (Bergneustadt) mit dem Japaner Tomokazu Harimoto, Frankfurt-Champions-Sieger Lin Jun-Yu (Taiwan) und dem topgesetzten Weltranglistenersten Wang Chuqin gleich drei Top-Ten-Spieler in Folge in Schach.
Dem immensen Druck, den der ungemein schnelle und leichtfüßige Lin Shidong im Finale vom Beginn des ersten Ballwechsels mit seinen harten und platzierten Vor- und Rückhandtopspins aufbaute, hatte der Spitzenspieler der Düsseldorfer Borussia trotz seiner herausragenden Form heute nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Der Chinese verhinderte mit seinen aggressiven Angriffsschlägen, dass der Deutsche in seinen Rhythmus und zu seinem sicheren Platzierungsspiel kam. Nur im dritten und vierten Satz kam der permanent unter immensem Druck stehende Dang Qiu in die Nähe eines Satzgewinns. 5:11, 6:11, 8:11 und 8:11 lautete das Ergebnis gegen den praktisch fehlerfrei agierenden Chinesen, der damit im direkten Vergleich die Führung übernimmt. Die beiden Kontrahenten waren sich zuvor zweimal in Achtelfinalspielen begegnet. Beim WTT Champions Xinxiang im Vorjahr siegte der Chinese, bei den WTT Finals zu Beginn des Jahres 2024 in Doha setzte sich Dang Qiu durch. Nach dem ersten Champions-Titelgewinn seiner Karriere sagte Lin Shidong: „Ich bin ungemein gut vorbereitet in das Finale gegangen. Dang Qiu ist einer der stärksten Europäer und es war kein leichtes Match gegen ihn. Wir beide spielen sehr gut.“
Für Europameister Dang Qiu ist der zweite Platz beim Stelldichein der Besten ein fantastischer Start in die nacholympische Saison und nach dem Gewinn des Europameistertitels im Einzel vor zwei Jahren zusammen mit dem zweiten Platz beim Europe Top 16 im Februar 2023 sowie dem Einzug in das Halbfinale der WTT Finals im Januar 2024 einer der bedeutendsten Erfolge in der noch jungen internationalen Einzelkarriere des erst im Jahr 2022 kometenhaft in die Weltspitze vorgestoßenen Schwaben. Dang Qiu zog in Macau trotz der Finalniederlage gegen einen überragenden Gegner eine ausgesprochen positive Bilanz: "Ich hatte keine gezielte Vorbereitung auf das Champions-Turnier und bin deshalb ohne große Erwartungen nach Macau geflogen. Deshalb freue ich mich sehr, das Finale erreicht zu haben."
Glänzende Woche mit täglicher Steigerung
Schon vor dem Finale war es eine glänzende Woche für den Europameister von München gewesen, der nach den Olympischen Spielen von Paris ohne gezielte Vorbereitung und zudem nach einem TTBL-Spiel in der Vorwoche mit leichten Adduktoren-Beschwerden die Reise nach Macau angetreten hatte. „Ich hatte keine große Erwartungen vor dem Turnier“, gestand Dang Qiu, der von Runde zu Runde an Sicherheit und Qualität in seinem Spiel gewann. Bereits zum souverän gewonnenen Auftakteinzel gegen den Südkoreaner Lim Jonghoon hatten sich die gesundheitlichen Probleme verflüchtigt, was im Achtelfinale auch Schwedens ehemalige Einzel-WM-Finalist und Doppel-Weltmeister Mattias Falck zu spüren bekam. Im Viertelfinale stellte das 27 Jahre alte Penholderass anschließend seine sich von Tag zu Tag steigernde Form nach einem 0:2-Satzrückstand gegen Chinas Weltranglistenvierten und Champions-Incheon-Sieger Liang Jingkun überaus eindrucksvoll unter Beweis. Im Halbfinale beendete er dann mit einem hoch verdienten 4:2-Erfolg die Siegesserie des aufsteigenden taiwanesischen Sterns Kao Cheng-Jui, der zuvor mit Lin Gaoyuan (China) und dem Olympiazweiten Truls Möregardh (Schweden) zwei prominente Titelanwärter aus dem Medaillenrennen befördert hatte.
Dang Qiu: "Ich nehme viel Positives aus Macau mit"
Dang Qiu hatte sich angesichts des überragenden Auftritts seines Gegners nach dem Finale nichts vorzuwerfen. Der Düsseldorfer sagte: "Lin war top vorbereitet und hat dazu auch noch heute unfassbar gut performt, so dass ich überhaupt nicht in mein Spiel gekommen bin. Bei mir hat aber auch nicht alles so geklappt, wie ich mir das vorgenommen hatte. Ich hätte schon gerne das Turnier gewonnen. Es ist schon ein Unterschied, ob man den Titel holt oder Zweiter wird.." Das Gesamtfazit Dang Qius fällt aber sehr positiv aus: " Ich nehme auf jeden Fall für mich viel Positives und auch viel Selbstvertrauen vom WTT Champions mit."
Bundestrainer Roßkopf: "Das Champions war für uns ein gutes Turnier"
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf war zufrieden mit den Ergebnissen seiner Spieler in Macau: "Für Dang war es ein super Turnier und ein tolles Ergebnis. Er hat nach Olympia einige Dinge in seinem Spiel probiert, die schon ganz gut funktioniert haben. Im Finale gegen Lin Shidong war es ungemein schwer, er war einfach richtig, richtig gut. Er hat ja auch über das gesamte Turnier hinweg sehr viele gute Spieler geschlagen." Roßkopf blickte auf eine gute Woche: "Auch Patrick Franziska, der ja einen Matchball gegen Cho Daeseong im Achtelfinale hatte, hat wirklich gut gespielt. Benedikt Duda braucht nach seiner überstandenen Verletzung jetzt etwas Zeit, die wir ihm auch geben. Er ist auf einem guten Weg. Das Champions war für uns ein gutes Turnier."
Die Spiele am Sonntag
Herren-Einzel, Finale
Dang Qiu - Lin Shidong CHN 0:4 (-5,-6,-8,-8)
Damen-Einzel, Finale
Sung Yingsha CHN - Wang Yidi CHN 4:2 (7,-6,10,4,8,4)
Links
WTT Champions Macao (9. bis 15.9.): Auslosung, Ergebnisse, Infos
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WTT Champions Frankfurt (3.-10.11.): Infos
Die deutschen Starter beim WTT Champions Macao (9. bis 15.9.)
Herren: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf)
Betreuer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)