Montpellier. Benedikt Duda tritt mit einer glänzenden Bronzemedaille im Gepäck die Rückreise aus Südfrankreich an. Der Europameisterschaftszweite aus Bergneustadt unterlag beim mit 500.000 dotierten WTT Champions Montpellier erst im Halbfinale denkbar knapp mit 2:4 dem Weltranglistenachten Tomokazu Harimoto, der gestern in der Runde der besten Acht den Saarbrücker Patrick Franziska besiegt hatte. Gegner des Japaners im Finale am Sonntagnachmittag um 17 Uhr ist der aus Montpellier stammende Olympiadritte Felix Lebrun, der sich im zweiten Vorschlussrundenspiel ohne Satzverlust gegen Chinas Weltranglistenzweiten Lin Shidong durchsetze. Im Endspiel des Damen-Einzels stehen sich eine Stunde zuvor mit Miwa Harimoto und Satsuki Odo zwei Japanerinnen gegenüber. Tischtennis-Weltmacht China ist somit überraschend im keinem der Finalspiele vertreten. Auf das Turnier in Südfrankreich folgt vom 3. bis 10. November die zweite Auflage des WTT Champions Frankfurt in der Süwag Energie ARENA.
Bärenstarker Duda: "Im fünften Satz bei 6:3 war ich etwas zu gierig"
Bis Mitte des ersten Satzes sah es so aus, als könne Benedikt Duda wie gestern gegen den Weltranglistenvierten Liang Jingkun (China) auch gegen die Nummer acht der Welt schnell in Führung gehen. Doch nach einem 6:2-Auftakt des Deutschen gewann der Japaner an Sicherheit und erhöhte mit seinen harten Schlägen und genauen Platzierungen den Druck auf Duda, dem in der Folge nur noch ein Punktgewinn gelang. Auch der zweite Durchgang ging mit 11:7 an Harimoto. In Satz drei und vier kontrollierte dann alleine Duda das Match, der auch die schärfsten Schläge des Japaners immer wieder mit punktbringenden Attacken beantwortete. Den Anschluss schaffte der Deutsche nach einer 10:5-Führung mit 11:8, bevor mit 11:6 der Satzausgleich gelang. Als Benedikt Duda im wichtigen fünften Durchgang mit 6:2 endgültig die Kontrolle über das Spiel übernommen zu haben schien, kippte das Match doch noch zu Gunsten seines Kontrahenten. Duda schilderte die entscheidende Phase so: "Ab dem dritten Durchgang habe ich zweieinhalb Sätze wie in den Matches zuvor total im Flow gespielt. Leider war ich dann bei 6:3 bei einer sehr guten Chance mit der Vorhand etwas zu gierig. Harimoto ist auch bei Rückständen immer total cool geblieben, hat in der zweiten Hälfte des fünften Satzes seinen Aufschlag etwas geändert. Das hat mich überrascht und ich habe danach etwas zu vorsichtig gespielt."
"Ich wäre gerne auch noch diesen Schritt weiter nach vorne gegangen"
Nach der verpassten Chance zur 7:3-Führung summierten sich in der Endphase des fünften Satzes zwei vermeidbare Fehler auf Unterschnittblocks des Japaners zum 9:11. Durchgang sechs sah von Beginn an einen vor Selbstbewusstsein strotzenden Harimoto, der nach dem verwandelten Matchball zum 11:8 erleichtert aufatmete: "Ich hatte einen guten Start, aber Duda hat danach unglaublich gut gespielt." Ein Lob, das Duda zwar freut, ihn aber nicht über sein Ausscheiden hinweg tröstet: "Ich bin jetzt zunächst einmal sehr enttäuscht über meine Niederlage. Ich hatte gute Chancen, mir heute auch den ersten und den fünften Satz zu holen. Schade, dass ich das Spiel heute nicht gewinnen konnte - ich wäre gerne auch noch diesen Schritt weiter nach vorne gegangen."
Benedikt Duda: "Freue mich auf das Champions Frankfurt"
Trotz der knappen Halbfinal-Niederlage gegen Weltstar Harimoto: Benedikt Duda darf überaus zufrieden die Heimfahrt nach Deutschland antreten. Denn erfolgreicher hätte die erstaunliche Tischtennis-Reise der beiden letzten Wochen für den im Sommer wegen einer Knorpelverletzung im Knie zwei Monate lang pausierenden 30-Jährigen kaum verlaufen können. Bei den Europameisterschaften im österreichischen Linz wurde der 30 Jahre alte Bergneustädter nach beeindruckenden Triumphen über den olympischen Bronzemedaillengewinner und Weltranglistensieben Felix Lebrun (Frankreich) sowie den zweimaligen Europameister Dimitrij Ovtcharov zur Turnierüberraschung und unterlag erst im Finale dem Franzosen Alexis Lebrun. Beim sich unmittelbar anschließenden WTT Champions in Montpellier besiegte Duda auf dem Weg in das Halbfinale den vielfachen Afrikameister und langjährigen Top-20-Spieler Quadri Aruna (Nigeria) sowie mit dem an den Positionen neun und vier der Welt notierten Duo Lin Gaoyuan und Liang Jingkun erstmals zwei chinesische Superstars.
Benedikt Duda ab Dienstag unter den Top 20 und ab dem 3.11. beim WTT Champions Frankfurt
Der Lohn: 15.000 US-Dollar Preisgeld und 350 Weltranglistenpunkte, die den trainingsfleissigen Bergneustäder in der nächsten Weltranglistennotierung am Dienstag voraussichtlich von Platz 22 auf 17, auf jeden Fall aber erstmals unter die Top 20 katapultieren werden. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wird sich Benedikt Duda sofort auf das nächste Topevent vorbereiten. Denn der EM-Zweite will seine Bestform ab dem kommenden Sonntag auch beim mit 500.000 Dollar dotierten WTT Champions Frankfurt in der Süwag Energie ARENA (3. bis 10. November) unter Beweis stellen: "Ich freue mich jetzt schon riesig auf das Champions-Turnier in Frankfurt. Ich hoffe, dass ich dann vor dem deutschen Publikum so gut performen kann, wie mir das in Linz und in Montpellier gelungen ist." Tickets gibt es noch für alle acht Turniertage.
Die Spiele am Sonntag
Herren-Einzel, Halbfinale
Benedikt Duda - Tomokazu Harimoto JPN 2:4 (-7,-7,8,6,-9,-8)
Felix Lebrun FRA - Lin Shidong CHN 4:0 (9,9,6,3)
Finale
Felix Lebrun FRA - Tomokazu Harimoto JPN 17 Uhr
Damen-Einzel, Finale
Miwa Harimoto JPN - Satsuki Odo JPN 16 Uhr
Links
WTT Champions Montpellier (22. bis 27.10.): Auslosung, Ergebnisse, Infos
WTT Feeder Cagliari (22. bis 27.10.)
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WTT Champions Frankfurt (3.-10.11.): Infos
Die deutschen Starter beim WTT Champions Montpellier (22. bis 27.10.)
Damen: Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside)
Herren: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT)
Betreuer: Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (DTTB-Cheftrainer Düsseldorf)